Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt präsentiert sich am Dienstag ohne eine klare Richtung. Nachdem der Leitindex SMI zunächst knapp im Plus gestartet war, notiert er mittlerweile knapp im Minus. Vor allem Kursabgaben bei den drei Schwergewichten setzen dem Gesamtmarkt zu. Wie Händler betonen, tragen auch die gemischten Vorgaben aus Übersee zu dem insgesamt uneinheitlichen Bild bei.

Die Vorsicht, die in dieser Woche an einigen Märkten zu beobachten sei, erscheine durchaus sinnvoll, kommentiert ein Händler. Immerhin hätten die meisten Börsen einen starken Jahresauftakt hingelegt. Als Stütze sehen Börsianer den starken Anstieg der Renditen in den letzten Tagen, der langfristige US-Treasuries etwas attraktiver gemacht hat. Gleichzeitig sei angesichts der jüngsten Kursgewinne bei Aktien aber auch das Rückschlag-, bzw. Korrektur-Risiko gestiegen, heisst es von den eher vorsichtigen Akteuren. Sie meinen, dass es speziell bei Sektoren wie Technologie zu kurzfristig scharfen technischen Korrekturen kommen könnte, während etwa Energieaktien und zyklische Werte gefragt sein dürften.

Der Swiss Market Index (SMI) tritt gegen 11 Uhr mit -0,03 Prozent auf der Stelle bei 10'867,21 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, gewinnt 0,05 Prozent auf 1'723,45 Zähler und der umfassende SPI ebenfalls 0,05 Prozent auf 13'479,20 Punkte zu. Im SLI halten sich Gewinner und Verlierer knapp die Waage.

Die Spanne zwischen dem grössten Gewinner AMS (+2,7%) und dem grössten Verlierer Temenos (-6,6%) ist denn auch überdurchschnittlich hoch. In beiden Fällen sind Analystenkommentare massgeblich für die Bewegungen verantwortlich. So haben die Analysten der Deutschen Bank das Kursziel für AMS erhöht. Updates verschiedener Konkurrenten deuteten darauf hin, dass die Halbleiterindustrie im vierten Quartal 2020 weiter an Fahrt aufgenommen habe, heisst es in dem Report.

Dagegen haben die Experten der Credit Suisse die Daumen für Temenos gesenkt. Die Experten begründen ihren Schritt mit kurzfristig negativen Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung durch eine Umstellung hin Richtung Cloud/SaaS, die vom Markt unterschätzt werde.

Auf der Favoriten-Liste sind am Vormittag neben AMS noch die Anteilsscheine aus der Finanzbranche zu finden. Bei den beiden Grossbanken CS (+1,7%) und UBS (+0,9%) greifen Investoren nach einer Branchenstudie der Société Générale beherzt zu, nachdem die Experten den beiden Unternehmen eine gute Performance 2020 attestiert haben. Zudem sorgen die weiter steigenden Treasury-Renditen in den USA für eine anhaltend gute Stimmung in der Branche. Freundlich präsentieren sich auch noch die beiden Versicherer Swiss Life und Swiss Re (beide +0,4%).

Nachdem die Bauchemie- und Klebstoffherstellerin Sika (+0,8%) am Morgen Umsatzzahlen für 2020 vorgelegt hat, sind die Aktien ebenfalls gesucht. Der Konzern blickt auf ein starkes Schlussquartal zurück. Das gilt sowohl für das organische Umsatzwachstum als auch für die Margenentwicklung. Die Aussagen für das neue Jahr wissen ebenfalls zu gefallen.

Mit Geberit, Kühne+Nagel und Clariant sind noch weitere zyklische Vertreter gefragt. Sie steigen zwischen 1,3 und 1,6 Prozent. Geberit wird an diesem Donnerstag als nächster Blue Chip über die Umsatzentwicklung 2020 berichten. Kühne+Nagel macht derweil in Sachen Nachhaltigkeit in der Luftfracht vorwärts. Zusammen mit der Fluggesellschaft Air France KLM Cargo (AFKLM) lanciert er eine klimaneutrale Luftfrachtlinie zwischen Nordamerika und Europa.

Dass der Markt nicht vom Fleck kommt, ist vor allem den -0,5 Prozent bei Nestlé und dem Minus von jeweils 0,3 Prozent bei den Roche-Bons und Novartis geschuldet.

Aber auch sonst werden defensive Aktien eher gemieden. So geben Givaudan um 0,9 Prozent nach. Auch Sonova und Swisscom hinken dem Markt mit Abgaben von je 0,4 Prozent hinterher.

Noch stärker fallen im breiten Markt die Aktien von SHL Telemedicine, die um 8,7 Prozent absacken. Händler verweisen darauf, dass SHL in Deutschland einen Millionen-Auftrag einer Krankenkasse verloren habe.

Dem steht ein Plus von knapp 11 Prozent bei Zur Rose gegenüber, die von Analystenkommentaren profitieren. Interroll (+6,1%) ziehen im Zuge eines angekündigten Management-Wechsels stark an.

hr/ra