Zürich (awp) - Die Stimmung am Markt bleibt angespannt. Auch der eher orientierungslose Handel am Schweizer Aktienmarkt macht dies deutlich. Der SMI wechselt im Verlauf des Donnerstagsvormittags immer wieder die Vorzeichen. Das Thema Inflation hat sich wieder ganz oben auf die Themen-Liste der Börsianer vorgearbeitet. Damit einher geht das Thema Notenbankpolitik. Die Aussicht auf eine weltweit restriktivere Geldpolitik schüre Sorgen um die kurz- bis mittelfristigen Wirtschaftsaussichten. Dieser Mix lasse Investoren zunehmend risikoscheuer werden, so dass sie ihr Geld aus risikoreicheren Anlagen abziehen. Stattdessen verbuchen die als sicher geltenden Anleihenmärkte denn auch klare Kursgewinne.

Als richtungsweisend sehen Marktbeobachter denn auch die europäischen Inflationszahlen sowie das Protokoll der letzten EZB-Sitzung. In den letzten Tagen hatten die höher als erwartet ausgefallene Teuerungsraten in einzelnen EU-Ländern die Investoren bereits darauf vorbereitet, dass sich die Inflation in der Eurozone am Ende weniger als erwartet abgeschwächt hat. Hinzu kommt ein weiterer Tag mit einer Flut an Unternehmenszahlen im In- und Ausland. Während zahlreiche Konzerne gute Zahlen für 2022 vorgelegt haben, sind die Ausblicke teilweise eher verhalten.

Gegen 11.10 Uhr steht der SMI bei 11'026,45 Punkten (-0,26%). Seine bisherige Handelsspanne liegt zwischen 10'994 und 11'080 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,51 Prozent auf 1753,31 Zähler und der breite SPI um 0,19 Prozent auf 14'238,15 Zähler. Im SLI geben 24 Werte nach und sechs gewinnen hinzu.

Wie die Experten von BNP Paribas festhalten, sei es aus charttechnischer Sicht wichtig, dass der angeschlagene SMI nicht nachhaltig unter das Tagestief vom (gestrigen) Mittwoch von 11'040 Punkten rutsche.

Auf Zahlenseite haben sich am Morgen vor allem zahlreiche Vertreter aus der Technologiebranche mit Zahlen zu Wort gemeldet. Während sie teilweise starke Ergebnisse für 2022 vorgelegt haben, stossen sich Investoren an den teilweise vorsichtigen Ausblicken. VAT (Aktie -5,3%) etwa hat Zahlen im Rahmen der Erwartungen geliefert. Der vorsichtige Ausblick aber wird nicht gutgeheissen.

AMS Osram (-2,3%) werden laut Händlern durch einen Analystenkommentar belastet, wonach die iPhone-Absätze in Europa eher verhalten bleiben. Dies sei kein wirklich gutes Omen für die Absatzentwicklung von Apple, für die AMS Osram auch weiterhin als Zulieferer gehandelt werden.

Einmal mehr stehen auch die Aktien der CS (-3,0%) auf den Verkaufslisten. Aber auch für die UBS (-1,3%) geht es überdurchschnittlich abwärts. Bank-Aktien werden europaweit am Donnerstag verstärkt auf den Markt geworfen. Aber auch die übrigen Finanzwerte wie Swiss Re, Julius Bär, Zurich oder Partners Group stehen mit Abgaben von bis zu 0,8 Prozent auf den Verkaufslisten.

Dem stehen Kursgewinne von 0,8 Prozent auf 583,40 Franken etwa bei der Swisscom gegenüber. Die Experten von Morgan Stanley sorgen mit einem auf 680 Franken erhöhten Kursziel für Phantasie.

Gestützt wird der Markt zudem von den drei Schwergewichten. So legen Nestlé, Roche und Novartis zwischen 0,1 und 0,6 Prozent zu.

Es sind aber vor allem die Unternehmen aus den hinteren Reihen, die an diesem Tag das Nachrichtenaufkommen mit ihren Zahlen dominieren. Allen voran brechen Meyer Burger um 18 Prozent ein. Der Grund ist eine überraschende Senkung des Produktionsziels für 2023.

Prozentual zweistellig geht es auch für Bystronic abwärts (-12%). Der Gewinn des Herstellers von Maschinen zur Blechbearbeitung ist eingebrochen, und die Dividende wurde stark gekürzt.

SoftwareOne, Gurit, Clariant, Inficon und auch Comet geben nach Jahresabschlüssen und zum Teil enttäuscht aufgenommenen Ausblicken um bis zu 4,5 Prozent nach.

Dagegen gelingt es Unternehmen wie VZ Holding, Forbo, Kardex oder Cicor die Investoren zu überzeugen, wie die Kursgewinne in den Aktien von bis zu 5,0 Prozent verdeutlichen.

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