Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt kommt am Dienstag nicht recht vom Fleck. Der Leitindex SMI bewegt sich den Vormittag über in einer engen Spanne um den Schlusskurs vom Wochenstart. Es werde derzeit viel Kapital an der Seitenlinie geparkt, da Investoren auf günstigere Einstiegskurse warten, die nicht kommen wollen, erklärt ein Händler. Zudem fehlten positive Impulse. Vielmehr nähmen die Unsicherheiten in Sachen Zinsen und Geopolitik wieder zu.

Das Bild könnte sich in den kommenden Tagen ändern. Dann nimmt die Berichtssaison sowohl hierzulande als auch in Europa und den USA wieder Fahrt auf. Dass Anleger aktuell etwas vorsichtiger agierten, liege auch an der bevorstehenden Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell am Abend in Washington. Denn während das Fed auf der letzten Sitzung das Tempo aus dem Zinserhöhungszyklus erst einmal rausnahm, folgte am vergangenen Freitag ein Arbeitsmarktbericht, der alle Hoffnungen auf eine Zinssenkung bereits in der zweiten Jahreshälfte zunichtemachte. Auch die neuen geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA dämpfen die Kauflaune.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,10 Prozent auf 11'271,48 Punkte und der breite SPI tendiert 0,23 Prozent schwächer auf 14'476,13 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,23 Prozent auf 1783,21 und der breite SPI um 0,15 Prozent auf 14'534,69 Zähler. Im SLI halten sich Gewinner und Verlierer ungefähr die Waage.

Klar enttäuscht reagieren Investoren auf die Zahlen von AMS Osram, wie das prozentual zweistellige Minus von 19 Prozent zeigt. Der Sensorenhersteller ist im Schlussquartal 2022 weiter kräftig im Gegenwind gestanden: Umsatz und Betriebsgewinn zum Jahresende und unter dem Strich steht ein Riesenverlust. Die Erwartungen der Analysten wurden nicht ganz erfüllt. Sorgen bereitet den Investoren aber insbesondere der getrübte Ausblick.

Von den Techwerten unter den Blue Chips geben neben AMS Osram nur noch Logitech (-1,4%) nennenswert nach. Zusammen mit den AMS-Zahlen sorgen auch die US-Vorgaben für trübe Stimmung im Sektor. In den hinteren Reihen belastet dies Werte wie U-blox, Inficon oder Comet, die um bis zu 3,3 Prozent fallen.

Auf den Verkaufslisten sind ausserdem Titel wie Sika, Lonza oder auch Alcon zu finden. Sie verbilligen sich zwischen 1,7 und 0,8 Prozent. Sie alle haben sich im bisherigen Jahresverlauf sehr gut geschlagen, so dass die aktuelle Zurückhaltung bei diesen Werten verstärkt Gewinnmitnahmen auslösen kann.

Etwas uneinheitlich tendieren die Finanzwerte. So weisen Partners Group und Zurich negative Vorzeichen auf. Aktien der CS, von Julius Bär, der Swiss Re und der UBS gewinnen unterdessen bis zu 0,6 Prozent hinzu. Bei der Grossbank CS sorgen verschiedene Medienberichte für erhöhte Aufmerksamkeit.

Laut Reuters etwa strebt das Management offenbar einen Börsengang für das Investmenthaus CSFB im Jahr 2024 oder 2025 an. Zu den Interessenten an einem Anteil an einer von der Credit Suisse abgespaltenen Investmentbank CS First Boston gehört laut einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) auch Apollo Global Management. Die CS sei derzeit in Verhandlungen mit dem US-Investmentunternehmen, schreibt das Blatt.

Bei der Swiss Re verweisen Händler auf den französischen Konkurrenten Scor. Dieser hat berichtet, er habe bei der Prämienerneuerungsrunde seine Ziele erreicht. Die Prämien würden merklich steigen und dadurch werde sich die technische Rentabilität und das Risikoertragsprofil verbessern, wie Scor mitteilte. Das sei ein gutes Omen für die Swiss Re.

Ähnlich geht es auch bei Sonova (+2,8%) zu. Der dänische Konkurrent Demant ist organisch stärker gewachsen als erwartet, was auch dem Schweizer Hörsystem-Spezialisten einen kräftigen Schub gebe.

In den hinteren Reihen fallen Idorsia (-7,5%) auf. Nach Zahlen kommen die Papiere immer weiter zurück. Erst am Vortag hatte eine Forschungs-Schlappe die bisherigen Jahresgewinne zunichte gemacht. Auch bei Lastminute (-5,2%) und Kudelski (-3,5%) reagieren Investoren verschnupft auf die Zahlen.

Die Versandapotheke Zur Rose (+1,4%) knüpft derweil mit weiteren Kursgewinnen an die steile Aufwärtsbewegung der letzten Tage an. Immer mehr Analysten setzen ihre Kursziele nach der angekündigten Trennung vom Schweiz-Geschäft ihre Kursziele hoch.

hr/ra