Zürich (awp) - Zum Wochenschluss ist das Marktgeschehen von einer gestiegenen Vorsicht geprägt. Das zeigt sich beim SMI quasi doppelt. Ebenso wie seine europäischen Pendants gibt er zwar nach. In dem unsicheren Umfeld greifen Investoren aber verstärkt nach den defensiven Werten wie den beiden Pharmaschwergewichten, die denn auch den Gesamtmarkt stützen. Ab dem Mittag dürfte die Unruhe an den Märkten dann nochmals zunehmen, da dann die ersten Terminkontrakte auslaufen. Es ist nämlich "Hexensabbat". An diesem sogenannten grossen Verfallstag laufen Futures und Optionen auf Indizes wie auch Optionen auf einzelne Aktien aus.

In der Regel ist der Handel an diesen Tagen volatiler als sonst. Am heutigen Freitag habe der Verfallstermin eine ganz besondere Aussagekraft, so ein Händler. "Durch die Kurskapriolen in den letzten Handelstagen hat sich die Ausgangssituation für viele Derivate-Inhaber massiv verschoben." Aber auch sonst war diese Woche von einer steigenden Unsicherheit vor der US-Notenbanksitzung kommende Woche geprägt. Inflationsdaten sprechen für eine Erhöhung der US-Leitzinsen auf mindesten 3,25 Prozent. "Während weitere 75 Basispunkte das Pflichtprogramm darstellen, wird nach den jüngsten Inflationsdaten an der Börse auch über die grosse Keule 100 spekuliert." Kein Wunder also, dass der zuletzt aufgekommene Optimismus komplett in Inflations- und Zinsangst umgeschlagen sei.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,43 Prozent auf 10'700,57 Punkte und steuert damit auf ein Wochenminus etwa 1,8 Prozent zu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,84 Prozent auf 1622,70 und der breite SPI um 0,57 Prozent auf 13'670,21 Zähler. Im SLI geben alle 30 Titel bis auf drei nach.

Die Liste der grössten Verlierer ist gespickt mit den unterschiedlichsten Vertretern zyklischer Branchen, die damit ihre schwache Vortagesperformance fortsetzen. Bei Sika (-3,3%) und in den hinteren Reihen Clariant (-2,0%) hatten bereits am Vortag Gewinnwarnungen von US-Konkurrenten für erhöhten Verkaufsdruck gesorgt.

Aber auch konjunktursensible Werte wie Richemont, Kühne+Nagel, ABB, Swatch oder Holcim geben mit Verlusten von jeweils mindestens 1,8 Prozent überdurchschnittlich stark nach. Bei Kühne+Nagel machen Börsianer sinkende Frachtraten und eine einkassierte Gewinnwarnung vom US-Konzern FedEx als Belastungsfaktoren aus.

Beim Bauzulieferer Holcim verhindert der vollzogene Verkauf des Indien-Geschäfts an die Adani Gruppe zumindest einen noch deutlicheren Kursrutsch. Analysten äussern sich zunächst auch wohlwollend dazu. Vontobel sieht im Verkauf des Indien-Geschäfts gar einen Befreiungsschlag.

Schwächer sind auch Technologiewerte wie Temenos, Logitech oder AMS Osram die sich um bis zu 1,6 Prozent verbilligen. Hier verweisen Händler unter anderem auf die schwachen US-Vorgaben.

Insgesamt im Minus bewegen sich auch die verschiedenen Vertreter der Finanzbranche. Während Titel wie Partners Group, UBS und CS um jeweils mehr als 1 Prozent zurückfallen, geben die Versicherer Zurich, Swiss Re und Swiss Life zwischen 0,1 und 0,4 Prozent etwas moderater nach.

Die beiden SMI-Tauschkandidaten SGS (-1,3%) und Sonova (-3,2%) stehen zum Wochenschluss ebenfalls im Fokus. Ab dem kommenden Montag wird Sonova den Warenprüfkonzern SGS im SMI ersetzen. Allerdings sei das charttechnische Bild bei dem Hörsystemspezialisten seit der Gewinnwarnung im August so angeschlagen, dass er davon abrate, in ein fallendes Messer zu greifen, warnt ein Chartanalyst.

Im SMIM ersetzen dann SGS, Belimo (-0,6%) und die Inhaberaktien von Roche (+0,4%) ab Montag Sonova, Cembra (+2,1%) und BB Biotech (-0,4%).

In den hinteren Reihen sorgen Analystenkommentare bei Werten wie Idorsia (-1,7%) oder auch Helvetia (-1,7%) und Baloise (-1,7%) für Abgaben. Die Titel von Idorsia werden von der Citigroup neu zum Verkauf empfohlen.

Dagegen erhalten SFS (+0,8%) und Landis+Gyr (+0,4%) jeweils etwas Rückenwind nach aktuellen Studien.

hr/ra