Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt mühen sich zum Wochenschluss die Bullen ab, doch noch einen versöhnlichen Wochenausklang zu erreichen. Der Leitindex SMI war zunächst mit Abgaben in den Handel gestartet. Im weiteren Verlauf hat er diese aber nach und nach eingedämmt und bewegt sich und in einer engen Spanne um den Schlusskurs vom gestrigen Donnerstag. An den Belastungsfaktoren hat sich derweil nichts geändert. Vielmehr werden die Einschränkungen in vielen Ländern wegen der steigenden Corona-Zahlen nun weiter verschärft.

Damit steigt auch die Zurückhaltung. Sowohl Unternehmen als auch private Haushalte halten sich mit Ausgaben zurück. Der wirtschaftliche Aufschwung drohe so ins Stocken zu geraten, fasst es ein Marktteilnehmer zusammen. Auch wenn die aktuellen BIP-Zahlen aus der Eurozone an diesem Freitag positiv überraschen. Hinzu kommen die US-Präsidentschaftswahlen in der kommenden Woche. Die Ergebnisse werden für Mittwoch erwartet. Bis dahin dürfte die Nervosität hoch bleiben, sind sich Börsianer einig. Wie hoch die Nervosität derzeit ist, zeigt sich auch am Volatilitätsindex SMI, der aktuell so hoch notiert, wie zuletzt im Juni.

Der SMI präsentiert sich gegen 11.10 Uhr bei einem Stand von 9'555,36 Punkten mit -0,01 Prozent nahezu unverändert. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, steigt derweil um 0,19 Prozent auf 1'475,24 Punkte und der umfassende SPI verharrt mit +0,02 Prozent bei 11'953,73 Zählern ebenfalls auf der Stelle. Unter den 30 SLI-Werten stehen 17 Gewinnern 12 Verlierern gegenüber. Sika sind unverändert.

Die grössten Gewinne verzeichnen dabei die Aktien der Swiss Re (+2,7%) nach Zahlen. Der Rückversicherer hat in den ersten neun Monaten 2020 zwar einen Verlust geschrieben allerdings fiel dieser nicht so hoch aus, wie von einigen Analysten befürchtet. Vor allem der Gewinn im dritten Quartal wird als positive Überraschung gesehen.

Aber auch die übrigen Finanzwerte machen einen Teil ihrer jüngsten Verluste wieder wett. So sind neben der Swiss Re Versicherer wie Zurich oder Swiss Life ebenso gesucht wie die Aktien der Grossbank CS oder die von Julius Bär, wie die Kursgewinne zwischen 1,2 und 0,3 Prozent zeigen.

Freundlich zeigen sich nach Zahlen auch LafargeHolcim (+0,9%). Der Baustoffkonzern hat im dritten Quartal die Markterwartungen klar übertroffen. Nachfrage und Preise waren solide. Zudem konnte die Marge durch Kostensenkungen verbessert werden und die Prognose für den Free Cash Flow wurde deutlich angehoben.

Weitere Zykliker wie Geberit (+1,0%) oder ABB (+0,6%) legen ebenfalls überdurchschnittlich zu. Der Sanitärtechnikkonzern hatte am Vortag mit seinen Zahlen besser als erwartet abgeschnitten.

Darüber hinaus greifen Investoren auch bei Straumann zu. Die Aktien gewinnen mehr als 2 Prozent auf 949,40 Franken. Die Experten von Mirabaud haben am Morgen das Kursziel für die Titel 1'111 Franken angehoben.

Auf der Verlierer-Liste sind unterdessen erneut die Aktien von Richemont (-1,3%) zu finden. Sie hatten schon am Vortag zu den Verlieren gehört. Die Übernahme von Tiffany durch LVMH wirft bei Marktteilnehmern Fragen über das Marktpotenzial von Richemont auf.

Schwächer präsentieren sich auch die Anteilsscheine der Swisscom (-0,8%), die sich am Vortag nach Zahlen recht wacker geschlagen hatten. Es sind aber vor allem Verluste von 0,7 und 0,4 Prozent bei den beiden Schwergewichten Nestlé und Roche, die den Markt zurückhalten.

Uneinheitlich entwickeln sich hingegen die Technologiewerte. So geben Logitech (-0,5%) und Temenos (-0,1%) nach, während AMS um 1,0 Prozent steigen. Am Vorabend nach Börsenschluss hatten an der Wall Street einige der grossen Technologieunternehmen wie Apple oder Twitter Zahlen vorgelegt. "Eigentlich waren die Quartalszahlen der vier Tech-Giganten nicht so schlecht, allerdings waren die Erwartungen noch höher", erklärt ein Börsianer den Impuls aus Übersee.

In den hinteren Reihen fallen die Aktien von Kudelski mit weiteren Kursabgaben von 5,1 Prozent auf. Schon am Vortag waren sie im frühen Handel mit einem Taucher aufgefallen.

Dem stehen kräftige Gewinne von 7,5 Prozent bei Starrag und von 6 Prozent bei Santhera gegenüber.

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