Zürich (awp) - Dem Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag nach anfänglichen deutlichen Gewinnen der Schnauf etwas ausgegangen. Der SMI als wichtigstes Schweizer Aktienbarometer hatte im frühen Handel die Marke von 11'000 Punkten klar übersprungen, fiel danach aber wieder mehr oder weniger auf diesen Wert zurück. Im Moment gebe es zwar kaum negative Nachrichten im Markt, heisst es im Handel. Aufgrund der satten Gewinne bisher in dieser Woche seien aber erste Gewinnmitnahmen nicht überraschend.

Für einen steilen Anstieg hatte am Vortag vor allem eine Meldung aus China gesorgt, wonach Forscher ein Medikament gegen das Coronavirus gefunden hätten. Die WHO habe das zwar anschliessend dementiert, so ein Händler, dies sei den Marktteilnehmern aber offenbar ziemlich egal gewesen. Als positiv gesehen für den US- und damit auch für den hiesigen Aktienmarkt wird auch das Ende des Impeachment-Verfahrens gegen US-Präsident Donald Trump mit dem erwarteten Ausgang. Die Erwartung eines zweiten Siegs von Trump bei den Wahlen im Herbst dürfte die Nachfrage nach Aktien jedenfalls weiter ankurbeln, glauben Marktteilnehmer.

Der Leitindex SMI gewinnt kurz vor 11 Uhr noch 0,06 Prozent auf 11'000,67 Punkte (Tageshoch 11'061). Gegenüber Ende letzter Woche entspricht das einem Plus von 3,5 Prozent oder über 370 Punkten. Der SLI, welcher die 30 wichtigsten Schweizer Werte umfasst, avanciert derzeit noch um 0,08 Prozent auf 1'683,97 Punkte, während der breite SPI mit -0,02 Prozent auf 13'281,59 gar leicht ins Minus gefallen ist. Bei den 30 Blue Chips gibt es aktuell noch 18 Gewinner und zwölf Verlierer.

Klar grösste Gewinner bei den Blue Chips sind weiterhin AMS (+4,2%). Die Aktien des Sensorenherstellers wurden laut Händlern von aggressiven Anschlusskäufen erfasst. Verwiesen wird einerseits auf erfreuliche operative Fortschritte beim Übernahmeziel Osram Licht, andererseits aber auch auf den überraschend soliden Ausblick des US-Branchenprimus Qualcomm. Leerverkäufer stünden nun erst recht unter Druck, ihre Wetten gegen die Papiere von AMS zu überdenken, sagte ein Händler.

Gesucht sind auch die beiden Grossbankentitel CS (+2,0%) und UBS (+1,3%). Vor allem bei der CS sei das Erholungspotential nach dem zuletzt schwachen Abschneiden enorm, heisst es im Markt. Die Wirren und Gerüchte um die Führungsspitze der zweitgrössten Schweizer Bank dürften aber weiterhin tendenziell belastend wirken.

Nach einem schleppendem Start gehören mittlerweile auch Swisscom (+1,1%) zu den grössten Gewinnern. Die Resultate werden von Analysten vorwiegend positiv gewürdigt. Er sei von der Widerstandsfähigkeit des Tagesgeschäfts im Schlussquartal beeindruckt, meinte einer. Vor allem auch die Performance der italienischen Tochter Fastweb findet Anerkennung in Marktkreisen.

Ansonsten sind einige Zykliker überdurchschnittlich gesucht wie etwa LafargeHolcim (+0,8%), Swatch (+0,8%), Richemont (+0,4%) oder Adecco (+0,4%), aber auch die Versicherer Swiss Re (+0,5%), Zurich (+0,4%) und Swiss Life (+0,4%) sind im oberen Teil des Feldes zu finden.

Bei den Schwergewichten liegen Novartis (+0,2%) vor Nestlé (+0,1%) und Roche (-0,4%). Roche hatten allerdings am Vortag ohne fundamentale News eindrückliche 3,1 Prozent zugelegt, so dass auch hier die Abgaben nicht überraschen.

Bei den Verlierern stehen Temenos (-1,1%), Lonza (-0,8%) und Julius Bär (-0,7%) zuoberst, ohne dass dazu allerdings fundamentale News vorhanden wären.

Im breiten Markt stehen Dätwyler (-0,9%), Idorsia (-1,8%), Molecular Partners (-5,2%) oder Glarner Kantonalbank (+1,2%) nach Zahlen im Fokus. Die Verluste bei den beiden Biotech-Werten dürften ebenfalls vor allem auf Gewinnmitnahmen und nicht auf schlechte Zahlen zurückzuführen sein, so Marktkreise.

Deutlich zulegen können Schmolz+Bickenbach (+6,8%). Der Stahlhersteller hat nach dem Kontrollwechsel im Januar nun eine frühere Anleihe zum Rückkauf ausgeschrieben.

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