Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt steigen am Dienstag zwar die Kurse, für neue Höchststände reicht der Schwung aber nicht aus. Nachdem der Leitindex SMI im frühen Handel noch bis knapp an seine Rekordmarke von 12'072 Punkten herangekommen war, bewegt er sich mittlerweile wieder nahe seinem Schlusskurs von Montag. Wie Händler einstimmig erklären, verdirbt die Delta-Variante des Coronavirus und das Risiko weiterer Infektionswellen in Teilen der Welt Anlegern die Lust auf Aktien. Wobei das vor allem auf Europa und Asien zutrifft. An der Wall Street setzte sich die Rekordjagd fort.

Die Sorge, die Pandemie könnte in die Verlängerung gehen, nachdem man das Thema an der Börse schon abgehakt hatte, wirke derzeit etwas wie eine kalte Dusche für einige Marktteilnehmer, meinte ein Händler. Und während die Länder mit einer zügig verlaufenden Impfkampagne von der Delta-Variante weniger betroffen sein dürften, berge die hochansteckende Mutante ein Risiko für die Staaten, die mit der Immunisierung ihrer Bevölkerung nicht so weit fortgeschritten sind. Entsprechend sei eine Pandemie-Erholung der unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu beobachten.

Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,17 Prozent hinzu auf 12'029,13 Punkte. Im Handelsverlauf war der Leitindex noch bis auf 12'063 Zähler gestiegen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,28 Prozent auf 1948,19 und der breite SPI um 0,12 Prozent auf 15'437,67 Punkte. Im SLI stehen 24 Gewinnern sechs Verlierer gegenüber.

Unter den grössten Gewinnern sind erneut die Anteilsscheine von Adecco (+1,5%) zu finden. Bereits zum Wochenstart waren die Aktien nach einem Analystenkommentar von der HSBC verstärkt gesucht.

Auch Werte wie Schindler (+0,9%), ABB (+0,8%), Sika (+0,7%) oder Geberit (+0,6%) gewinnen überdurchschnittlich stark hinzu. Sie hatten bereits in der Vorwoche einen starken Lauf, als sich die Fortschritte in dem Milliarden-schweren US-Infrastrukturpaket abzeichneten.

Insgesamt fest präsentiert sich zudem die Finanzbranche. So gewinnen Zurich 0,8 Prozent hinzu. Es folgen die CS, Swiss Re, Partners Group, UBS und Julius Bär mit Kursgewinnen zwischen 0,7 und 0,6 Prozent. Auch europaweit gehören Bankaktien zu den gefragtesten Titeln, wie die Kursgewinne im Branchenindex zeigen.

Insgesamt freundlich präsentieren sich auch die beiden Uhrenhersteller Swatch und Richemont (beide +0,6%). Am Vortag noch hatten sie wegen der Sorgen um steigende Corona-Zahlen zur Schwäche geneigt.

Dass die SMI-Gewinne mittlerweile etwas zusammengeschmolzen sind, liegt vor allem an den beiden Schwergewichten Novartis (-0,4%) und Roche (-0,1%), die den Gesamtmarkt belasten. Die Nummer drei, Nestlé, hält sich mit +0,3 Prozent hingegen im Plus.

Neben den beiden Pharma-Werten kommen mit Lonza (-0,9%), und Straumann (-0,3%) noch weitere Vertreter der Gesundheits- und Lifesciencebranche zurück.

Etwas stärkere Ausschläge sind in den hinteren Reihen auszumachen. Dort erholen sich Polyphor mit +8,8 Prozent leicht von dem Kurssturz am Vortag. Mit etwas Abstand folgen Bystronic (+2,9%) nach Aussagen zum Geschäftsverlauf und Siegfried (+1,9%) nach einem Analystenkommentar.

Die Aktien des Zugbauers Stadler Rail sacken dagegen nach einer Aktienplatzierung um 2,1 Prozent ab.

Dufry (-2,2%) und Flughafen Zürich (-1,4%) sind ebenfalls erneut schwächer. Die Sorge um die Ausbreitung der Delta-Variante hinterlasse auch auf Branchensicht ihre Spuren. Anleger hätten sich in den letzten Tagen bei Tourismus- und Airline-Aktien erst einmal wieder in Sicherheit gebracht, kommentierte ein Händler. Denn für die Unternehmen, die mit Ferien ihr Geld verdienen, sind neue politische Reisebeschränkungen aus Angst vor einem sich wieder beschleunigenden Infektionsgeschehen gleichzusetzen mit entgangenem Geschäft. 

hr/uh