Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt herrscht am Dienstag so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm. In einem insgesamt impulslosen Umfeld müssen sich Investoren zurechtfinden. Der Datenkalender ist ausgedünnt, und erst ab der Wochenmitte ist mit marktbewegenden Daten zu rechnen. Da lehne sich kein Investor zu weit aus dem Fenster, heisst es im Handel. Schon zum Wochenstart sei der Handel eher dünn gewesen und habe so an sich wenig Aussagekraft über den Gesamtmarkt, sagt ein Börsianer.

"Und mit der vermeintlichen Ruhe am Aktienmarkt könnte es bereits morgen wieder vorbei sein", vermutet ein weiterer Beobachter. Dann werden in den USA neue Inflationsdaten publiziert. Ganz gleich wie sie ausfallen, Zinssenkungseuphorie, welche den Märkten noch vor einigen Wochen Auftrieb gab, werden sie nicht zurückbringen. Jegliche Enttäuschung dürfte dagegen die Stimmung klar belasten. Nach den US-Daten folgt am Donnerstag dann die EZB mit ihrem neuesten Zinsentscheid. Ähnlich wie beim Fed fragen sich die Investoren auch bei den Europäern, wann die Zinswende nun kommt. Darüber hinaus läuten ab der zweiten Wochenhälfte erste gewichtige Blue Chips die Berichtssaison ein.

Der Leitindex SMI notiert gegen 11.00 Uhr um 0,08 Prozent tiefer bei 11'538,41 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,21 Prozent auf 1893,59 und der breite SPI ist mit -0,03 Prozent kaum bewegt bei 15'220,16 Zähler. Im SLI geben 18 Werte nach, zwölf gewinnen hinzu.

In einem insgesamt recht nachrichtenarmen Handel sorgen vor allem Analystenkommentare für Ausschläge bei einzelnen Werten. Beim Verpackungsspezialisten SIG Group (-1,5%) warnen die Experten von Kepler Cheuvreux etwa davor, dass die Zahlen zum ersten Quartal durch einige Marktschwächen beeinflusst sein könnten.

Dahinter folgen Vertreter unterschiedlichster Branchen wie etwa die Werte des Pharmazulieferers Lonza (-1,4%), des Uhrenherstellers Richemont (-1,0%) oder des Baustoffspezialisten Holcim (-0,9%). Sie alle haben im bisherigen Jahresverlauf zwischen 16 und 57 Prozent zugelegt, so dass Investoren die aktuelle Orientierungslosigkeit nutzen, ein paar Gewinne einzustreichen.

Überwiegend schwächer präsentieren sich auch die verschiedenen Vertreter der Finanzbranche. So fallen Partners Group um 0,8 Prozent. Swiss Re (-0,9%) und UBS (-0,4%) sind ebenfalls im Verliererfeld zu finden. Bei der UBS warnen die Experten von Kepler Cheuvreux, dass die Grossbank mit Blick nach vorne vor weiteren Herausforderungen stehe.

Derweil sind Julius Bär (+1,9%) Spitzenreiter, nachdem sich gleich zwei Analysehäuser wohlwollend über die Papiere geäussert haben. So sehen die Experten von Kepler Cheuvreux die Privatbank vor einem frischen Anfang. Für die Deutsche Bank bleibt Julius Bär unterdessen der bevorzugte Wert unter den Vermögensverwaltern. Die Vermögensverwaltung profitiere aus globaler Perspektive von strukturellem Rückenwind, heisst es dort. Zinssenkungen rückten näher, die Aktienmärkte blieben günstig und die Risikobereitschaft der Kunden kehre langsam zurück. Julius Bär sei damit an einem "Sweet Spot".

Und auch im Fall von Roche GS (+1,1% auf 222,10 Fr.) sind es vor allem die Experten aus dem Hause Kepler Cheuvreux, die für Rückenwind sorgen. Sie haben die Titel am Morgen auf "Buy" von "Hold" hochgestuft. Das Kursziel senkt der Analyst gleichzeitig zwar auf 285 Franken. Dies liegt aber immer noch deutlich über dem aktuellen Kurs.

Neben Roche liefern noch Swisscom (+0,5%), Nestlé und Givaudan (je +0,3%) aus dem defensiven Lager eine gewisse Unterstützung für den Markt.

In den hinteren Reihen greifen Investoren bei Leonteq (+2,1%) zu, nachdem Baader Europe die Coverage mit einer Kaufempfehlung aufgenommen hat.

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