Zürich (awp) - Zur Wochenmitte halten die Marktteilnehmer am Schweizer Aktienmarkt zunächst inne und konsolidieren die Kursgewinne seit Wochenbeginn. Auch an den wichtigsten europäischen Börsenplätzen geben die Kurse nach einem starken Lauf nach. Vor allem die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges zwischen Russland und der Ukraine hatte die Kurse zuletzt gestützt. Nun warteten Investoren auf verlässliche Zeichen, dass die Feindseligkeiten weiter zurückgefahren werden. "Die Anleger werden wohl die kommenden Entwicklungen abwarten", meinte ein Marktteilnehmer.

Die aktuellen Abgaben seien teilweise aber auch technisch zu erklären, da die Aktienmärkte nach der jüngsten Überwindung wichtiger Widerstände einen neuen Boden bilden müssten, bevor sie neue Höchststände erreichen könnten, so ein Händler. Allerdings stellten die anhaltend hohen Rohstoffkosten und die sich möglicherweise abschwächende Konjunktur in Europa auch weiterhin ein Risiko dar. "Die Gemengelage hat sich in den letzten Handelswochen eingetrübt und wird derzeit von den Marktteilnehmern nicht vollends wahrgenommen." Daher bleibe die Lage fragil. Im Tagesverlauf dürften Konjunkturdaten wie neue Angaben zur Inflation in Deutschland oder der ADP-Bericht in den USA die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Der SMI verliert um 11.00 Uhr 0,36 Prozent auf 12'281,15 Punkte. Beim SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, geht es um 0,63 Prozent abwärts auf 1943,19 Punkte, und der breite SPI fällt um 0,44 Prozent auf 15'692,77 Zähler. Im SLI stehen 22 Verlierern sechs Gewinner sowie unveränderte Temenos und Kühne+Nagel gegenüber.

Unter den grössten Verlieren bei den Blue Chips sind AMS Osram (-2,6%), Richemont (-2,5%), Straumann (-2,1%) und Swatch (-1,5%) zu finden. Sie alle haben allerdings in der letzten Handelswoche die grössten Gewinne verbucht, so dass Investoren hier erst einmal ihre Gewinne ins Trockene bringen.

Auch für Zykliker wie ABB, Adecco oder Holcim geht es mit Abgaben von bis zu 2,4 Prozent überdurchschnittlich stark abwärts. So hat der Personalvermittler am Vortag mit den Aussagen auf dem Investorentag noch zugelegt.

Der Sanitärtechniker Geberit (-1,4%) gehört ebenfalls zu den grösseren Verlierern. Bei der HSBC sorgt sich der zuständige Analyst um den Anstieg der Kunststoff-Preise und Metalle, die auf kurze Sicht eine Herausforderung für den Konzern bleiben dürften.

Insgesamt schwächer tendieren auch Finanzwerte. Angeführt von Julius Bär, die sich um 2,1 Prozent verbilligen, fallen auch die Aktien der CS, von Partners Group, Swiss Life, Swiss Re und UBS zwischen 1,9 und 0,4 Prozent zurück.

Die UBS hat am Morgen ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm angekündigt. "Auf den ersten Blick zwar nichts Ungewöhnliches in einer Zeit, in der viele Unternehmen auf Dividendenerhöhungen und Aktienrückkaufe setzen - allerdings ist die immense Höhe des Programms erstaunlich", kommentiert ein Händler. So will die Bank weitere Aktien im Wert von sechs Milliarden Dollar vom Markt nehmen, nachdem bereits Titel im Wert von 3,8 Milliarden Dollar zurückgekauft wurden. "Ein verdammt starkes Signal an die Aktionäre."

Derweil haben die Roche-Bons ihre Anfangsverluste von mehr als 1 Prozent auf aktuell -0,2 Prozent eingedämmt. Der Pharmakonzern hat mit seinem neuartigen Krebs-Therapeutikum Tiragolumab einen Rückschlag erlitten. Allerdings zeigen sich Analysten wenig überrascht, da es sich dabei um eine Therapie gegen eine aggressive und schwer behandelbare Art von Lungenkrebs handelt.

Kursgewinne von 0,3 Prozent bei Novartis und 0,5 Prozent bei Nestlé helfen dem SMI besser abzuschneiden als seine europäischen Pendants.

Im breiten Markt ziehen die Aktien der Perfect Holding um deutliche 26 Prozent an, nachdem sich die Besitzer mit dem privat gehaltenen biopharmazeutischen Unternehmen Kinarus auf eine Übernahme geeinigt haben. Nach Zahlen sind zudem Vaudoise (+3,2%) und Varia US Properties (+1,8%) gesucht.

Bei Polypeptide (-3,4%), EMS (-1,9%)und auch Siegfried (-1,6%) sorgen hingegen Analystenkommentare für überdurchschnittlich starke Kursabgaben.

hr/uh