Zürich (awp) - Nach der Rekordjagd der letzten Tage legt der Schweizer Aktienmarkt im Handel am Freitag vorerst eine Verschnaufpause ein. Mit einigen wenigen Ausnahmen werden bei den Schweizer Blue Chips Gewinne ins Trockene gebracht. Die anhaltenden Sorgen um den Handelsstreit zwischen den USA und China sowie Unsicherheiten um die jüngsten Angriffe auf Öl-Tanker im Persischen Golf setzen besonders den Zyklikern zu. Demgegenüber geben die defensiven Schwergewichte dem Gesamtmarkt Halt.

Die Stimmung am Markt sei angesichts der hohen Bewertungsniveaus von Vorsicht und Zurückhaltung geprägt, meinten Händler. Für Unruhe und steigende Ölpreise sorgen die Angriffe auf zwei Öl-Tanker. Die USA sieht den Iran als Schuldigen, Teheran weist die Vorwürfe zurück. Ansonsten sprechen Händler von einem noch ruhig laufenden Geschäft. Das könnte sich in der zweiten Tageshälfte mit der Publikation von US-Konjunkturdaten ändern. Auf dem Programm stehen Detailhandelszahlen, Produktionsdaten und Angaben zum Konsumklima.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 11 Uhr 0,10 Prozent tiefer bei 9'852,44 Punkten. Damit legt er auf dem Weg in Richtung der 10'000 Punkte eine Pause ein. Am gestrigen Donnerstag wurde das Allzeithoch bis auf 9'907 Punkte hochgeschraubt. Und seit letzter Woche legte der SMI um ein gutes Prozent zu.

Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gibt aktuell 0,39 Prozent auf 1'502,89 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,16 Prozent auf 11'894,39 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien stehen 25 im roten Bereich und fünf ziehen an.

Bei den Unternehmen tut sich an der Newsfront in diesen Tagen wenig. Unter die Räder kommen am Berichtstag die Aktien des Sensorenherstellers AMS. Sie verlieren 7,7 Prozent. Der Grund ist eine Umsatzwarnung des US-Chipkonzerns Broadcom, der wegen den Handelsstreitigkeiten mit einer rückläufigen Nachfrage unter anderem nach Smartphones rechnet. Der grösste Kunde von AMS ist Apple.

Doch nicht nur AMS leiden unter den warnenden Aussagen von Broadcom. Auch Logitech (-1,5%) oder Titel wie jene des Navigations-Chipherstellers U-Blox (-6,1%), des Vakuumventil-Spezialisten VAT (-4,4%) oder der ebenfalls im Halbleitergeschäft tätigen Comet (-1,0%) verlieren im breiter gefassten Geschäft deutlich an Wert.

Bei den Blue Chips werden auch bei Zyklikern wie Swatch (-1,3%) oder ABB (-1,2%), Pharmawerten wie Alcon (-1,5%) oder Vifor (-1,2%) sowie den Grossbanken UBS (-1,4%) und Credit Suisse (-0,8%) Gewinne mitgenommen. Die Luxusgüteraktien von Swatch dürften dabei unter den Protesten in Hongkong, wo in ruhigen Zeiten besonders viele Uhren und Schmuckstücke verkauft werden, leiden. Richemont gewinnen ungeachtet dessen um 0,7 Prozent dazu.

Zu den wenigen Gewinnern zählen auch die Aktien von Adecco (+2,2%). Morgan Stanley hat die Empfehlung für den Zeitarbeitskonzern auf "Overweight" von "Equal-weight" hochgestuft. Die Analysten der US-Bank rechnen mit Verbesserungen bei der EBITA-Marge. Ebenfalls im Plus liegen die defensiven Nestlé (+0,1%), Novartis (+0,3%) und Roche (+0,5%).

Am breiten Markt verlieren nebst den Tech-Aktien auch DKSH deutliche 6,5 Prozent. Credit Suisse hat die Papiere des Konzerns auf 'Underperform' von 'Neutral' herabgestuft. Sie führen in der Begründung die herausfordernden Bedingungen in Thailand sowie höhere Zinskosten und Wechselkursveränderungen an. Thailand ist für DKSH ein wichtiger Markt.

Straumann büssen 1,1 Prozent ein. Der Hersteller von Dentalimplantaten verzichtet auf eine angedachte Kooperation mit Align Technology und muss daher weitere 16 Millionen US-Dollar an das US-Unternehmen zahlen. Die Aktie zählte mit einem Plus von 37 Prozent (Stand per Donnerstagabend) zu den am kräftigsten gestiegenen Aktien an der SIX.

Auf der Gegenseite rücken Aevis, Addex oder Mobilezone ohne News um zwei Prozent und mehr vor.

mk/ra