Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tastet sich zur Wochenmitte leicht vorwärts. Das Geschäft verlaufe in eher ruhigen Bahnen, sagen Händler. Vor der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse der US-Grossbanken Goldman Sachs, JPMorgan und Wells Fargo verhielten sich die Anleger vorsichtig. Zudem erhofften sie sich von dem am Abend erwarteten Beige Book, dem Konjunkturbericht der US-Notenbank, Aufschluss über die Entwicklung der weltgrössten Volkswirtschaft. Dies umso mehr, als die am Dienstag veröffentlichte Inflation höher ausfiel als erwartet.

Die Stimmung sei zudem leicht eingetrübt wegen des Rückschlags mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson, der von den US-Behörden nach Meldungen über mögliche Nebenwirkungen vorerst ausgesetzt wurde. Auch nähmen die Coronafallzahlen weiter zu und Teile Europas seien von einer baldigen Lockerung der Pandemiemassnahmen weit entfernt. Ein Lichtblick könnte der heutige Börsengang der Kryptobörse Coinbase in den USA sein, der bei den Technologiewerten noch positive Akzente setzen könnte.

Der SMI notiert um 11.05 Uhr 0,25 Prozent auf 11'150,10 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,30 Prozent auf 1'813,34 und der breite SPI um 0,26 Prozent auf 14'246,87 Zähler. Im SLI stehen 11 Verlierern 18 Gewinner gegenüber, einer (Sonova) ist unverändert.

Den stärksten Anstieg bei den Standardwerten verbuchen die Anteile von Richemont (+2,8%). Der Luxusgüterhersteller profitiere von den starken Ergebnissen von LVMH, heisst es am Markt. Der Weltmarktführer hatte am Vorabend für das erste Quartal unerwartet starke Zahlen veröffentlicht, die JPMorgan mit "viel besser als gut" kommentierte. Dass Richemont klar vor Swatch (+1,0%) notiert, liege wohl daran, dass die Genfer viel breiter aufgestellt seien, als der auf Uhren spezialisierte Bieler Konzern, sagte ein Händler.

Zur Spitzengruppe zählen Technologiewerte wie Temenos (+1,4%) und Logitech (+1,0%) und sowie die am breiten Markt gehandelten VAT (+0,5%). Sie profitierten von den positiven Vorgaben von der US-Technologiebörse Nasdaq, die nach der Beruhigung am US-Anleihemarkt wieder stärker gefragt seien, heisst es. Gestiegene Renditen hatten in den vergangenen Wochen vor allem Wachstumswerte belastet.

Auch defensive Werte wie die des Riechstoffkonzerns Givaudan (+0,9%), des Dentaltechnikers Straumann (+1,0%) und des Pharmariesen Roche (+0,6%) zählen genauso zu den Gewinnern wie die Zykliker Clariant (+1,3%) und Schindler (+0,7%).

Lonza (+1,1%) reihen sich ebenfalls weit oben auf der Kurstafel ein. Der Pharmazulieferer, der für die Covid-19-Impfung des US-Konzerns Moderna produziert, sei wegen der vorläufigen Aussetzung des J&J-Impfstoffs wieder mehr gefragt, heisst es. Abgesehen von den festeren Roche sind die defensive Marktschwergewichte Nestlé (-0,1%) und Novartis (-0,1%) minim tiefer.

Dagegen büssen vor allem die Finanzwerte Credit Suisse (-0,7% auf 9,742 Fr.), UBS (-0,6%) und Partners Group (-0,6%) sowie die Versicherer Swiss Re (-0,2%) und Swiss Life (-0,2%) an Wert ein. Bei CS schlägt laut Händlern vor allem die allgemeine Verunsicherung wegen der jüngsten Skandale und Berichte über einen "Firesale" im Zusammenhang mit der Archegos-Pleite auf den Kurs durch und drückte ihn vorübergehend auf ein neues Jahrestief bei 9,60 Franken.

Optisch schwächer sind Adecco (-2,8% oder rund 1,84 Fr.). Die Papiere des Personaldienstleisters werden aber ex-Dividende von 2,50 Franken je Aktie gehandelt.

Auch die Aktien von Bossard (-1,8% oder 4 Fr.) werden mit einem Dividendenabschlag, nämlich von 4,40 Franken gehandelt. Bei Mobilezone(-4,6% oder 0,58 Fr.) beträgt die Ausschüttung 0,56 Franken und bei der VZ Holding (1,1% oder 0,9 Fr.) 1,23 Franken.

Zudem büssen am breiten Markt Helvetia 2,1 Prozent ein. Kepler Cheuvreux hat den Titel auf "Reduce" von "Hold" abgestuft. Dagegen setzen Swissquote (+4,2%) den Höhenflug fort und markieren bei 145,80 Franken ein neues Rekordhoch.

pre/uh