Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt startet mit Gewinnen in das zweite Semester. Gleich im frühen Handel hat der Leitindex SMI dabei auch die Marke von 12'000 Punkten zurückerobert. Allerdings kann er diese im weiteren Verlauf nicht verteidigen und notiert aktuell wieder darunter. Laut Händlern ist die Zurückhaltung aber nicht weiter überraschend. Einerseits steht am morgigen Freitag der US-Arbeitsmarkbericht an, während andererseits die Ausbreitung der Corona-Deltavariante wie ein Damoklesschwert über dem Markt schwebe.

So sorgten nicht zuletzt die hohen Erwartungen an den morgigen Arbeitsmarktbericht für ein gewisses Unwohlsein. "Denn eine zügiger als erwartete Erholung am Arbeitsmarkt dürfte die Spekulationen auf eine frühere Straffung der Geldpolitik der Federal Reserve wieder anheizen", erklärt ein Händler. Unter den Anlegern steige derzeit auf der einen Seite die Angst vor zu starken Konjunkturdaten in den Industrieländern. Andererseits seien sie auch besorgt wegen schwacher Indikationen aus den Schwellenländern, die mit der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus zu kämpfen haben. Die Sorge ist, das die Mutante die Konjunkturerholung bremsen könnte. Darüber hinaus gefährdet Extremwetter in den USA die Ernte von Mais, Soja und Weizen.

Der SMI gewinnt gegen 10.55 Uhr 0,26 Prozent hinzu auf 11'974,24 Punkte. Das erste Semester hat der Leitindex zur gestrigen Schlussglocke mit einem Plus von annähernd 12 Prozent beendet. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,32 Prozent auf 1939,08 und der breite SPI um 0,24 Prozent auf 15'384,60 Punkte. Von den 30 SLI-Werten gewinnen 22 hinzu, vier fallen zurück und vier sind unverändert.

Mit Kursgewinnen von jeweils 1,9 Prozent bilden Swatch und Clariant das Top-Duo. Der Spezialchemiekonzern Clariant hatte am Morgen mitgeteilt, dass das Gemeinschaftsunternehmen mit India Glycols zur Herstellung erneuerbarer Ethylenoxid-Derivate den Betrieb auf nehme. Für die ZKB ist der erfolgreiche Abschluss eine gute Nachricht, da so der Bereich Care Chemicals gestärkt werde. Zudem kündigte Clariant an, die Preise für Additive um 25 Prozent zu erhöhen.

Der Uhrenhersteller Swatch wiederum profitiert von einer Branchenanalyse der RBC, in der sich die Experten zuversichtlich über die Geschäftsaussichten der Branche äussern.

Auch Konkurrent Richemont (+1,0%) wird darin erwähnt. Allerdings macht Richemont auch mit der Übernahme des belgischen Lederwarenherstellers Delvaux von sich reden.

Finanzwerte sind ebenfalls gesucht. So ziehen Julius Bär und Swiss Life jeweils um mehr als ein Prozent an. Es folgen die CS, UBS, Swiss Re und Zurich mit Kursgewinnen zwischen 0,9 und 0,5 Prozent. Bei der CS will VRP António Horta-Osório einen Wandel auf allen Ebenen der Grossbank herbeiführen. Erste Entscheidungen werden aber erst Ende des Jahres fallen, sagte er im Gespräch mit der "NZZ".

Auch europaweit gehören Finanztitel am Vormittag zu den Favoriten. Händler verweisen auf die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, die ein Auslaufen von Ausschüttungseinschränkungen der Geschäftsbanken der Eurozone in Aussicht stellt. Ähnliche Entscheidungen der US-Notenbank hatten den Papieren jenseits des Atlantik zuletzt einen Schub gegeben.

Einzig Partners Group (unv.) können dem Branchentrend nicht folgen. Der Finanzdienstleister wird Kühne+Nagel (-0,1%) einen Anteil von 24,9 Prozent am chinesischen Logistikkonzern Apex abkaufen. Analysten nennen die Transaktion überraschend, aber strategisch sinnvoll. Bei Partners Group wird der aktuelle Kurs denn auch vor allem mit einer Abstufung durch Jefferies in Verbindung gebracht.

Noch stärker geben Logitech (-1,1%) und defensive Werte wie Givaudan, Roche und Swisscom nach, die zwischen 0,4 und 0,1 Prozent verlieren.

Prozentual zweistellig sacken derweil Meyer Burger (-12%) im breiten Markt nach einer Privatplatzierung ab. Dem stehen Kursgewinne von mehr als 13 Prozent bei Arundel gegenüber.

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