Zürich (awp) - Nachdem vor allem die internationalen Finanzmärkte in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder mit neuen Rekorden von sich reden gemacht haben, scheint nun das grosse Zittern zu beginnen. An diesem Nachmittag werden in den USA wichtige Inflationsdaten veröffentlicht, die den weiteren Kurs der US-Notenbank klar beeinflussen könnten. Aus Europa haben die Preisdaten aus Spanien und Frankreich bereits für eine positive Überraschung gesorgt. In beiden Ländern hat sich die Teuerung im Februar deutlich abgeschwächt.

Bevor am Nachmittag aus den USA der PCE-Deflator über die Konsumausgaben der US-Haushalte informiert, werden noch Preisdaten aus Deutschland veröffentlicht. Es sind aber vor allem der US-Zahlen, die den Markt bewegen dürften. Er ist das vom der US-Notenbank bevorzugte Inflationsmass. Zuletzt hatten die US-Währungshüter immer wieder betont, dass sie sich auf ihrem weiteren Zinspfad vor allem auf die einlaufenden Daten stützen. Erst wenn sich abzeichnet, dass die Inflation wirklich gebändigt ist, dürften sie bereit für die Zinswende sein. Die bereits am Morgen publizierten Schweizer BIP-Zahlen zeigen unterdessen, dass die Schweizer Wirtschaft im vierten Quartal 2023 nur leicht gewachsen ist. Damit setzte sich das unterdurchschnittliche Wachstum des Vorquartals fort.

Der Leitindex SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,21 Prozent hinzu auf 11'438,55 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,31 Prozent auf 1866,35 Punkte und der breite SPI um 0,08 Prozent auf 14'864,65 Punkte. Im SLI stehen 18 Gewinnern elf Verlierer gegenüber. Sika sind unverändert.

Mit einem Plus von nun 3,6 Prozent setzen die Aktien des Verpackungsspezialisten SIG ihren Zickzack-Kurs seit Dienstag fort. Nachdem die Papiere zunächst noch freundlich auf die vorgelegten Zahlen reagiert hatten, gaben sie die Gewinne gestern zur Wochenmitte wieder ab.

Mit Kursgewinnen von jeweils mehr als 1 Prozent sind zudem Holcim, Alcon und Richemont gesucht. Alcon knüpfen damit an ihren starken Lauf vom Vortag an, als sie mit einem Kursplus von mehr als 5 Prozent auf die Zahlen zum vierten Quartal reagiert hatten. Im Nachgang der Zahlen haben nun auch verschiedene Analysten ihre Kursziele moderat nach oben angepasst.

Holcim dagegen haben am gestrigen Mittwoch zwar knapp tiefer nach den vorgelegten Zahlen geschlossen. Analysten zeigen sich nun nach einer genaueren Analyse der Zahlen aber überwiegend zufrieden und haben ihre Kursziele entsprechend nach oben angepasst.

Verschiedene Vertreter der Finanzbranche sind am Donnerstag ebenfalls im Gewinnerfeld zu finden. Julius Bär (+0,9%) setzen ihre seit Wochen anhaltende Richtungssuche fort. Vor allem das Signa-Engagement habe das Vertrauen der Investoren erschüttert, ist im Handel unermüdlich zu hören. Aber auch der Geschäftsgang trug dazu bei. Was dieser Tage zu sehen sei, sei ein Seilziehen zwischen Optimisten und Pessimisten, fasst ein Börsianer zusammen.

Swiss Life, Zurich, UBS und Swiss Re halten sich mit Kursgewinnen von bis zu 0,6 Prozent ebenfalls im grünen Bereich.

Wie so oft in den letzten Wochen bremsen die Schwergewichte den Gesamtmarkt aus. Nestlé verlieren 0,6 Prozent und Novartis 0,1 Prozent. Ein Gegengewicht bilden die Roche-Bons mit +0,5 Prozent.

Noch deutlicher fallen Straumann (-2,0%). Es ist ihr dritter Verlusttag in Folge. Seit der Zahlenvorlage am Dienstag haben sich Investoren verstärkt von den Papieren getrennt, nachdem sich seit Jahresbeginn aber auch einen recht guten Lauf hatten.

Beim Generikaspezialisten Sandoz (-0,6%) sorgt ein Vergleich in den USA mit den Beteiligten einer Sammelklage für lange Gesichter. 265 Millionen US-Dollar zahlen die Basler dafür, dass die Geschichte zu den Akten gelegt wird.

Im Rampenlicht steht aber einmal mehr ein Wert aus der zweiten Reihe: AMS-Osram brechen um 38 Prozent ein. Aufgrund einer unerwarteten Stornierung muss der Halbleiterhersteller nach einer ersten Schätzung 600 bis 900 Millionen Euro abschreiben. Auch die Mittelfristziele wurden gestutzt. Analysten und Investoren reagieren geschockt.

Auch sonst stehen mit Adecco (-3,7%), Clariant (-0,2%) und Bystronic (-0,8%) Werte aus der hinteren Reihe nach Zahlen auf der Verliererliste. Emmi (+5,6%) und die VZ Holding (+2,4%) sind dagegen nach Zahlen gesucht.

hr/rw