Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt kann am Dienstag einen Teil der jüngsten Verluste wieder ausgleichen. Immerhin hatte der Leitindex SMI nach seinem Rekordhoch gleich zu Jahresbeginn vergangene Woche innerhalb einer Handelswoche rund 400 Punkte abgegeben. Mit den aktuellen Gewinnen greifen Investoren die Vorgaben der Wall Street auf, die am Vorabend im späten Handel dank Schnäppchenjägern einen Grossteil ihrer Verluste abgebaut hatte.

Einer der Hauptgründe für die aktuelle Volatilität seien die erwarteten Zinserhöhungen in den USA in absehbarer Zukunft. "Ob aus der gerade stattfindenden Sektor-Rotation - raus aus Wachstumswerte, rein in Sustanzwerte - am Ende eine stärkere Korrektur wird, dürfte davon abhängen, wie hoch das Tempo des Kurswechsels in der Geldpolitik in den kommenden Wochen und Monaten sein wird", kommentiert ein Börsianer. Wie viele Zinserhöhungen die US-Notenbank am Ende in diesem Jahr durchführen wird, dürfte zu einem Grossteil von der Inflationsentwicklung abhängen. Aufschluss über die US-Notenbankpolitik wiederum dürfte an diesem Nachmittag die Nominierungsanhörung von US-Fed-Präsident Jerome Powell vor dem Senatsausschuss für Banken geben.

Der SMI steigt um 11.10 Uhr um 1,36 Prozent auf 12'769,13 Zähler. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 1,52 Prozent hinzu auf 2044,59 und der breite SPI 1,38 Prozent auf 16'193,67 Punkte. Bei den 30 Blue Chips gibt es 27 Gewinner und drei Verlierer.

Unter den grössten Gewinnern sind vor allem jene Titel zu finden, die beispielsweise am gestrigen Montag besonders deutlich unter Gewinnmitnahmen gelitten hatten. Im Falle des Bauchemiekonzerns Sika (+3,9%) kommen allerdings noch rekordhohe Umsatzzahlen für 2021 hinzu. Die Erwartungen der Analysten wurden damit übertroffen. Die Experten sprechen denn auch von einem "erfreulichen" Zahlenkranz.

Dichtauf folgen die Anteilsscheine des Baustoffkonzerns Holcim (+3,6%) nach der angekündigten Übernahme der PRB Group in Frankreich, einem Hersteller von Speziallösungen für das Bauwesen. In Marktkreisen wird dies positiv aufgenommen und als strategiekonformer Schritt beim Ausbau des Geschäfts mit Lösungen & Produkten bezeichnet.

Mit Straumann (+4,1%), Sonova (+2,5%) und Alcon (+2,4%) machen noch weitere Titel Boden gut, die noch zum Wochenstart ganz oben auf den Verkaufslisten gestanden hatten. Bei Alcon stützt die Lancierung einer neuen Kontaktlinse in den USA zusätzlich.

Bei den Vertretern der Technolgiebranche Logitech, Temenos und AMS, die zwischen 4,3 und 2,8 Prozent zulegen, macht sich die Erholung der US-Börse Nasdaq vom Vorabend stützend bemerkbar. Nach dem Europaschluss hatten die US-Börsen generell ihre anfänglichen Verluste eingedämmt, der Technologiewerte-Index schaffte es dabei sogar knapp in den grünen Bereich.

In entgegengesetzte Richtung bewegen sich am Vormittag derweil die beiden Uhrenhersteller Richemont (+3,1%) und Swatch (-0,6%). Bei Richemont macht sich im Vorfeld der für kommende Woche geplanten Zahlen eine gewisse Zuversicht breit. Bei Swatch dagegen äusserte sich gerade erst am Montagabend die RBC zurückhaltend wegen des starken China-Exposures. Denn auch in China steigen die Omikron-Infektionen und die Regierung ist bekannt für eine sehr restriktive Pandemie-Politik, was die Geschäfte dann stärker belasten könnte.

Neben Swatch geben noch Vifor Pharma und die Aktien der CS (beide -0,3%) nach. Auch Julius Bär, die UBS, Swiss Re, Swiss Life und Zurich hinken dem Markt mit Kursgewinnen von maximal 0,5 Prozent dem Gesamtmarkt hinterher. Sie hatten zuletzt etwas von den wieder anziehenden Renditen in den USA profitiert.

In den hinteren Reihen setzen Molecular Partners (+19%) ihren Höhenflug fort. Am Vortag hatte das Biotechunternehmen zusammen mit dem Partner Novartis (+0,9%) positive Daten zum Corona-Kandidaten vorgelegt. Ebenfalls klar im Plus sind die Aktien von Ypsomed (+6,9%) nach einer ZKB-Hochstufung.

Das Gegenstück bilden die Aktien von Relief Therapeutics (-13%). Auch ONE Swiss Bank (-3,4%) und Lalique (-2,6%) sind unter den grössten Verlierern zu finden.

hr/uh