Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse hat am Mittwoch nach zwei schwächeren Tagen den Aufwärtstrend wieder aufgenommen und zeigt sich auf breiter Front fester. Händler verweisen in die USA, wo die Märkte am Vortag mit Erleichterung auf die Äusserungen von Notenbankchef Jerome Powell reagiert haben. Ob die Gewinne gehalten werden könnten, hänge davon ab, ob die Käufe anhielten. Derzeit sehe es positiv aus. "Der Markt scheint nicht unterzukriegen sein", meint ein Händler. Die Meinung Powells, die Inflation habe den Höhepunkt hinter sich, beflügle den Markt. Etwas mehr Aufschluss darüber dürften wohl die in der kommenden Woche erwarteten Inflationszahlen geben.

Powell hatte gesagt, dass der Prozess der zurückgehenden Inflation bereits begonnen habe. Er sagte aber auch, dass dieser Rückgang noch in einem sehr frühen Stadium sei und weitere Zinserhöhungen vonnöten sein könnten. Powell hätte die Chance gehabt, einen Wechsel zu einer aggressiveren Haltung zu signalisieren, sagt ein Börsianer dazu. Doch er habe sie nicht wahrgenommen. Dies habe die Anleger in Kauflaune versetzt. Ein anderer Marktbeobachter weist darauf hin, dass sich Powell sehr wohl "hawkish" geäussert habe. Aber die Anleger hätten dies einfach ausgeblendet. Hierzulande sind die Impulse eher dünn gesät. Die Bilanzsaison habe vor dem Grosskampftag am Donnerstag eine Pause eingelegt. Einzig die Bank Vontobel hat ihren Jahresabschluss 2022 veröffentlicht.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,75 Prozent höher auf 11'318,53 Punkten. Der SLI, bei dem die grössten Aktien nicht mit dem ganzen Gewicht enthalten sind, legt 0,82 Prozent auf 1793,00 und der breite SPI 0,68 Prozent auf 14'582,05 Zähler zu. 28 der 30 SLI-Werte verbuchen Gewinne und zwei geben nach.

Die Gewinner unter den Blue Chips werden von Temenos (+2,2%) angeführt. Sie ziehen damit weiter an. Am Vortag hatten Übernahmespekulationen dem Titel massiv Auftrieb gegeben. Laut einem Bericht eines Finanzblogs sollen sich zwei Private-Equity-Firmen für den Hersteller von Bankensoftware interessieren. "Wieder einmal", sagt ein Händler und verweist darauf, dass schon mehrfach Gerüchte die Aktie angeschoben hätten.

Gefragt sind zudem Kühne + Nagel (+1,9%). Sie profitierten von der Erhöhung der Empfehlung auf "Outperfom" von "Market Perform" durch Bernstein.

Dahinter folgen Aktien aus dem Bereich der Wachstums- und Gesundheitswerte wie Straumann, Novartis, Alcon, Sonova und Lonza mit Gewinnen zwischen 1,8 und 1,2 Prozent. Auch Finanzwerte wie Partners Group, Zurich und Swiss Life sind gefragt, wie Kursanstiege von 1,7 bis 1,0 Prozent belegen. In den USA waren vor allem als zinssensibel geltenden Technologie- und Finanzwerte gestiegen.

Die Aktien der Credit Suisse (+1,1%) stehen ebenfalls auf den Kaufzetteln. Am Donnerstag veröffentlicht die Grossbank den Quartals- und Jahresbericht. Analysten erwarten einen Verlust von mehreren Milliarden Franken.

Die Aktien von AMS Osram (-0,3%) schienen noch keinen stabilen Boden gefunden zu haben, heisst es am Markt. Der Aktienkurs war am Vortag um 17 Prozent abgestürzt als Folge eines sehr enttäuschenden Ergebnisses. Der Sensorenhersteller hatte über einen Riesenverlust informiert und nur einen trüben Ausblick abgegeben. Am Berichtstag sorgten zunächst noch kritische Analystenkommentare für weiteren Druck, von dem sich der Titel im Verlauf aber wenigstens vorläufig befreien konnte.

Am unteren Ende der Kurstafel stehen neben ABB (-0,3%) noch die defensiven Schwergewichte Roche (+0,3%) und Nestlé (+0,1%).

Auf den hinteren Rängen stechen Vontobel (-3,8%) negativ hervor. Die Vermögensverwaltungsbank hat im Geschäftsjahr 2022 einen deutlichen Gewinnrückgang verzeichnet und musste zudem Abflüsse von Kundenvermögen hinnehmen.

Dagegen gewinnen Meyer Burger (+3,3%), Santhera (+7,0%) und Spexis (+2,4%) nach guten Nachrichten an Wert. Idorsia (-2,2%) geben weiter nach.

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