Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt seine Aufholjagd zur Wochenmitte zunächst fort. Erst am Vortag hatte der Leitindex SMI mit etwas Verspätung gegenüber seinen wichtigsten Pendants sein Vor-Corona-Rekordhoch geknackt. Ob er - wie auch die anderen Indizes - diesen Rekordlauf fortsetzen wird, darüber sind sich die Experten derzeit uneins. Immerhin sei der generell schwierige Börsen-Monat Mai nun fast vorüber. Allerdings sei auch schon viel des Nach-Corona-Booms in den Kursen enthalten, mahnen die vorsichtigen Stimmen.

Insgesamt sei der Markt aktuell denn auch eher in einer Warteschleife, kommentiert ein Stratege. "Die Inflationisten haben zweifellos die erste Runde des Datenkriegs gewonnen, aber die Zentralbanken und insbesondere das Fed haben die frühen PR-Scharmützel gewonnen." Auch wenn die Inflationsüberraschungen speziell in den USA so hoch sind wie noch nie zuvor, ziehen es die Marktteilnehmer vor, sich von der scheinbar koordinierten Reaktion der US-Notenbank Fed beruhigen zu lassen, die einmal mehr betont hat, den Märkten nicht frühzeitig die Unterstützung zu entziehen. Die entscheidende Frage der nächsten Wochen sei nun, wie vorübergehend der Inflationsanstieg am Ende sei.

Der SMI notiert gegen 11.00 Uhr um 0,47 Prozent höher bei 11'358,43 Punkten. Zuvor war er bis auf 11'382 Zähler gestiegen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,42 Prozent auf 1845,10 und der breite SPI um 0,46 Prozent auf 14'62,82 Zähler. Im SLI ziehen zwei Drittel der Titel an, während ein Drittel negative Vorzeichen aufweist.

Als Dauer-Renner erweisen sich die Aktien vom Luxusgüterkonzern Richemont (+2,7%). Sie haben seit der Zahlenvorlage am Freitag etwa 10 Franken hinzugewonnen. Immerhin hat der Konzern sowohl im gesamten vergangenen Geschäftsjahr, vor allem aber im vierten Quartal mit seinen Zahlen vergangene Woche positiv überrascht.

Konkurrent Swatch (+1,2% auf 315,80 Fr.) folgt mit etwas Abstand. Wie es in einem aktuellen Kommentar der Experten von Rahn+Bodmer heisst, bewegen sich die Papiere im Zuge ihrer nachhaltigen Kurserholung damit nun um ihren grossen 3-Jahres-Widerstand bei 310 Franken.

Ebenfalls unter den grössten Gewinnern sind Straumann (+2,0%) und Kühne+Nagel (+1,8%) zu finden. Auch sie zählen im bisherigen Jahresverlauf zu den Top-Werten unter den Blue Chips.

Bei den beiden Technologiewerten Temenos (+1,1%) und Logitech (+1,0%) verweisen Händler einerseits auf freundliche US-Vorgaben. Darüber hinaus hat Temenos angekündigt, die Temenos Banking Cloud einzuführen, die Bankdienstleistungen über alle Segmente und alle Regionen umfasse. Laut Bryan Garnier stellt die Nachricht die entscheidende Ankündigung der aktuell stattfindenden Anwenderkonferenz dar.

Dass die aktuelle Bewegung gut abgestützt ist, zeigt sich letztlich daran, dass Investoren bei Aktien aus den unterschiedlichsten Branchen zugreifen. Denn neben den Zyklikern sind auch die weniger konjunktursensiblen Vertreter wie Givaudan, Nestlé (beide +0,8%), Roche (+0,7%) oder Novartis (+0,4%) gesucht.

Auch der Pharmazulieferer Lonza (+1,1%) kann überdurchschnittlich stark zulegen. Der Partner Moderna hatte sich am Wochenende erneut über die Wirksamkeit seines Impfstoffes geäussert und angekündigt, die Zulassung dafür in der EU für Jugendliche anzustreben.

Nahezu durchgängig schwächer notieren die Vertreter der Finanzindustrie. Allen voran sacken Julius Bär um 2,2 Prozent ab. Es folgen UBS, CS und Swiss Re mit Abgaben zwischen 1,4 und 0,2 Prozent. Laut Händlern drücken die Vorgaben aus den USA auf die Stimmung. Dort hatten tiefere Renditen am Vortag für eine schwächere Branchenperformance gesorgt.

Stärkere Kursbewegungen sind zudem in den hinteren Reihen bei Ypsomed (+1,5%) nach Jahreszahlen zu sehen. Im frühen Handel hatten sie noch deutlich verloren. Noch stärker legen Meyer Burger (+3,0%) danke der voranschreitenden Transformation zu.

Dem stehen Abgaben zwischen 12,5 und 2,5 Prozent bei Werte wie CI COM, Spice Private oder Montana Aerospace gegenüber.

hr/rw