Zürich (awp) - Die Stimmung am Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstagvormittag zwar nach wie vor freundlich. Die frühen Gewinne bei vielen Titeln, die den SMI zeitweise über die Marke von 11'200 Punkten hievten, bröckelten aber im Verlauf des Morgens ab. Dies war vor allem bei den defensiven Schwergewichten der Fall, die aktuell wenig gefragt sind. Insgesamt sei die Kaufbereitschaft jedoch nach wie vor intakt, sagen Händler mit dem Verweis auf die immer besser laufende Weltwirtschaft.

Dazu kommt, dass die Inflationsgefahr von vielen Analysten relativiert wird. Die aktuell erhöhten Werte seien keine Überraschung, lautet der Tenor. Zudem heisst es in einem Kommentar von Julius Bär: "In vergangenen Inflationszyklen ging die Post erst richtig ab, wenn die Akteure anfingen, ihre Waren in Erwartung höherer Preise zu horten - dann wurde Inflation zur selbsterfüllenden Prophezeiung." Doch bisher gebe es keine Anhaltspunkte oder Gründe für eine solche Entwicklung, sofern nicht ein weiterer Angebotsschock dazu komme.

Der SMI notiert um 11 Uhr 0,01 Prozent höher bei 11'136,88 Punkten. Im frühen Handel hatte er um gut ein halbes Prozent zugelegt und für kurze Zeit die Schwelle von 11'200 Punkten überschritten, sich danach aber Schritt für Schritt in Richtung des Schlusskurses vom Vortag bewegt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt derweil 0,38 Prozent auf 1805,74 und der breite SPI immerhin 0,15 Prozent auf 14'319,80 Punkte. Gut zwei Drittel der 30 SLI-Titel notieren aktuell im Plus.

Besonders ausgeprägte Gewinn verbuchen nach wie vor Sonova (+9,4%) nach der Vorlage der Jahreszahlen 2020/21. Der Hörgerät- und Hörimplantathersteller übertraf die Analystenschätzungen sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn. Als eigentlicher Lichtblick gelten aber die Ziele fürs das neue Jahr. Wie es heisst, werden viele Analysten ihre Schätzungen anheben müssen. Die Aktien des Branchennachbarn Straumann (+0,7%) ziehen im Sog von Sonova an.

Gefragt sind dahinter Zykliker wie Adecco, die sich um 2,1 Prozent verteuern. Auch Schindler (+1,6%), die zusätzlich von einem Grossauftrag aus Ägypten profitieren, sowie Kühne+Nagel (+1,4%) zählen zu dieser Kategorie.

Auffällige Gewinne erzielen ausserdem die beiden Luxusgüterpapiere Richemont (+1,6%) und Swatch (+1,2%), die damit die Erholung fortsetzen. Beide Aktien gehören dank der sich erholenden Uhrennachfrage zu jenen mit einer überdurchschnittlichen Performance im laufenden Jahr. Richemont wird am Freitag seine Jahreszahlen vorlegen.

Mehr als 1 Prozent legen ausserdem noch Logitech (+1,5%) zu.

Recht gut halten sich auch die beiden Grossbankenpapiere UBS (+1,0%) und CS (+0,6%), was Händler ebenfalls mit der hohen Nachfrage nach zyklischen Papieren in Verbindung bringen.

Derweil sind ausgesprochen defensive Aktien weniger begehrt. Das gilt insbesondere für die beiden Schwergewichte Novartis (-0,7%) und Nestlé (-0,2%), die den SMI damit allein um über 20 Punkte nach unten ziehen.

Etwas besser halten sich Roche (+0,2%). Und dies nicht ohne Grund: Roche scheine sich zunehmend zu einem Profiteur der Corona-Krise zu positionieren, heisst es am Markt. Zum einen feiere der Konzern Zulassungserfolge mit seinen Covid-19-Tests. Zudem habe Roche einen Antikörper-Cocktail im Angebot, mit dem bereits Erkrankte behandelt werden können.

Klare Verluste erleiden ausser Novartis und Nestlé noch Lonza (-0,7%), Temenos (-0,6%) oder Givaudan (-0,5%), wobei letztere eine bestätigte Verkaufsempfehlung durch Barclays zu spüren bekommen.

Am breiten Markt richtet sich das Augenmerk unter anderem auf Meyer Burger (+13,2%), die von einer Kaufempfehlung der UBS profitieren.

Auch Orascom (+5,2%) zählen nach der Vorlage der Q1-Zahlen zu den grössten Gewinnern. Das Unternehmen konnte dank dem Immobiliengeschäft die Ausfälle bei den Hotels mehr als kompensieren.

Im Fokus sind ausserdem Inficon (+1,1%) nach einer kleinen Übernahme in den USA.

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