Zürich (awp) - Der Schweizer-Aktienmarkt kann sich zum Wochenstart für keine klare Richtung entscheiden. Nachdem der Leitindex am Freitag die dritte Handelswoche in Folge mit einem Gewinn abgeschlossen hatte, sei die Luft nun etwas dünn, heisst es aus Händlerkreisen. Nach dem zuletzt guten Lauf komme eine Korrektur nicht überraschend und wäre auch gesund für die weitere Entwicklung, heisst es. Der Nachrichtenfluss spreche ebenfalls eher für den Rückwärtsgang, kommentiert ein Händler.

So kam am Wochenende die türkische Lira unter Druck, nachdem Präsident Recep Tayyip Erdogan zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate den Chef der Zentralbank entlassen hat. Erst am Donnerstag hatte die türkische Notenbank den Leitzins - gegen den Willen des Präsidenten - unerwartet deutlich angehoben. Am Markt stellten sich Akteure nun die Frage, ob Kapitalkontrollen der nächste Schritt sind. Aber auch die erneut stark steigenden Infektionszahlen sorgen für negative Schlagzeilen. In Ländern wie Deutschland, Frankreich und Italien stehen Verlängerungen der Corona-Massnahmen bis in den April an.

Der SMI weist gegen 11 Uhr ein knappes Minus von 0,09 Prozent aus auf 10'957,98 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,12 Prozent hinzu auf 1'773,61 Punkte, während der breite SPI ebenfalls um 0,09 Prozent nachgibt auf 13'849,43 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln halten sich Gewinner und Verlierer (jeweils 14) die Waage. Clariant und die CS sind unverändert.

Als Belastungsfaktor für den Gesamtmarkt erweisen sich die beiden Schwergewichte Novartis (-1,0%) und Nestlé (-0,9%). Die beiden habe in der Vorwoche zusammen mit Roche (+0,8%) zu den grössten Gewinnern unter den Blue Chips gezählt. Dass die Roche-Bons auch in dieser neuen Woche weiter zulegen, verdanken sie positiven Studienergebnissen. Das Immuntherapeutikum Tecentriq hat bei bestimmten Lungenpatienten das krankheitsfreie Überleben klar verbessert - nun setzen Analysten auf Milliarden-Umsätze.

Auf der Verliererliste sind neben den beiden defensiven Schwergewichten aber auch Zykliker wie Temenos, ABB oder auch Geberit zu finden, die zwischen 1,1 und 0,2 Prozent nachgeben. Bei ABB machen Händler nach den Gewinnen in der Vorwoche ebenfalls Gewinnmitnahmen für die Verluste mitverantwortlich.

Auch Swatch-Inhaberaktien sind mit -0,4 Prozent unter den Verlierern anzufinden. Dagegen verteuern sich die Papiere von Konkurrent Richemont als Spitzenwert um 2,4 Prozent. Beide Aktien sind am Morgen von Bernstein hochgestuft worden und auch die Kursziele haben die Experten nach oben angepasst. Zudem gibt es Übernahmefantasien: Laut einem Branchenblog habe die französische Kering im Januar eine informelle Übernahmeofferte an die Adresse von Richemont gerichtet. Laut Insidern sei dieser Antrag jedoch abgelehnt worden.

Deutliche Kursgewinne verbuchen zudem noch Straumann (+2,1%), Kühne+Nagel (+1,8%), Logitech (+1,3%) und Julius Bär (+1,2%). Aus der Finanzbranche greifen Investoren zudem noch bei Partners Group, Zurich und UBS zu, wie die Kursgewinne zwischen 0,8 und 0,2 Prozent zeigen. Leicht schwächer sind Swiss Life (-0,1%) und Swiss Re (-0,2%), während die Anteilsscheine der CS unverändert sind.

Gerade die CS bleibt denn auch weiterhin in den Schlagzeilen. Die Affäre Greensill sei nur das jüngste Fettnäpfchen, in das die Bank getreten ist, kommentieren Händler. Dabei ist der Reputationsschaden, den die Bank dadurch erleiden könnte, viel schlimmer als die finanziellen Folgen der Affäre. Zudem keimen am Markt Spekulationen über einen möglichen Kapitalbedarf der Bank im Zusammenhang mit den Greensill-Fonds auf.

Im breiten Markt zählen ebenfalls verschiedene Vertreter der Finanzbranche zu den Favoriten. Ganz oben auf den Einkaufslisten stehen die Aktien der Banque Profil de Gestion (+7,0%) und die der Swissquote (+5,2%).

Am entgegengesetzten Ende leiden die Anteilsscheine von Dufry (-5,2%) unter der Aussicht auf anhaltende Restriktionen wegen der steigenden Corona-Zahlen. Auch europaweit sacken Reise-Aktien ab. Flughafen Zürich folgen mit -1,2 Prozent mit etwas Abstand.

hr/ra