Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt geht es am Dienstag beschleunigt abwärts. Seit der Leitindex SMI gleich am ersten Handelstag des neuen Jahres bei 12'997 Punkten einen Rekord aufgestellt hatte, hat er in nur zwei Wochen etwa 500 Punkte eingebüsst. Die Gründe dafür sind Inflations- und Zinssorgen gekoppelt mit Konjunkturängsten und der sich weiter rasant ausbreitenden Omikron-Variante des Coronavirus. Dies sorge weltweit von Tokio über Europa bis zu den US-Futures für Kursverluste, kommentiert ein Händler. Gleichzeitig flüchten Anleger aus den Anleihemärkten und treiben die Renditen auf neue Höchststände.

Weiter angefeuert werden die Ängste zudem von einem Ölpreis, der auf dem höchsten Stand seit sieben Jahren notiert und damit eine Beschleunigung des geldpolitischen Kurswechsels der US-Notenbank wahrscheinlicher mache, meinte ein Händler. "Damit stehen vor allem auf Wachstum in der Zukunft ausgerichtete Unternehmen bei den Anlegern zur Disposition, da sich mit steigenden Zinsen ihre Finanzierungsbedingungen verschlechtern und ihre ohnehin schon hohen Bewertungen an der Börse noch weiter steigen. Er rechne denn auch damit, dass die Volatilität zunächst hoch bleiben werde.

Der SMI verliert gegen 11.10 Uhr 1,14 Prozent auf 12'489,57 Punkte, das bisheriges Tagestief liegt noch leicht darunter. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 1,26 Prozent auf 1999,91 und der breite SPI um 1,17 Prozent auf 15'841,20 Zähler. Im SLI verlieren alle 30 Titel bis auf Swisscom (+0,2%).

Wie hoch die Volatilität ist, zeigt ein Blick auf den VSMI, der aktuell 14 Prozent auf fast 18 Punkte zulegt.

Schlusslicht sind die Aktien des Uhrenherstellers Swatch (-3,3%). In einer Branchenstudie haben die Experten von Morgan Stanley Rating und Kursziel für die Titel gesenkt. Wegen des geographischen Mixes rechnen sie bei Swatch für 2021 mit einem Umsatzrückgang. Einen ersten Hinweis auf die Entwicklung in der Branche wird am (morgigen) Mittwoch bereits Konkurrent Richemont (-2,0%) liefern, der Zahlen zum Schlussquartal 2021 vorlegen wird.

Aber auch generell bezweifeln die Morgan-Stanley-Experten, dass die Hersteller von Luxusgütern nach der kräftigen Aufholbewegung des vergangenen Jahres im 2022 noch weiter glänzen werden. Sie befürchten, dass sich das Wirtschaftswachstum in dem für sie wichtigsten Absatzmarkt China abschwächen wird.

Überdurchschnittlich stark fallen auch die Vertreter der Technologiebranche zurück. So geben allen voran Temenos um 2,7 Prozent nach, AMS Osram und Logitech (beide -1,7%) folgen. Händler verweisen auf die Wall Street. Dort zeichne sich aktuell speziell für die technologielastige Nasdaq ein schwacher Start ab.

Entsprechend gehören auch in den hinteren Reihen Branchenvertreter wie Inficon, VAT, Comet oder auch U-Blox mit Kursverlusten zwischen 3,6 und 2,3 Prozent zu den grossen Verlierern.

Gleichzeitig werden Werte aus den Portfolios geworfen, die gerade zum Wochenstart noch positiv aufgefallen waren. Sika, Holcim und ABB weisen Kurseinbussen von bis zu 2,2 Prozent auf.

Bei den Schwergewichten erweist sich nur Nestlé (unverändert) als ein Gegengewicht in dem insgesamt schwächeren Markt. Roche (-1,3%) und Novartis (-1,2%) fallen in etwa mit dem Markt.

Höhere Zinsen wiederum sorgen bei einigen Werten aus der Finanzbranche ebenfalls dafür, dass sie nicht ganz so stark zurückfallen wie der Gesamtmarkt. Die CS, Swiss Re, Julius Bär, Zurich und Swiss Life sind mit Abgaben von bis zu 0,9 Prozent unterdurchschnittlich schwach.

Anders sieht es da im breiten Markt bei den kleineren Finanzwerten aus. Gam (-8,1%) sacken ab, nachdem das Unternehmen für 2021 einen weiteren Verlust in Aussicht gestellt hat. Auch Swissquote und Leonteq fallen beide jeweils um mehr als 2 Prozent.

Nach Zahlen schwächer sind auch die Lindt&Sprüngli Namenaktien (-2,7%) und die Partizipationsscheine (-4,3%).

Dem stehen Kursgewinne von 11 Prozent bei der ONE Swiss Bank gegenüber, die ebenfalls einen Verlust erwartet. Auch Valartis und Molecular Partners gewinnen mehr als 2 Prozent hinzu.

hr/uh