Zürich (awp) - Die Stimmung an den Märkten bleibt auch zu Beginn der letzten Handelswoche im September schlecht. Nachdem der Leitindex SMI im frühen Handel noch dank festerer Schwergewichte leicht zugelegt hat, ist die Kurstafel nun wieder überwiegend rot gefärbt. Die Aussicht auf eine anhaltend straffe Geldpolitik der Notenbanken schürt die Rezessionsängste der Anleger. Gerade für den wichtigen Handelspartner Europa könnte zudem der Wahlausgang in Italien für Ungemach sorgen. So zeichnet sich in Italien der befürchtete Sieg einer Rechtsaussenregierung ab.

Innerhalb der Eurozone dürfte der politische Gegenwind aus Italien somit grösser werden. "Die meisten Anleger dürften wohl am liebsten nicht mehr auf die Kurstafel schauen wollen", kommentiert ein Händler. Zu gross sei die Ernüchterung und die Angst vor weiter fallenden Notierungen. Denn während in den vergangenen Wochen immer wieder gehofft wurde, dass die Zinserhöhungen nun eingepreist seien, scheine dies offenbar nicht der Fall zu sein. Vielmehr nehmen die Rezessionsängste weiter zu. Diese werden zu Wochenbeginn vom Ifo-Geschäftsklima befeuert, das schlechter als erwartet ausgefallen ist. "Die Erwartungen sind mittlerweile im Panikbereich angelangt", kommentiert die LBBW den Stimmungsindikator.

Der SMI verliert gegen 10.50 Uhr 0,48 Prozent auf 10'089,34 Punkte. Nachdem der Leitindex vergangenen Freitag auf den tiefsten Stand seit Ende 2020 gefallen ist, habe sich das Chartbild weiter eingetrübt, heisst es bei BNP Paribas. "Im Grunde stellt sich bis zum Korrekturtief vom 30. Oktober 2020 bei 9495 Punkten nur noch die psychologisch wichtige 10'000er-Marke in den Weg", so die Experten. Allerdings sei der Markt klar überverkauft, weshalb mit einer technischen Gegenbewegung jederzeit zu rechnen sei.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,23 Prozent auf 1522,34 Punkte und der SPI um 0,43 Prozent auf 12'958,44 Punkte. Im SLI stehen 16 Gewinnern 13 Verlierer gegenüber und Logitech sind unverändert.

Die derzeitige Verunsicherung an den Märkten zeigt sich auch am Devisenmarkt. Dort ist der Franken wieder einmal verstärkt gefragt. So fiel das Euro/Franken-Paar in der Nacht bis auf ein neues Tief bei 0,9405.

Dass der SMI mittlerweile deutlich tiefer notiert als seine europäischen Pendants ist vor allem den drei Schwergewichten Roche (-1,2%), Novartis (-0,7%) und Nestlé (-0,5%) geschuldet. Im frühen Handel noch hatten sie den SMI massgeblich ins Plus gehievt. Mit ihren Vorzeichenwechseln im Handelsverlauf ist auch der Gesamtmarkt nun klar im Minus.

Noch deutlicher geht es allerdings für die beiden Versicherer Swiss Life (-2,2%) und Swiss Re (-1,6%) abwärts. Sie haben beide bereits in der Vorwoche überdurchschnittlich stark verloren - Swiss Re gar prozentual zweistellig. Hier hatten Aussagen vom Rückversicherungschef über zunehmende Naturrisiken speziell zum Wochenschluss belastet.

Mit Zurich (-0,8%), und Julius Bär (-0,1%) geben noch zwei weitere Finanzwerte nach. Dagegen ziehen die Aktien der CS (+2,2%) mittlerweile klar an. Verglichen mit dem Minus von annähernd 19 Prozent vergangene Woche und mehr als 50 Prozent seit Jahresbeginn ist dies aber eher ein Tropfen auf den heissen Stein. Die Grossbank hat sich nach einer Woche mit nicht abreissenden Spekulationen in den Medien über mögliche Strategieanpassungen offenbar dazu veranlasst gesehen, einen Zwischenstand zu kommunizieren. Man sei mit der Strategieüberprüfung gut auf Kurs, so die Verantwortlichen.

Am deutlichsten legen am Vormittag AMS Osram zu, die sich um 3,3 Prozent verteuern. Sie haben in der vergangenen Woche zusammen mit Temenos (+1,3%) prozentual zweistellige Kursverluste gesehen. VAT (+1,3%) sind ebenfalls unter den grösseren Gewinnern zu finden.

Weitere Zykliker wie Kühne+Nagel, Swatch oder auch Geberit stemmen sich mit Aufschlägen von bis zu 2,2 Prozent gegen den insgesamt schwächeren Trend.

In den hinteren Reihen stechen Belimo (+7,9%) nach einer Hochstufung positiv hervor. Dagegen werden Biotechwerte wie Obseva oder Addex aus den Depots geworfen, wie Abgaben von bis zu 9 Prozent zeigen.

hr/tv