Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienmarkt zeigt auch am Donnerstag leichte Erholungstendenzen. Der Leitindex SMI hat sich im Verlauf des Vormittags bis auf wenige Punkte an die 12'400-Punkte-Marke vorgearbeitet. Unterstützung liefert die laufende Berichtssaison, die laut Händlern den Fokus der Investoren etwas von den sonstigen Belastungsfaktoren - wie Ukraine-Krieg, Inflation und Sorgen um das Wirtschaftswachstum - ablenke. China beschäftigte die Märkte aber, hier kommen nach dem stärksten Corona-Ausbruch seit zwei Jahren und den daraufhin verhängten Lockdowns vermehrt Konjunktursorgen auf.

Positiv ist unterdessen zu werten, dass das Rally bei den Renditen der US-Anleihen zunächst gestoppt ist. Am Markt schüre dies die Hoffnung, dass die Inflation womöglich ihren Höhepunkt überschritten habe, heisst es. Vor diesem Hintergrund dürften EZB-Präsidentin Christine Lagarde und der Vorsitzende des Federal Reserve Jerome Powell das Interesse auf sich ziehen. Auf einer IWF-Veranstaltung werden sie über die globalen Wirtschaftsaussichten sprechen. In Anbetracht der aufkommenden Zinsspekulationen im Euro-Raum und der bevorstehenden US-Konjunkturdaten könnten ihre Aussagen ein gewisses Gewicht haben, kommentiert ein Händler.

Der SMI gewinnt gegen 11.15 Uhr 0,55 Prozent hinzu auf 12'378,11 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt um 0,64 Prozent zu auf 1932,03 Punkte und der breite SPI um 0,60 Prozent auf 15'891,01 Punkte. Bei den 30 Blue Chips kommen auf 23 Gewinner sieben Verlierer.

Die mit Abstand grössten Kursgewinne verzeichnen ABB (+5,3%) nach Zahlen. Der Industriekonzern hat im ersten Quartal von einer anhaltend hohen Nachfrage aus den verschiedensten Industriesegmenten profitiert. Analysten loben besonders den starken Auftragseingang und die operative Marge. Doch auch die Zuversicht für das bereits laufende zweite Quartal sowie das Gesamtjahr werden am Markt positiv gewertet.

Die Aussagen von Nestlé werden mit einem Kursplus von 1,3 Prozent honoriert. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern ist in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres erneut stark gewachsen und hat damit die Finanzwelt überrascht. Analysten loben unisono die Preissetzungsmacht des Konzerns, durch die das gute Abschneiden mit ermöglicht wurde.

Vor Quartalszahlen am morgigen Freitag sind aktuell auch die beiden Zykliker Holcim (+2,8%) und Schindler (+2,1%) verstärkt gesucht. Dabei sind die Analysten bei beiden Konzernen eher zurückhaltend, was die Gewinnentwicklung betrifft. Gleichzeitig dürfte aber zumindest bei Holcim der Umsatz wegen einer Reihe von Übernahmen zweistellig gestiegen sein.

Die beiden Technologie-Werte AMS Osram und Logitech sind mit Kursgewinnen von mindestens 2 Prozent ebenfalls oben auf den Einkaufslisten zu finden.

Insgesamt freundlich tendiert auch die Finanzbranche: Dabei legen Swiss Re (+1,3%) und Zurich (+0,7%) etwas stärker als der Markt zu. Swiss Life, UBS und Partners Group hinken dem Gesamtmarkt mit Aufschlägen von bestenfalls einem halben Prozent etwas hinterher, während die Aktien der CS zwischen knappen Gewinnen und Verlusten pendeln, nachdem sie am Vortag unter einer Gewinnwarnung gelitten hatten.

Dass der Markt nicht noch stärker im Plus notiert, dürfte vor allem den beiden Pharmaschwergewichten geschuldet sein. Novartis (+0,3%) legen weniger stark zu als der Markt, während Roche (-1,0%) ihre jüngste Abwärtsbewegung fortsetzen. Eine Verkaufsempfehlung der UBS vom Dienstag setzt den Titeln seither zu.

Noch stärker geht es für Straumann (-1,3%) und Swisscom (-1,0%) abwärts - ebenfalls Werte, die generell dem weniger konjunktursensiblen defensiven Lager zugeschrieben werden.

In den hinteren Reihen sind Lalique (+5,3%), Phoenix Mecano (+3,9%), Comet (+2,1%) sowie Gurit (+1,3%) nach Angaben zum bisherigen Geschäftsverlauf gefragt. Das Gegenstück bilden etwa Talenthouse (-8,4%), One Swiss Bank (-7,7%) oder auch Varia US Properties (-2,9%).

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