Zürich (awp) - Die Stimmung an den Märkten bleibt angespannt. In diesem Umfeld gibt der SMI am Dienstag denn auch etwas nach. Mit dem Ende der Berichtssaison rücken Konjunkturdaten wieder verstärkt in den Fokus der Investoren. So wächst etwa die Schweizer Wirtschaft nur noch langsam. Zwar wird noch immer viel konsumiert, doch die Entwicklung auf dem Bau und in der Industrie dämpft. Im weiteren Verlauf dann stehen Inflationsdaten aus Deutschland als erste Vorboten für die am morgigen Mittwoch anstehenden Preisdaten aus der Eurozone an. Von ihnen erhoffen sich Anleger Aufschluss über die weitere Zinspolitik der EZB.

Auch die US-Notenbank Fed steht mit einer für den morgigen Mittwoch erwarteten Rede von Fed-Chef Jerome Powell im Zentrum. Er könnte darin die Erwartungen über eine entspanntere Geldpolitik nicht in dem Masse erfüllen, wie es die optimistischsten Erwartungen aktuell suggerieren. Darüber hinaus sorgt die Corona-Lage in China weiterhin für Gesprächsstoff. So wurde zuletzt bekannt, dass die Impfkampagne für ältere Menschen vorangetrieben werden soll. Eine Abkehr von den strikten Massnahmen gegen Covid stellte die Gesundheitskommission derweil nicht in Aussicht. Sie forderte lediglich dazu auf, bereits zuvor angekündigte Anpassungen "schnell und gründlich" umzusetzen. Allerdings soll auf "die falsche Praxis zusätzlicher Massnahmen" verzichtet werden, hiess es. In den letzten Tagen hatten die Proteste gegen die strikte Corona-Politik Unruhe in die Märkte gebracht.

Der SMI gibt gegen 10.55 Uhr um 0,28 Prozent nach auf 11'131,16 Punkte nach. Aktuell beträgt die Handelsspanne gerade einmal knapp 50 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,36 Prozent tiefer auf 1699,79 Zähler und der breite SPI verliert um 0,37 Prozent auf 14'208,32 Zähler. Im SLI stehen 23 Verlierern sieben Gewinner gegenüber.

Erneut tragen die Aktien der Credit Suisse mit -3,8 Prozent auf 2,897 Franken die rote Laterne. Sie bewegen sich damit erneut auf Rekordtief. Am gestrigen Montag waren die Papiere erstmals in ihrer Geschichte unter die 3-Franken-Marke gefallen. Seit dem gestrigen Wochenauftakt werden die Titel ohne Bezugsrechte für die neuen Aktien aus der Kapitalerhöhung gehandelt. Die separat an der SIX kotierten Bezugsrechte, die zum Kauf der neuen Aktien berechtigen, kosten aktuell nur noch 0,107 Franken, was einem Rückgang von 26 Prozent entspricht.

Offenbar wollen zahlreiche Anleger bei der Kapitalerhöhung nicht mehr mitmachen und verkaufen ihre Bezugsrechte. Laut Beobachtern setzt die Verkaufswelle bei den Bezugsrechten ihrerseits nun auch den Kurs der Credit Suisse-Aktien selbst unter Druck. Zudem ziehen auch die Preise für die Kreditausfallversicherungen für CS-Papiere wieder an. Diese sogenannten Credit Default Swaps (CDS) gelten als Fiebermesser der Finanzmärkte.

Weit oben auf den Verkaufslisten sind zudem die Aktien von Givaudan, Kühne+Nagel, Temenos und Straumann zu finden, die sich allesamt um 1,7 Prozent verbilligen. Alle vier hatten in den letzten Tagen etwas zulegen können, so dass sie tendenziell zu Gewinnmitnahmen verleiten könnten.

Mit einem Minus von 0,6 Prozent sind auch Nestlé-Aktien auf der Verliererliste. Dabei hat der Nahrungsmittelkonzern am Morgen ein Geschäftsupdate gegeben. Er strebt demnach in den kommenden Jahren weiteres Wachstum an und hat sich dazu neue Ziele gesetzt. Dabei soll auch die operative Marge auf hohem Niveau gehalten werden. Kritisch wird dagegen die Nachricht gewertet, dass das 2020 übernommene Erdnussallergiemittel Palforzia überprüft werde.

Die anderen beiden Schwergewichte Roche (-0,5%) und Novartis (+0,2%) entwickeln sich uneinheitlich. Roche hatte am Morgen mitgeteilt, seine Krebstherapie Tecentriq in der Indikation Blasenkrebs freiwillig vom US-Markt zurückzuziehen.

Neben Novartis gewinnen noch die beiden Uhrenhersteller Swatch und Richemont mit Aufschlägen von jeweils mehr als 1 Prozent klar hinzu. Sie knüpfen damit an die freundliche Vortagestendenz an. Jegliche Aussicht auf eine weniger strikte Corona-Politik Chinas stütze, heisst es im Handel.

In den hinteren Reihen gewinnen Feintool (+2,4%) hinzu, nachdem der Metallverarbeiter einen neuen Grosskunden gewonnen hat.

hr/jb