Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt setzt sich am Freitag nach einem volatilen Start im Verlauf eine festere Tendenz durch. "Dass es nach so starken Verlusten wie in den vergangenen Wochen auch einmal zu einer Gegenbewegung kommt, ist normal", sagte ein Händler. Es sei aber wohl nur eine technische Erholung, nicht der Startschuss für einen Rebound im grossen Stil. Für zusätzliche Kursausschläge und Umsätze sorgt am heutigen Handelstag der Hexensabbat - der Quartalsverfall an der Eurex, an dem Futures und Optionen auf Aktien und Indizes auslaufen.

"Wir haben es noch nicht überstanden", meinte der Händler. Denn die Märkte träten mit dem Regimewechsel der Zentralbanken, der hohen Inflation, einer drohenden Energiekrise in Europa und den zunehmenden Rezessionssorgen in eine neue Phase ein. Dies könnte auch dazu führen, dass so manche Firma anlässlich des Halbjahres- oder Quartalsberichts ihre Ziele und Prognosen nach unten revidieren müsse. "Dann könnten die aktuellen Bewertungen auch nach der aktuellen Korrektur noch zu hoch sein", sagte der Händler.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 11.10 Uhr um 1,04 Prozent höher mit 10'584,56 Punkten. Im Frühhandel war der SMI noch bis auf das neue Jahrestief bei 10'432 Zähler gefallen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 1,14 Prozent auf 1631,89 und der breite SPI 1,02 Prozent auf 13'600,92 Zähler. 27 SLI-Werte legen zu und drei geben nach.

Nach der US-Notenbank Fed am Mittwoch hatte am Vortag auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Bank of England die Zinsen angezogen und weitere Straffungen in Aussicht gestellt und die Märkte auf Talfahrt geschickt. Dabei habe die SNB die Märkte mit der Äusserung zusätzlich verunsichert, dass sie Fremdwährungsbestände abbauen könnte, falls der Franken schwach werden sollte. Dies könnte bedeuten, dass die SNB dann ihr milliardenschweres Portfolio ausländischer Aktien reduzieren könnte.

Zu den grössten Gewinnern zählen am Freitag die Aktien des Sensorenherstellers AMS Osram (4,6%) und Straumann (+4,3%), die sich allerdings seit Jahresanfang fast halbiert hatten. Mit auf dem Podest stehen zudem Temenos (+4,4%). Auch sie zählen nicht zuletzt auch wegen bisher unerfüllter Übernahmespekulationen zu den schwächsten Standardwerten. Zudem gebe es grosse Baissepositionen auf diese Titel, wie ein Händler sagte.

Mit Partners Group (+3,8%), Lonza (+3,2%) und Geberit (3,4%) folgen Aktien von Unternehmen, die bisher immer "geliefert" hätten und trotzdem arg gebeutelt worden seien. Ausserdem hat der Sanitärkonzern für den kommenden Montag den Start zu einem neuen Aktienrückkaufprogramm über maximal 650 Millionen Franken angekündigt. Als Stützen des Marktes erweisen sich auch die Schwergewichte Roche (+1,6%), Nestlé (+0,8%) und leicht abgeschlagen Novartis (+0,5%).

Nach anfänglicher Schwäche gesellen sich bei den Banken auch die Anteile der UBS (+1,5%) zu den Gewinnern. Credit Suisse (+2,6%) bauen die anfänglichen Gewinne deutlich aus. Die Versicherer Swiss Re (+0,6%), Swiss Life (+0,4%) und Zurich (+0,1%) drehten im Verlauf ebenfalls ins Plus.

Zu den wenigen Verlierern zählen die Zykliker ABB (-0,3%) und der Luxusgüterhersteller Swatch(-0,9%). Richemont (+0,1%) und Holcim (+02%) sind gut gehalten.

Sonova verlieren -0,1 Prozent oder 0,40 Franken. Damit machen sie allerdings die Ausschüttung von 4,40 Franken je Aktie mehr als wett.

Diverse Meldungen gibt es aus der Biotechbranche. Basilea (+2,5%) erhält vom US-Pharmakonzern Pfizer eine Meilensteinzahlung von 1,25 Millionen US-Dollar. Obseva (+14%) meldet die Marktzulassung von Yselty durch die EU-Kommission. Addex brechen derweil um ein Viertel ein. Das Biotechunternehmen hat eine Studie mit dem Schlüsselkandidaten Dipraglurant eingestellt, weil nicht genügend Patienten rekrutiert werden konnten. Die bisherigen Finanzziele wurden damit auch gleich ausgesetzt.

pre/uh