Zürich (awp) - Die Schweizer Börse setzt nach zwei schwachen Vortagen am Donnerstag zu einer Gegenbewegung an. Händler sprechen aber von einer etwas zähen Erholung. Ein Grossteil davon geht auf den schwergewichtigen Pharmatitel Roche zurück, der von einer Kaufempfehlung Rückenwind erhält. Händler hoffen, dass die Erholung noch etwas an Breite gewinnt - ähnlich wie in den USA am Vortag. Dort arbeiteten sich die Börsen nach einem schwachen Start sukzessive in die Gewinnzone vor. Die Erholung stehe aber auf tönernen Füssen, denn die Märkte stünden weiterhin unter der Fuchtel der Zins- und Inflationserwartungen. "Und diese können von den Konjunkturdaten immer wieder durchgeschüttelt werden", sagt ein Börsianer.

Der Markt sei dabei, die unerwartet hohen Inflationszahlen aus den USA vom Dienstag zu verdauen, sagt ein anderer Händler. Diese hatten die Märkte auf Talfahrt geschickt. Am Vortag kam es nach geringeren US-Produzentenpreisen zu einer Beruhigung. Denn die Zahlen signalisierten eine Abschwächung des Preisauftriebs. Dennoch gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass die U-Notenbank Fed im Kampf gegen die steigenden Preise die restriktive Geldpolitik fortsetzen wird. "Auch wenn die Wirtschaft dadurch in eine Rezession rutscht", sagt ein Börsianer. Die am Nachmittag erwarteten US-Konjunkturdaten Detailhandelsumsätze, Importpreisindex, Kapazitätsauslastung sowie die konjunkturellen Frühindikatoren Empire Manufacturing und Philadelphia Fed Index dürften das Geschehen noch beeinflussen.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr um 0,48 Prozent höher auf 10'805,93 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,31 Prozent auf 1648,65 und der breite SPI 0,42 Prozent auf 13'839,78 Zähler. 17 SLI-Werte legen zu und 13 geben nach.

Im Zentrum des Interesses stehen die drei defensiven Schwergewichte. Roche legen dank einer Kaufempfehlung der Credit Suisse 2,2 Prozent zu. CS hat das Rating auf "Outperform" von "Neutral" erhöht. Der Pharmakonzern investiere im Branchenvergleich stark in Forschung und Entwicklung, und der Innovationserfolg dürfte das Unternehmen längerfristig vor der Konkurrenz schützen.

Dagegen hat Credit Suisse die Aktien von Novartis (-0,4%) auf "Underperform" von "Neutral" zurückgestuft. Die Analysten befürchten, dass Novartis unterdurchschnittlich wachsen dürfte. Als weiterer Belastungsfaktor gilt eine Untersuchung der Weko wegen des möglichen Einsatzes von Sperrpatenten. Die Aktien können im Verlauf die Abschläge aber klar eingrenzen.

Nestlé (+0,2%) erholen sich nur wenig von ihrem Kurseinbruch von 2,7 Prozent am Vortag. Händler erwähnen neben einer Verkaufsempfehlung von Exane BNP die bevorstehenden Indexanpassungen als mögliche Gründe für den gestrigen Kurseinbruch. Mit Alcon (+0,9%) stimmt ein weiterer defensiver Wert in die Erholung ein.

Gefragt sind ausserdem zyklische Anteile wie SGS (+2,3%). Geberit, Holcim und Kühne + Nagel gewinnen 0,5 bis 0,9 Prozent. Aber auch die Banken Julius Bär (0,7%), Credit Suisse und UBS (je +0,5%) stehen ebenfalls in der oberen Tabellenhälfte.

Dagegen werden bei den Versicherungsaktien Swiss Re (-0,5%) tiefer gehandelt, nachdem UBS die Verkaufsempfehlung bestätigt hat. Zurich (-0,1%) und Swiss Life (+0,1%) sind wenig verändert.

Grössere Verluste verbuchen Technologietitel wie Temenos (-1,8%), AMS-Osram (-0,7%) und Logitech (-0,4%) sowie Vertreter der Wachstumsbranchen wie Sonova und Straumann mit Einbussen von 0,3 und 0,5 Prozent. Swatch (-0,7) und Richemont (-0,6%) zählen zu den Verlierern.

Der Titel des Liftherstellers Schindler verliert 0,7 Prozent, nachdem Morgan Stanley die Empfehlung auf "Equal Weight" von "Overweight" abgestuft hat.

Am breiten Markt geben Clariant (-0,7%) nach. Sie leiden laut Händlern darunter, dass die US-Konkurrenten Dow und Eastman vor einem schwächeren dritten Quartal gewarnt haben und die deutsche Chemieindustrie die Produktion wegen der Energieversorgung drosseln will.

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