Zürich (awp) - Auch am letzten Handelstag im zu Ende gehenden Jahr tendiert der Schweizer Aktienmarkt schwächer. Und laut Händlern dürfte sich daran nicht mehr viel ändern. Die Anleger würden sich am letzten Handelstag nicht mehr sehr weit aus dem Fenster lehnen. Zwar könnte es da und dort noch zu "Window Dressing" kommen, der am Jahresende üblichen Kurspflege bei Einzelwerten. Doch damit lasse sich das Jahr auch nicht mehr retten, heisst es am Markt. Auch die am Nachmittag erwarteten US-Konjunkturdaten - veröffentlicht werden Daten zur Stimmung von Einkaufsmanagern - dürften das Geschehen kaum mehr stärker beeinflussen. "Das Jahr ist schlicht zum Vergessen und am letzten Tag lässt sich daran auch nicht mehr viel ändern. Am besten abhaken und nach vorne schauen", meint der Händler.

Ob das kommende Jahr wirklich besser wird, wie dies viele Marktteilnehmer hoffen, ist jedoch ungewiss. Denn zumindest das erste Halbjahr dürfte am Aktienmarkt schwierig bleiben. Erst eine erneute Wende in der Geldpolitik könnte auch wieder zu steigenden Kursen führen. Allerdings hänge dies auch davon ab, wie sich die geopolitischen Spannungen sowie die sich nach der Lockerung der Pandemiemassnahmen in China wieder stark steigenden Corona-Infektionszahlen weiterentwickelten. Derzeit hielten sich die Sorgen vor einer neuerlichen weltweiten Ausbreitung des Corona-Virus aber trotz allem noch in Grenzen.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,31 Prozent tiefer auf 10'823,18 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,31 Prozent auf 1655,06 und der breite SPI 0,30 Prozent auf 13'849,98 Zähler. 22 der 30 SLI-Werte geben nach und acht legen zu.

Wie so oft in diesem Jahr halten bei den Blue Chips die Aktien der Credit Suisse (-1,9%) die rote Laterne in der Hand. Händler erwähnen in diesem Zusammenhalt das Stichwort "Window Dressing". Viele Portfoliomanager kippten den am schlechtesten gelaufenen Standardwert aus dem Depot. Der Kurs der krisengeschüttelten Grossbank hat 2022 über zwei Drittel seines Werts eingebüsst. Und schon das insgesamt starke Börsenjahr 2021 schlossen CS mit einem Minus von einem Fünftel ab.

Auch von den Aktien des Personalvermittlers Adecco (-1,1%) und des Softwareherstellers Temenos (-0,9%) trennen sich die Anleger. Während bei Adecco die eingetrübten konjunkturellen Aussichten den Kurs belasten, dürften es bei Temenos eher enttäuschte Erwartungen sein. Zum einen hat das Unternehmen operativ nicht überzeugt und zum anderen haben sich die immer wieder aufgekeimten Übernahmespekulationen nicht erfüllt.

Bei den Aktien von Swiss Re (-0,8%) und Zurich (-0,6%) führen Marktteilnehmer den jüngsten Wintersturm Elliott ins Feld. Dieser könnte in den USA laut Schätzungen einen versicherten Schaden von 5,4 Milliarden Dollar verursacht haben. Zurich ist allerdings mit einem Kursplus von gegen 12 Prozent mit Abstand der beste Blue Chip in 2022.

Zu den Verlierern am Berichtstag zählen zudem die Aktien von Lonza (-0,5% auf 458,90 Fr.). Berenberg hat das Kursziel für den Pharmazulieferer auf 550 von 720 Franken gesenkt. Das Rating "Buy" wurde dennoch bestätigt.

Auch die Marktschwergewichte Nestlé (-0,4%) und Roche (-0,3%) geben nach, was den SMI etwas dämpft. Dagegen können sich Roche (+0,02%) behaupten.

Gut schlagen sich die Aktien von Kühne+Nagel (+0,7%), Straumann (+0,7%) und Logitech (+0,4%). Diese Papiere hätten 2022 stark korrigiert und zählten nun zu denen, denen auch ein erhebliches Erholungspotenzial im kommenden Jahr zugebilligt werde, heisst es.

Am breiten Markt stechen einmal mehr die Aktien negativ hervor, die schon das ganze Jahr unter Druck gestanden sind. Dazu zählen Zur Rose (-2m3%), Talenthouse (-11%) und Achiko (-8%).

Zulegen können dagegen Santhera (+17%). Händler verweisen auf die Bocksprünge, die die Aktie seit Veröffentlichung einer Auftragsstudie des Unternehmens vollführt hat.

Damit geht das seit 2008 schlechteste Börsenjahr zu Ende. Der Leitindex SMI hat dabei rund 16 Prozent eingebüsst, auf dem Tiefpunkt Mitte Oktober stand der Index gar über 22 Prozent im Minus. Insgesamt dürften neben Zurich nur UBS, Novartis und Holcim das Jahr im grünen Bereich beenden. Dagegen dürften Credit Suisse, Temenos und AMS Osram die grössten Jahresverluste unter den Blue Chips verbuchen.

pre/kw