Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Mittwochvormittag deutlich schwächer. Vor allem die negativen Vorgaben aus dem Ausland belasten die Kurse. Der hiesige Markt, der am Vortag wegen des Nationalfeiertags geschlossen war, habe noch etwas nachzuholen, meinte ein Händler mit Verweis auf die Kursverluste an den Börsen Europas am Dienstag. In den USA hatten solide Wirtschaftsdaten den Hoffnungen auf ein Ende des Zinserhöhungszyklus einen Dämpfer verpasst. Da die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik "datenabhängig" gestalte, dürften sich die Anleger vor dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag zudem weiter vorsichtig verhalten, heisst es im Handel. Einen Vorgeschmack auf den US-Jobmarkt gibt es heute Nachmittag mit den Zahlen des privaten US-Institut ADP.

Negativ aufgenommen wird heute auch, dass die Ratingagentur Fitch die Spitzenbonität der USA um eine Stufe auf "AA+" reduziert hat. Nach dem Entzug der Höchstnote könnte die Luft für die USA etwas dünner werden, sagte ein Händler. Zudem deuten immer mehr Zahlen in Europa und auch in der Schweiz, wo der PMI so schlecht ausgefallen ist wie seit 2009 nicht mehr, eine deutliche Abschwächung der Wirtschaft an. Und auch die Hoffnung auf eine Erholung in China bekomme zunehmend Risse. Die Verlangsamung der Konjunkturdynamik dürfte die Profitabilität von Unternehmen belasten, befürchtet die CS. 

Der SMI büsst bis um 11.05 Uhr 1,30 Prozent ein auf 11'161,89 Punkte, das Tagestief liegt bei 11'131 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 1,59 Prozent auf 1760,54 und der breite SPI 1,28 Prozent auf 14'735,89 Zähler.

Der SMI ist mit dem heutigen Kursrückgang klar unter die Unterstützung bei 11'270 Punkten gefallen, was charttechnisch als negatives Signal gilt. Auch durch die nächstfolgende Marke bei 11'182 Punkten (38-Tage Durchschnitt) sei es wie Butter gegangen, sagte ein Händler. Damit rückt laut BNP Paribas der aktuell auf 11'126 Punkten verlaufende 200-Tage-Durchschnitt ins Blickfeld - dies wäre ein wichtiger Support, bevor es dann unter die 11'000-er Marke gehen könnte. 

Die nachlassenden Zinshoffnungen und der Entzug der Höchstnote der USA führen laut Händlern bei den Wachstumswerten, die vor allem in den USA heiss gelaufen sind, zu Gewinnmitnahmen. So brechen hierzulande die Anteile des Sensorenherstellers AMS Osram (-7,7%) ein. Der Titel war in der Vorwoche nach der Ankündigung einer Restrukturierung auch um ein Fünftel gestiegen.

Auch Temenos (-3,8%) und VAT (-3,6%) sowie die Medizintechnikfirmen Sonova (-3,9%), Straumann (-2,9%) und Alcon (-2,8%) sowie die Finanzwerte Partners Group (-2,6%) und Julius Bär (-3,4%) sacken ab.

Die Luxusgüterwerte Richemont und Swatch (je -3,0%) stehen ebenfalls unter Druck. Händler erwähnen hier den am Vortag veröffentlichten Einkaufsmanagerindex für die chinesische Industrie, was eine negative Entwicklung in dem wichtigen Markt Grossraum China signalisiere.

Die Aktien von Givaudan (-1,7%) geben im Sog der Ergebnisse der Konkurrenz Symrise und DSM-Firmenich nach. Diese hatten über einen Umsatz- und Gewinnrückgang informiert und sich verhalten über die weiteren Aussichten geäussert.

Adecco (-1,5%) werden am Tag vor der Quartalsbilanz ebenfalls verkauft. Mit ABB (-1,7%), Geberit (-1,6%) und Schindler (-1,4%) geben weitere Zykliker nach.

Am besten halten sich unter den Blue Chips Nestlé (+0,04%), die wegen ihrer defensiven Rolle gesucht werden. Zudem hat HSBC den Lebensmittelwert auf "Buy" von "Hold" hochgestuft. In ihrem Sog schlagen sich auch die PS von Lindt & Sprüngli (-0,6%) relativ gut. Swisscom, ein weiterer defensiver Wert, schwächt sich um 0,5 Prozent ab. Dagegen sind die Pharmatitel Novartis (-1,5%) und Roche (-0,9%) klar tiefer.

Im breiten Markt legen Interroll (+3,2%) nach den Halbjahreszahlen deutlich zu.

pre/uh