Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt schliesst sich am Freitag den negativen Vorgaben von ausländischen Märkten an und tendiert schwächer. Im Verlauf kann sich der Leitindex SMI aber von den Tiefstkursen wieder lösen und die Verluste eingrenzen. Die Stimmung habe sich eingetrübt, sagt ein Händler. Die Anleger seien eher bereit, Gewinne mitzunehmen und sich aus dem Markt zurückzuziehen. Dies mache den Markt etwas volatiler.

Eintrübt wurde die Stimmung von gestiegenen Zinssorgen. US-Notenbankvertreter hatten sich am Vortag für eine zeitnahe Anhebung des Leitzinses ausgesprochen und damit die Befürchtungen vor eine noch schnelleren geldpolitische Straffung angeheizt. "Die Zinswolken haben sich verdunkelt", sagt ein Händler. Richtungsweisende Impulse erhoffen sich die Marktteilnehmer von den am Nachmittag erwarteten US-Daten sowie den Ergebnissen einzelner Grossbanken, mit denen die US-Bilanzsaison nun losgeht. Da am Montag in den USA ein Feiertag (Martin Luther-King-Day) begangen wird, dürften sich die Investoren für ein verlängertes Wochenende positionieren und sich eher vorsichtig verhalten.

Der SMI notiert nach einem Tagestief auf 12'506,58 Punkten um 11.10 Uhr noch um 0,49 Prozent im Minus bei 12'558,89 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, schwächt sich um 0,58 Prozent ab auf 2017,58 und der breite SPI um 0,47 Prozent auf 15'949,01 Zähler. 22 SLI Titel geben nach und acht legen zu.

Angeführt werden die Gewinner von den AMS-Aktien (+1,6%). Die arg gebeutelten Titel des Sensorenherstellers können sich damit dem Negativtrend der US-Technologiebörse Nasdaq entziehen. Die Aktie sei inzwischen total überverkauft, sagt ein Händler. Unterstützung gebe es ausserdem von einer Kaufempfehlung der CS vom Vortag.

Fester sind auch Partners Group (+0,2%), was Händler mit dem guten Abschneiden des auf alternative Anlagen spezialisierten Vermögensverwalters hat im vergangenen Jahr erklären. Die Zuger Firma hat 2021 mehr Kapitalzusagen von Kunden erhalten als im Vorjahr und auch als Analysten und das Unternehmen selbst erwartet hatten.

Die Aktien von Sonova (+0,2%) profitieren von positiven Kommentaren von Analysten in Reaktion auf die Übernahmepläne des Hörgeräteherstellers in den USA, so ein Händler. Sonova kauft für 310 Millionen US-Dollar die Alpaca Audiology, einen Betreiber von Hörakustik-Geschäften.

Ebenfalls im Plus notieren die Anteile des Medizintechnikkonzerns Alcon (+0,2%) und des Uhrenherstellers Swatch (+0,03%). Mitverantwortlich für die teilweise Erholung des Gesamtmarktes sind die Genussscheine von Roche (+0,2% auf 363 Fr.). Morgan Stanley hat das Kursziel für den "Bon" auf 400 von 380 Franken angehoben.

Die Anteile von Rivale Novartis büssen dagegen 0,5 Prozent ein. Auch Nestlé (-0,4%) können sich dem Negativtrend nicht ganz entziehen, tragen aber mit zur Marktstabilisierung bei.

Die grössten Abschläge verzeichnen Aktien, die 2021 stark gestiegen sind. Dazu zählen etwa die Titel des Riechstoffkonzerns Givaudan (-1,8%), des Luxusgüterherstellers Richemont (-1,7%), des Logistikers Kühne+Nagel (-1,9%), des Automationsspezialisten ABB (-1,5%), des Medizintechnikers Straumann (-1,9%) und des Bauchemieherstellers Sika (-1,5%).

Eine Spur leichter zeigen sich die Finanzwerte, denen wegen der steigenden Zinsen bessere Geschäftsaussichten attestiert werden. So sind Credit Suisse und UBS (je -0,1%) etwas leichter. Versicherer wie Zurich (-0,7%), Swiss Re (-0,5%) und Swiss Life (-0,4%), die seit Jahresanfang stark gestiegen sind, leiden dagegen unter Gewinnmitnahmen.

Am breiten Markt sinken Inficon nach vorläufigen Geschäftszahlen für 2021 um 1,5 Prozent. CPH (-2,6%) macht eine Gewinnwarnung zu schaffen. Der Papierhersteller schreibt wegen der sinkenden Nachfrage nach Zeitungspapier 150 Millionen Franken auf das Anlagevermögen ab. Zehnder fallen nach der Umsatzangabe 2021 um 3,6 Prozent.

pre/ra