Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse gibt am Freitag deutlich nach. Auslöser dafür ist ein Vertreter der US-Notenbank Fed. Neel Kashkari vom Fed in Minneapolis hatte am Vortag signalisiert, dass es angesichts der robusten US-Wirtschaft und eines nur langsamen Rückgangs der Inflation keine Garantie für Zinssenkungen in diesem Jahr gebe. Die Preisentwicklung im Januar und Februar sei "etwas beunruhigend" gewesen, sagte er. Dabei galt eine erste Zinssenkung des Fed im Juni an den Märkten als ausgemachte Sache. Doch diese Erwartungen, die das Rally seit Oktober genährt hatten, wurden nun klar enttäuscht. "Und nun werden die Erwartungen zu einem Teil wenigstens wieder ausgepreist", sagt ein Händler.

Umso stärker rückt damit der monatliche US-Arbeitsmarktbericht in den Fokus, der um 14.30 Uhr (MESZ) veröffentlicht wird. Dieser ist für die Geldpolitik des Fed wichtig, weil er sich - etwa über die Lohnentwicklung - auf die Entwicklung der Inflation auswirken kann. Dazu kommen zunehmend geopolitische Spannungen, die sich unter anderem in einem anziehenden Ölpreis zeigen. Ein schwacher US-Jobreport würde hingegen wieder für neue Zinshoffnungen sorgen, heisst es am Markt. Doch bis zu den Daten dürfte sich der Markt wohl auf dem aktuellen tieferen Niveau bewegen. "Auch die Marktteilnehmer, die in schwachen Phasen jeweils zugelangt haben, sind nun verunsichert und warten ab", sagt ein Händler. Der kräftige Anstieg des Volatilitätsindex VSMI um gut neun Prozent zeigt denn auch, dass die Nervosität durchaus zugenommen hat, wenn auch von tiefem Niveau aus.

Der Leitindex SMI notiert um 11.05 Uhr um 1,33 Prozent tiefer auf 11'535,24 Punkten und damit ein wenig über dem Tagestief bei 11'516 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 1,32 Prozent auf 1889,03 und der breite SPI um 1,22 Prozent auf 15'185,19 Zähler ein.

Sämtliche SLI-Werte geben nach. Die Abschläge belaufen sich auf -0,2 bis -2,7 Prozent. "Es ist eigentlich praktisch alles 'Brief'" sagt ein Händler. Die stärksten Einbussen verbuchen zinssensitive sowie Wachstums- und Technologiewerte wie Logitech (-2,7%), VAT (-1,8%), AMS Osram (-4,4%) sowie auf den hinteren Rängen Temenos (-1,8%), Comet (-1,8%) und Inficon (-1,6%).

Schwach notieren aber auch die Banken UBS (-2,4%) und Julius Bär (-2,0%) sowie der Vermögensverwalter Partners Group (-1,7%). ABB (-2,4%), Holcim (-1,5%) und Sika (-1,4%) sind ebenfalls im Angebot. Händler verweisen dabei auf die gute Perfomance vieler der genannten Papiere hin. "Da können schon mal Gewinne eingestrichen werden", meint ein Händler.

Auch die Aktien von Richemont und Swatch (je -1,8%) werden abverkauft. Im Mittelfeld mit Abgaben von rund einem Prozent stehen Swiss Re, Swiss Life, Zurich, SIG, Geberit Sonova und Straumann.

Unter Gewinnmitnahmen leiden auch Novartis (-1,6%), die am Vortag nach positiven Produktnachrichten um 2,8 Prozent gestiegen waren. Zudem dürften bei dieser Aktie wie auch bei Roche (GS -0,9%) und dem Schwergewicht Nestlé (-0,8%) auch Futures bedingte Verkäufe als zusätzlicher negativer Faktor hinzukommen, heisst es am Markt.

Die kleinsten Abgaben zeigen sich bei Sandoz, Alcon, Lindt & Sprüngli PS und Swisscom, die knapp 0,5 Prozent schwächer sind. Die Aktien von Börsenneuling Galderma (+0,2%) sind gut gehalten.

Grosse Kursbewegungen gibt es am breiten Markt. So rücken Swiss Steel um weitere 14,6 Prozent vor. Die Aktionäre der in Schieflage geratenen Stahlfirma haben am Vortag der Kapitalerhöhung zugestimmt.

Gesucht werden auch Implenia (+3,3%), die allerdings die Höchstkurse nicht verteidigen können. Der langjährige Grossaktionär Max Rössler hat seine Nachfolge als Ankeraktionär geregelt. Er verkauft ein Aktienpaket von 13,7 Prozent an die Buru Holding von Philipp Buhofer. Damit werde eine Unsicherheit ausgeräumt, heisst es am Markt.

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