Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt präsentiert sich am Donnerstag mit leichten Gewinnen erneut freundlich. Nach der Eröffnung baute der Leitindex SMI seine Aufschläge zunächst leicht aus, bewegt sich aktuell aber wieder auf dem Niveau vom Auftakt. Die Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche verhindern höhere Gewinne.

Die Stimmung wird aber generell als "optimistisch" bezeichnet. Hoffnungen auf einen möglichen Corona-Impfstoff wirkten vom Vortag noch weiter, heisst es von Händlern. Gleichzeitig schränken Börsianer aber ein, dass sich die Marktteilnehmer vor den wichtigen US-Arbeitsmarktdaten am Nachmittag nicht zu weit aus dem Fenster lehnen werden. Da die US-Börsen am morgigen Freitag für das lange Wochenende zum Unabhängigkeitstag geschlossen sind, werden sie als "ein letztes Highlight vor der Pause" gesehen, wie ein Händler erklärt. Das Sitzungsprotokoll des Fed vom Vorabend findet derweil nur wenig Beachtung.

Der SMI gewinnt gegen 11.15 Uhr 0,38 Prozent hinzu auf 10'128,21 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, zieht um 0,79 Prozent an auf 1'522,67 Punkte und der breite SPI um 0,25 Prozent auf 12'519,98 Punkte. Von den 30 SLI-Titeln gewinnen 22 hinzu, sechs fallen und Alcon und Kühne+Nagel sind unverändert.

Unter den grössten Gewinnern sind Vertreter der unterschiedlichsten Branchen zu finden. Neben LafargeHolcim gewinnen auch Julius Bär und Adecco mit Aufschlägen von jeweils mehr als 3 Prozent überdurchschnittlich stark hinzu. Bei LafargeHolcim hatte sich die Credit Suisse zuvor in einem Analystenkommentar freundlich geäussert.

Generell werden Finanzwerte von den Investoren verstärkt gesucht. Davon profitieren auch die Aktien der Swiss Re (+2,9%), der CS (+2,6%), der Swiss Life (+2,56%), der UBS (+2,2%) und der Zurich (+1,6%). Einzig Partners Group hinken mit +0,2 Prozent den Branchenkollegen hinterher.

Ein stärkeres Interesse für die Branche zeigt sich auch im breiten Markt, wie Titel wie GAM (+6,3%), Leonteq (+5,2%) oder Vaudoise Aussurance (+3,2%) überdurchschnittlich zulegen. Bei Leonteq sorgt eine Zusammenarbeit mit Google für zusätzliche Schubkraft.

Bei den Blue Chips setzen die generell volatilen AMS (+1,8%) ihren Zick-Zack-Kurse der letzten Tage weiter fort. Am Vortag hatten sie noch zu den grössten Verlieren gezählt, nachdem Händler die hohen Zinskosten kritisierten, die der Spezialchiphersteller für Anleihen zur Finanzierung der Osram-Übernahme bezahlen muss.

Zu den grösseren Gewinnern gehören auch die Anteilsscheine der beiden Uhrenhersteller Swatch (+2,6%) und Richemont (+1,9%). Bei Richemont hat JPMorgan das Kursziel erhöht.

Die gesteigerte Risikobereitschaft der Anleger zeigt sich auch beim Blick auf die Verlierer-Liste. So sind die drei defensiven Schwergewichte Novartis und Roche (beide -0,6%) ebenso wie Nestlé (-0,3%) auf der Liste zu finden. Nur Temenos (-1,0%) geben noch mehr ab. Novartis hatte in der Nacht mitgeteilt, sich mit den US-Behörden auf einen Millionenschweren Vergleich in einem Bestechungsverfahren geeinigt zu haben.

Vifor, Givaudan und Alcon werden in diesem Umfeld ebenfalls aus den Depots entfernt und hinken dem Markt mit Abgaben von bis zu 0,4 Prozent hinterher.

Im breiten Markt fallen Aryzta-Aktien mit einem Kurssprung von 7,8 Prozent auf. Die Aktionärsgruppe rund um die aktivistische Veraison hat die Beteiligung auf einen Fünftel erhöht und bekräftigt damit ihre Forderung, den Verwaltungsrat neu zu besetzen.

Ein Hingucker sind auch die Anteilscheine der Versandapotheke Zur Rose (+1,5% auf 263,50 Fr.), die bei 265 Franken eine weitere Bestmarke gesetzt haben.

hr/ra