Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag kaum verändert in den Handel gestartet und notiert auch zwei Stunden nach Handelsbeginn noch mehr oder weniger dort. Grundsätzlich sei die Stimmung an den internationalen Finanzmärkten weiter gut, heisst es im Markt. "Die Sorgenmauer aus Inflationsrisiken, Ängsten vor einer strafferen Geldpolitik, Lieferketten-Unterbrechungen und einem schwächeren Wachstum ist definitiv wieder etwas in den Hintergrund getreten", meinte ein Händler. Zum Wochenschluss wollten sich aber wohl die meisten Anlegerinnen und Anleger nicht mehr allzu weit aus dem Fenster lehnen.

Für zusätzliche Sicherheit sorgten zuletzt auch Berichte aus China, wonach der Immobilienriese Evergrande rechtzeitig vor Fälligkeit am Wochenende eine Anleihe bedient habe. Dies habe die Sorgen vor einer möglichen Zahlungsunfähigkeit des Konzerns etwas in den Hintergrund rücken lassen. Die Gefahr einer Ansteckung des ganzen chinesischen Immobiliensektors, die sich wohl auch auf die internationalen Finanzmärkte sehr negativ auswirken würde, sei damit erst einmal gebannt, so der Händler.

Der Leitindex SMI notiert kurz vor 11 Uhr 0,01 Prozent höher bei 12'040,08 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und bei dem die grössten Aktien nicht mit dem ganzen Gewicht gerechnet werden, gewinnt 0,20 Prozent auf 1952,72 Punkte und der breite SPI 0,05 Prozent auf 15'523,35 Punkte. Sollte sich der SMI zum Wochenausklang auf dem aktuellen Niveau halten können, wäre das bereits der dritte Wochengewinn in Folge. Aktuell beträgt das Plus gegenüber Ende letzten Woche 0,7 Prozent - dies notabene nach Avancen in den beiden Wochen davor von 1,7 bzw. 1,6 Prozent.

Dass die Stimmung recht gut ist, zeigt sich auch am Verhältnis von Gewinnern zu Verlierern. Bei den 30 SLI-Werten stehen nämlich acht Verlierer - bei drei unveränderten - 19 Gewinnern gegenüber. Dass der Markt trotzdem nicht richtig vorwärts kommt, hat mit den beiden SMI-Schwergewichten Nestlé und Roche zu tun, die beide rund ein halbes Prozent an Wert einbüssen. Im Wochenverlauf sind Nestlé nach den diese Woche präsentierten starken Quartalszahlen damit weiter im Plus, während Roche - ebenfalls nach Quartalsumsätzen - klar im roten Bereich tendieren.

Die Newslage ist am letzten Handelstag der Woche derweil mager und die Ausschläge bei den wichtigsten Titeln halten sich entsprechend in Grenzen. Etwas aus dem Rahmen gefallen bei den Blue Chips waren anfänglich Sika, die sich von deutlicheren Verlusten zu Handelsbeginn aber schnell wieder erholten und mittlerweile nur noch 0,4 Prozent im Minus notieren. Der Bauchemie-Hersteller hat Umsätze der Periode Juli bis September präsentiert und dabei im Rahmen der Erwartungen abgeschnitten. Die Aktien des Zuger Unternehmens gehören allerdings seit langem zu den Börsenfavoriten. Entsprechend wurden wohl anfänglich einige Gewinne mitgenommen.

Auf der positiven Seite sind Schindler PS (+2,7%) zu vermerken. Die Papiere des Innerschweizer Lift- und Rolltreppen-Herstellers hatten allerdings am Vortag nach ungnädig aufgenommenen Drittquartals-Zahlen 6,0 Prozent eingebüsst. Es kam denn auch zu diversen Kurszielsenkungen durch Analysten, die sich aber heute nicht mehr negativ auswirken. Im Gegenteil: Auf dem neuen Niveau haben sich ganz offenbar neue Käufer gefunden. Avancen von über 1 Prozent gibt es auch noch für die konjunktursensitiven Richemont und Kühne+Nagel und für den Medtechwert und grössten SLI-Jahresgewinner Straumann.

Im breiten Markt sind Rieter (+5,4%) nach Q3-Zahlen deutlich gesucht, wobei der Vergleich mit dem entsprechenden Vorjahresquartal fulminant ausfällt. "Der enorme Bestellungseingang bei Rieter zeigt, dass der Aufholeffekt nach der Pandemie und die Verlagerung, die die Garnhersteller derzeit betreiben, mit hoher Geschwindigkeit weitergeht", meinte denn auch die ZKB in einem Kommentar zu den Zahlen. Der Auftragsbestand dürfte die Produktion bis zum zweiten Quartal 2023 abdecken, glaubt er.

Zu den grössten Gewinnern zählen ausserdem IGEA (+13%), Arbonia (+4,0%) oder Schlatter (+3,1%), bei den Verlierern stehen - ohne News - Lalique (-4,9%), Leclanché (-4,5%) oder Asmallworld (-4,3%) zuoberst.

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