Zürich (awp) - Nach Tagen fallender Kurse ist es am Mittwoch zu der erhofften Erholung gekommen. Allerdings brauchten die Anleger wiederum starke Nerven, schmolzen doch die Gewinne im späteren Handel immer wieder ab. Erst als sich an der Wall Street nach einem verhaltenen Start eine anziehende Tendenz abzeichnete, nahm auch der SMI noch einmal Fahrt auf. Dabei war ein Grossteil des Anstiegs den zuletzt arg gebeutelten Roche-Bons zu verdanken.

Die Anleger rechnen laut Händlern nicht damit, dass die Börsen sobald wieder in einen Aufwärtstrend einschwenken werden. Denn die Nachrichtenlage trage wenig zur Beruhigung bei. Nach wie vor belasteten Ukraine-Krieg, Inflations-, Wachstums- und Zinssorgen die Märkte. Dabei bedinge der eine Faktor quasi den nächsten, so dass die Belastungen einander verstärkten. Zudem könnte der Ukraine-Krieg weiter eskalieren, nachdem Russland erstmals Ländern den Gashahn zugedreht hat. Und manche Unternehmen taxierten die weiteren Aussichten etwas zurückhaltender als auch schon, hiess es weiter.

Der SMI schloss um 0,99 Prozent höher auf 12'051,48 Punkten und damit rund 30 Punkte unter dem Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der einzelnen Aktien gekappt ist, stieg um 0,63 Prozent auf 1852,59 und der breite SPI um 0,91 Prozent auf 15'466,94 Zähler. 19 SLI Werte schlossen höher und elf tiefer.

Im Fokus standen die Aktien der Credit Suisse (-2,6%), die im ersten Quartal wegen Altlasten erneut rote Zahlen schrieb. Wie angekündigt, wies die Bank einen klaren Verlust aus. Zudem haben mehrere Mitglieder der Geschäftsleitung den Hut genommen. Über die weitere Kursrichtung gingen die Meinungen auseinander. Während einige Händler trotz der tiefen Kurse von einem Kauf abrieten, gab es andere, die genau darum dazu rieten, die Situation auszunützen und nun einzusteigen.

"Wir stehen bei der CS nun in einem Übergangsjahr", sagte ein Händler. Doch am Berichtstag dominierten die Verkäufer. Dabei hätten manche enttäuschte Marktteilnehmer ihre CS-Titel in die Aktien von UBS (+2,7%) umgeschichtet, hiess es am Markt.

Stütze des Marktes waren die schwergewichtigen Roche (+2,2%). Seit der Zahlenvorlage am Montag und der Verkaufsempfehlung der UBS stand der Titel stark unter Druck. Daher sei die Gegenbewegung nun zu erwarten gewesen, sagte ein Börsianer. Auch die Titel von Konkurrent Novartis (+0,7%) und Nestlé (+1,2%) zogen an und erwiesen sich damit ebenfalls als SMI-Stützen.

Zudem griffen die Anleger nach anderen gefallenen Werten. So konnten die Luxusgüterwerte Richemont (+1,8%) und Swatch (+2,2%) einen Teil der jüngsten Einbussen wettmachen. Es sei hilfreich, dass Peking noch nicht wie Shanghai im kompletten Lockdown sei, hiess es.

Der Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan (+2,3%) war im Kielwasser der guten Zahlen von Konkurrent Symrise gefragt.

Leicht tiefer schlossen die Titel des Softwarehauses Temenos (-0,2%), das am Vorabend den Quartalsbericht veröffentlicht hatte. Dagegen wurden Straumann (-3,0%) am Tag vor der Bilanzvorlage aus den Depots gekippt.

Abgaben gab es auch bei den zyklischen Werten wie Adecco (-2,3%) und Holcim (-1,0%), bei denen Händler Konjunktursorgen erwähnten.

Aus den hinteren Rängen stachen Clariant (+9,7%) positiv hervor. Der Chemiekonzern kann zwar noch immer keinen geprüften Jahresabschluss 2021 vorlegen, da nach der Manipulations-Untersuchung Anpassungen der Zahlen für 2020 nötig sind. Es gebe allerdings keine Auswirkungen auf Umsätze oder liquide Mittel für die beiden Jahre, hiess es.

Kuros (+14%) zogen nach Aussagen zum Geschäftsverlauf kräftig an. Auch Ems (+3,8%) und Ypsomed (+1,8%) waren nach Unternehmensnews gesucht. Dagegen brachen Molecular Partners um weitere 36 Prozent ein, nachdem Partner Novartis Hoffnungen auf eine baldige Zulassung des Corona-Kandidaten einen Dämpfer erteilt und Amgen sich aus einem gemeinsamen Projekt zurückgezogen hat.

pre/mk