Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag etwas tiefer geschlossen, belastet von Abgaben in den grosskapitalisierten Papieren des Pharmakonzerns Roche. Die Stimmung im Handel war aber laut Teilnehmern grundsätzlich gut, gestützt von einer soliden Bilanzsaison und den Hoffnungen auf ein Nachlassen des Inflationsdrucks. Trotz einer Rekordinflation in der Eurozone von 7,4 Prozent setzten die Börsen darauf, dass sich die Teuerung ihrem Spitzenwert nähert.

Zumeist positive Ausblicke der Unternehmen trieben am Berichtstag viele zyklische Werte an. Gleichzeitig setzten die Marktteilnehmer einmal mehr auf Verhandlungen im Ukrainekrieg. Etwas enttäuschende US-Konjunkturdaten trübten die Stimmung am Aktienmarkt nicht. Im Gegenteil: Der Rückgang im Philadelphia-Fed-Index nährte die Hoffnung, dass die kommenden US-Zinserhöhungen doch nicht so stark ausfallen werden erwartet.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Ende 0,07 Prozent tiefer auf 12'301,33 Punkten. Der SLI, in dem sind die 30 wichtigsten Aktien enthalten und die Schwergewichte gekappt, legte um 0,21 Prozent zu auf 1923,72 und der breite SPI um 0,10 Prozent auf 15'812,67 Punkte. Bei den 30 Blue Chips kamen auf 20 Gewinner 10 Verlierer.

Spielverderber der Börsenparty waren die erneut im Ausverkauf stehenden Roche-Bons, die sich bis zum Schlussgong um 2,1 Prozent verbilligten. Sie alleine liessen den SMI um fast 50 Punkte sinken. Eine Verkaufsempfehlung der UBS setzt den Titeln seit Dienstag arg zu.

Novartis (-0,1%) lagen ebenfalls deutlich hinter dem Gesamtmarkt. Auch andere defensive Aktien und solche aus dem Gesundheitssektor wie Lonza (-1,2%), Swisscom (-1,2%) und Sonova (-1,7%) hatten einen schweren Stand.

Star des Tages waren auf der anderen Seite ABB mit einem Kursplus von 4,9 Prozent. Der Industriekonzern profitierte im ersten Quartal von einer anhaltend hohen Nachfrage aus den verschiedensten Industriesegmenten. Analysten lobten besonders den starken Auftragseingang und die operative Marge. Händlern zufolge wurden einige Marktteilnehmer von der starken Margenentwicklung auf dem falschen Fuss erwischt.

Vor den Quartalszahlen am Freitag waren auch die beiden Zykliker Holcim (+2,4%) und Schindler (+1,7%) gesucht. Mit Adecco (+1,8%) und Geberit (+1,4%) standen zwei weitere konjunktursensitive Werte auf den Kaufzetteln.

Technologiewerte gelten als besonders zinssensitiv. In dem Folge deckten sich Anleger mit AMS Osram (+2,8%), Logitech (+1,5%) und VAT (+1,6%) ein.

Die Zahlen von Nestlé wurden mit einem Kursplus von 0,7 Prozent honoriert. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern ist von Januar bis März 2022 erneut stark gewachsen und hat damit die Finanzwelt überrascht. Einen zwischenzeitlichen Kurstaucher - CEO Marc Schneider hatte die Margenvorgaben an einem Conference Call als "herausfordernd" bezeichnet - konnten Analysten nicht nachvollziehen.

Uneinheitlich tendierte die Finanzbranche: Während Swiss Re (+0,7%) und Swiss Life (+0,2%) zulegten, gingt es mit den Bankaktien Credit Suisse (-0,5%), UBS (-0,7%) und Julius Bär (-0,7%) abwärts. Nach der Gewinnwarnung vom Vortag droht der CS laut Medienberichten bereits wieder neues Ungemach. So soll das Pensionskassengeschäft der Grossbank in den USA in Gefahr sei. Aktuell prüften die Behörden, ob das Institut in den USA weiter in dem Sektor tätig sein darf.

In den hinteren Reihen waren Lalique (+4,7%), Phoenix Mecano (+3,9%) sowie Comet (+1,7%) nach Angaben zum bisherigen Geschäftsverlauf gefragt.

Oerlikon kletterten um 1,6 Prozent. Händlern zufolge war von Spekulationen zu hören, wonach sich der Grossaktionär Viktor Vekselberg von weiteren Teilen seines Pakets trennen könnte. Der Russe Vekselberg ist von Sanktionen der USA betroffen.

Den Kontrapunkt setzten Abgaben in Talenthouse (-14,7%), Achiko (-9,2%) oder Meyer Burger (-5,2%).

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