Zürich (awp) - Die Schweizer Börse am Mittwoch nach einem uneinheitlichen Verlauf fester geschlossen. Dabei ist der Leitindex, der sich über weite Strecken ohne klare Richtung bewegt hatte, im Sog der Wall Street klar in die Gewinnzone vorgestossen. Als Zugpferde erwiesen sich die Aktien von Banken, Versicherungen und zyklischen Werten. Gebremst wurde der Anstieg von den beiden defensiven Schwergewichten Nestlé und Roche.

Die Entwicklung war laut Händlern vor allem der Senatswahl im US-Bundesstaat Georgia geschuldet. Hier zeichnet sich ein Sieg der beiden demokratischen Kandidaten ab. Sollten beide Sitze an die Demokraten gehen, darf der künftige Präsident Joe Biden auf deutlich weniger Widerstand im Senat hoffen und dürfte seine politischen Ziele damit besser durchsetzen können. Dies könnte nach Einschätzung von Experten mehr Staatsausgaben, höhere Unternehmenssteuern, strengere Vorschriften für die Technologie-Megacaps und eine stärkere Inflation zur Folge haben. Die zahlreichen US-Konjunkturdaten beeinflussten den Markt vor diesem Hintergrund dagegen nur wenig.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss mit 10'747,08 Punkten um 0,50 Prozent höher. Der SLI, in dem die Gewichtung der Titel stärker gekappt ist, rückte um 1,01 Prozent auf 1'693,83 Zähler vor und der umfassende SPI um 0,27 Prozent auf 13'356,34 Punkte. 18 der 30 SLI-Werte verzeichneten höhere und zwölf tiefere Kurse.

Die stärksten Gewinne verbuchten Finanzwerte wie die Grossbanken Credit Suisse (+5,5%), Julius Bär (+5,3%) und UBS (+4,3%) sowie die Versicherer Swiss Life (+4,4%), Swiss Re (+3,4%) und Zurich (+3,1%). Händler begründeten die Nachfrage nach den Finanzwerten mit dem Anstieg der Anleiherenditen in den USA. Erstmals seit März 2020 warf der zehnjährige US-T-Bond wieder mehr als ein Prozent ab. Dies erleichtere den Finanzfirmen das Geschäft.

Gesucht waren auch konjunktursensible Werte wie LafargeHolcim (+5,1%). Der Baustoffkonzern gilt wie ABB (+3,8%), Geberit (+1,4%) und Sika (+0,2%) als einer der Profiteure umfangreicher Investitionen in die US-Infrastruktur. Wie die Deutsche Bank in einer aktuellen Studie hervorhebt, zeichnet sich zudem im Baustoffbereich einige Bewegung ab, wie die jüngsten Spekulationen um LafargeHolcims Interesse in den USA zeigen würden.

Mit Clariant (+2,8%) und Adecco (+1,7%) waren auch andere Zykliker gefragt.

Die Aktien von Logitech (+0,1%) schlossen nach einem Schlussspurt erholt. Sie hatten zunächst deutlich nachgegeben, was Händler auf Gewinnmitnahmen zurückführten. Zudem dürfte der Verkauf eines Aktienpakets durch den CEO Bracken Darrell zusätzlich für Druck gesorgt haben. Anziehende Kurse an der US-Technologiebörse Nasdaq hätten dann aber den Richtungswechsel eingeläutet, hiess es.

Lonza (-0,1%) schlossen knapp gehalten. Die Zulassung des Corona-Impfstoffes von Moderna in Europa, bei dessen Herstellung Lonza massgeblich beteiligt ist, sei erwartet worden, hiess es.

Angeführt wurden die Verlierer von Kühne+Nagel (-2,7%), was Händler ebenfalls mit Gewinnmitnahmen erklärten.

Dahinter folgten die als defensiv geltenden Aktien des Lebensmittelriesen Nestlé (-1,3%) sowie die Gesundheitswerte Alcon (-1,4%) und Roche (-1,0%). Mit Givaudan, Sonova und Straumann waren noch weitere defensive Vertreter unter den Verlierern. Anleger gaben laut Händlern wegen der Konjunkturhoffnungen zyklischen gegenüber defensiven Werten den Vorzug.

Am breiten Markt stiegen U-blox um 7,4 Prozent. Das Unternehmen beginne das neue Jahr "mit einer gesunden Portion Optimismus", teilte der Chip-Hersteller am Mittwoch mit.

Sulzer gewannen 2,7 Prozent. Der Pumpenspezialist profitierten von steigenden Ölpreisen. Händler rechneten mit steigender Investitionsbereitschaft bei den Kunden aus der Öl- und Gasindustrie.

Eine Kurszielerhöhung von Research Partners auf 29 von 24 Franken weckte das Interesse der Anleger für SoftwareOne (+3,0% auf 27,50 Fr.), hiess es.

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