Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse hat am Montag nachgegeben und ist damit mit Verlusten ins Schlussquartal des laufenden Jahres gestartet. Zum Schluss grenzte der Markt dank nachgebender Ölpreise die Verluste aber noch ein wenig ein. Damit setzte der SMI seinen seit Wochen dauernden Seitwärtstrend zwischen rund 10'800 und 11'000 Punkten fort. Die Anleger seien weiter verunsichert über die Entwicklung der Geldpolitik, hiess es am Markt. Denn unerwartet starke Daten aus der US-Industrie gaben den Zinssorgen neue Nahrung. Dies könnte die US-Notenbank dazu veranlassen, im Kampf gegen die Inflation die Leitzinsen noch einmal zu erhöhen, befürchteten Händler.

Negativ aufgenommen wurde laut den Experten zudem, dass die Einigung im US-Haushaltsstreit nur eine vorübergehende sei. Denn schon in 45 Tagen dürften die Finanzmärkte wieder an genau der gleichen Stelle stehen, und dann droht abermals ein Shutdown. "Das Spiel könnte sich so noch Monate bis ins nächste Jahr hinein fortsetzen", warnte ein Händler. "Mit jedem neuen Streit wächst aber das Risiko einer erneuten Abstufung der Bonitätsnote durch eine der Ratingagenturen." Und sollte es dazu kommen, dürften Aktien und Anleihen unter Druck geraten. Derweil bestätigte der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone und auch aus der Schweiz am Morgen das trübe Bild für die Industrie.

Der SMI schloss um 0,91 Prozent tiefer auf 10'863,65 ,87 Punkten und damit klar über dem Tagestief von 10'819 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 0,92 Prozent auf 1698,85 und der breite SPI um 0,89 Prozent auf 14'240,53 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gaben 27 nach und drei waren fester.

Ein Grossteil des SMI-Kursrückgangs war den Schwergewichten Roche GS (-1,4%), Novartis (0,9%) und Nestlé (-1,0%) geschuldet. Händler erklärten sich die Abgaben teilweise mit Index-basierten Verkäufen. Dabei hatte Roche für den anstehenden Multiple-Sklerose-Fachkongress zahlreiche Publikationen angekündigt, was aber kein stärkeres Echo am Markt hervorrief. Bei Novartis gelte die Aufmerksamkeit zunehmend der Abspaltung der Generika-Tochter Sandoz am Mittwoch, sagte ein Händler.

Gesundheitswerte hatten insgesamt keinen guten Stand: So verbuchten die Medizintechniker Alcon, Sonova, und Straumann sowie der Pharmaauftragsfertiger Lonza, der Aromenproduzent Givaudan und der Versicherer Zurich Verluste zwischen 1,4 und 1,9 Prozent.

Ausserdem ging es mit den Zyklikern Adecco (-1,8%), Sika (-1,3%) und Geberit (-1,4%) ebenfalls klar nach unten. Allerdings trotzten mit Schindler PS (+2,4%), ABB (+0,5%) und Logitech (+0,3%) weitere Zykliker dem Negativtrend. Beim Rolltreppen- und Liftkonzern sorgten die Experten von Morgan Stanley mit einer Hochstufung für steigende Kurse. ABB profitierte laut Händlern von einer Kaufempfehlung der Danske Bank.

Weiter unter Druck standen die Aktien des Luxusgüterherstellers Richemont (-0,6%), bei dem die negativen Analystenkommentare nicht abreissen wollen. Aber auch UBS (-1,2%) und Lindt & Sprüngli PS (-1,5%) waren tiefer.

Auf den hinteren Reihen fielen AMS Osram (+3,8%) positiv auf. Leerverkäufer hätten vermehrt ihre Wetten gegen den Sensorenhersteller geschlossen, hiess es am Markt. Hier war es vergangene Woche in Reaktion auf die geplanten umfangreichen Kapitalmassnahmen zu einem massiven Kurseinbruch gekommen.

Basilea (+2,7%) rückten am Montag ebenfalls vor. Die US-Gesundheitsbehörde hat den Zulassungsantrag für den Hoffnungsträger Ceftobiprol zur Prüfung angenommen. Polypeptide gewannen 2,1 Prozent. Der Pharmazulieferer hat sich frische Mittel gesichert.

Derweil fielen Leclanché (-7,7%) und Aryzta (-1,0%) mit Abgaben auf. Der Batteriehersteller hat von der Börsenaufsicht einmal mehr eine Fristerstreckung für die Publikation von Geschäftsergebnissen erhalten. Bei Aryzta nahmen Investoren nach starken Zahlen Gewinne mit. Wisekey sackten nach einem Halbjahresverlust um 16 Prozent ab.

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