Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat zum Wochenschluss etwas nachgegeben. Von seinen anfänglich deutlichen Verlusten erholte sich der Leitindex SMI allerdings deutlich und schloss im Bereich des Tageshochs. Händler verwiesen auf schwache Vorgaben aus den USA, die auch hierzulande im frühen Handel zum Teil grössere Gewinnmitnahmen ausgelöst hätten. Unerwartet gute Konjunkturdaten sowie entsprechende Äusserungen von US-Notenbankvertretern waren der Auslöser dafür.

Allzu viele Sorgen, dass die Stimmung bald kippen könnte, machen sich Händler allerdings nicht. "Die meisten Investoren sind einfach sehr zufrieden mit der Mai-Performance und stellten sich zuletzt die Frage, ob sie nicht einen Teil der Gewinne einstreichen wollten", sagte einer. Auf den tieferen Niveaus seien dann auch schnell wieder Käufer aufgetaucht, was ebenfalls klar zeige, dass viele Investoren weiter optimistisch in die Zukunft schauten. Allerdings ist auch nicht ausschliessen, dass die Gewinnmitnahmen noch etwas markanter werden. "Ob dies in Sachen Korrektur schon alles war, darüber dürfte der Monatsabschluss in der kommenden Woche entscheiden", meinte ein anderer Händler.

Der Leitindex SMI schloss die Sitzung vom Freitag um 0,29 Prozent tiefer auf 11'931,70 Punkten, dies bei einem Tagestief von 11'857 bzw. einem Tageshoch von 11'942 Zählern. Der 30 Titel umfassende SLI fiel um 0,18 Prozent auf 1958,15 und der breit gefasste SPI um 0,28 Prozent auf 15'936,35 Zähler. Bei den 30 Top-Titeln schlossen 18 tiefer und 12 höher.

Auf Wochensicht ergibt sich damit im SMI ein Minus von 0,9 Prozent. Auf dem aktuellen Niveau liegt er aber noch immer 6,5 Prozent über dem Stand von Ende April. Allein zwischen dem 3. Mai und dem 17. Mai war er bekanntlich um 7,4 Prozent angestiegen und hatte dabei erstmals seit zwei Jahren die Marke von 12'000 Punkten überschritten. Das neue Jahreshoch wurde am letzten Dienstag erreicht bei 12'050 Punkten.

Wichtige Unternehmensnews bei den Blue Chips waren zum Wochenschluss Mangelware, entsprechend hielten sich auch die Ausschläge bei den Einzeltiteln in Grenzen. Für das SMI-Minus waren vor allem die drei defensiven Index-Schwergewichte Nestlé (-0,9%), Novartis (-1,1%) und Roche GS (-0,7%) verantwortlich.

Überrascht hat laut Händlern vor allem, dass Nestlé nicht zu einer Gegenbewegung zum gestrigen Ausverkauf (-1,9%) ansetzen konnten. Am Vortag hatte eine Neueinschätzung der US-Bank JP Morgan für die starken Abgaben gesorgt, am Freitag sei nun auch noch von charttechnisch motivierten Verkäufen zu hören gewesen, sagte ein Händler.

Daneben gingen die grössten Abgaben bei den Blue Chips an die Wachstumstitel Straumann (-1,7%), VAT (-1,3%) und Sonova (-1,0%). Optisch noch etwas stärker im Minus waren zwar Partners Group (-2,0% oder 25,50 Fr.), die allerdings seit dem heutigen Handelstag ohne die diesjährige Dividende von 39 Franken gehandelt werden. Ohne diesen Effekt ergibt sich somit ein Plus von 1,1 Prozent.

Auf der Gewinnerseite war der Endstand etwas zufällig. Holcim (+1,0%) legten am deutlichsten zu, vor Swiss Life (+0,9%) und Kühne+Nagel (+0,9%). UBS (+0,8%) schlossen erstmals seit Anfang April wieder über 28 Franken.

Am breiten Markt waren unter anderem die Aktien von Arbonia (+5,5%) sowie von Ypsomed (+1,2%) gefragt. Hier wirkten sich Kaufempfehlungen von Stifel bzw. der Bank Vontobel positiv auf den Kurs aus.

Dagegen büssten Accelleron 0,9 Prozent auf 37,14 Franken ein. Grund dafür waren laut Händlern ebenfalls Gewinnmitnahmen und die Absetzung der Kaufempfehlung durch Julius Bär. Noch am Vortag hatte der Kurs auf 37,84 Franken ein neues Rekordhoch erreicht. Auch bei Galderma (-1,8%) war von "erstmals grösseren Gewinnmitnahmen" die Rede.

Bei den Aktien von Stadler Rail (-3,7% bzw. 1,05 Fr.) und Valiant (-6,9% bzw. 7,60 Fr.) drückten derweil Dividendenzahlungen auf den Kurs. Bei Stadler waren es 0,90 Franken und bei Valiant 5,50 Franken je Aktie. Beide verloren somit etwas mehr als den Dividendenabgang.

uh/jb