Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt am Dienstag den Konsolidierungskurs fort und schliesst minim schwächer. Dabei kann der Leitindex SMI die im Verlauf kurzzeitig wieder zurückeroberte und mehr psychologisch als charttechnisch wichtige Marke von 12'000 Punkten nicht verteidigen. Damit setzte der SMI seinen Seitwärtstrend um die "Nulllinie" fort, hiess es am Markt.

Gebremst wurden die Aktien zudem durch schwache Daten aus der Eurozone und den USA. Dabei enttäuschten die Daten der deutschen Industrie, die ZEW-Konjunkturerwartungen und die deutliche Eintrübung im US-Dienstleistungssektor. Auch der anhaltende Aufwärtstrend der Ölpreise drückte auf die Marktstimmung. Nachdem das Ölkartell Opec+ die Produktion nicht erhöhen will, zogen die Preise für das "schwarze Gold" weiter auf mehrjährige Höchststände an.

Der SMI, der sich zwischen 11'933 und 12'025 Zählern bewegte, schloss noch um 0,02 Prozent tiefer auf 11'965,22 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sank um 0,22 Prozent auf 1935,43 Punkte, während der breite SPI um 0,03 Prozent auf 15'389,28 Punkte nachgab. 16 der 30 SLI-Werte schlossen tiefer und 14 legten zu.

Die stärksten Verluste verzeichneten die Finanzwerte: Die Aktien der Banken Credit Suisse (-2,7%), UBS (-2,3%) und Julius Bär (-1,6%) aber auch die der Versicherer Swiss Re (-1,9%), Swiss Life (-1,7%) und Zurich (-1,0%) standen oben auf den Verkaufslisten. Händler wiesen dabei auf die jüngsten Kursgewinne der Finanzwerte hin und auch darauf, dass die für steigende Bankaktien notwendigen Bondrenditen eben wieder auf Talfahrt seien.

Kräftige Abschläge verbuchten zudem die zyklischen Werte, was mit enttäuschenden Konjunkturdaten begründet wurde. Die Anteile des Personalvermittlers Adecco (-2,5%), des Zementriesen Holcim (-1,9%), der beiden Luxusgüterhersteller Swatch (-1,6%) und Richemont, des Logistikers Kühne+Nagel (je -1,3%) und des Chemiekonzern Clariant (-1,2%) büssten klar Terrain ein.

ABB (-0,3%) schlossen ebenfalls tiefer, obwohl die Deutsche Bank das Rating für ABB im Rahmen einer Sektorstudie auf "Hold" von "Sell" erhöht hatte. Ausserdem hob Citigroup das Kursziel für ABB auf 36 Franken an und bestätigte die Empfehlung "Buy".

Gefragt waren dagegen die Technologiewerte Logitech (+1,6%) und Temenos (+0,9%) sowie der Pharmazulieferer Lonza (+1,6%). Nach unten abgestützt wurde der SMI aber vor allem von den Schwergewichten Roche (+0,9%) und Novartis (+0,4%). Novartis hat seinen Zulassungsantrag für den Cholesterinsenker Inclisiran bei der US-Zulassungsbehörde FDA wieder eingereicht. Das dritte Schwergewicht Nestlé (-0,1%) rutschte dagegen zuletzt leicht ins Minus. Für Nestlé hatte Bernstein das Rating "Outperform" bestätigt.

Im breiten Markt legten Rieter um 2,9 Prozent zu. Der Textilmaschinenhersteller hatte über einen hohen Auftragseingang berichtet. Die Erholung falle damit stärker aus als erwartet, hiess es dazu unter anderem in Marktkreisen.

Auch Barry Callebaut (+1,3%) zogen an. Der Schokoladehersteller hat einen langfristigen Outsourcing-Vertrag in Serbien unterzeichnet. Zudem nahm die Citigroup die Abdeckung für die Aktien mit einer Kaufempfehlung auf.

Dagegen büssten Zur Rose 2,5 Prozent ein. Händler verwiesen auf enttäuschende Aussagen von Konkurrent Shop Apotheke zur Umsatzentwicklung im zurückliegenden zweiten Quartal.

Unter Abgabedruck standen Stadler Rail (-3,2%). Die Aktie werde für enttäuschende Aussagen des Rivalen Alstom zur Entwicklung des freien Cashflows in Sippenhaft genommen, hiess es am Markt. Gewinnmitnahmen beendeten den Höhenflug von Meier Tobler (-6,2%) zumindest vorläufig, sagte ein Händler. Bei Polyphor (-6,8%) kam es zu weiteren Abgaben. Die Biotechgesellschaft will gemäss einer Mitteilung vom 28. Juni nach einem Forschungsrückschlag ihre Zukunft überdenken.

pre/jb