Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat nach einem Auf und Ab am Donnerstag schliesslich leicht im Plus geschlossen. Belastet wurde der Leitindex SMI massgeblich vom Dividendenabgang beim Marktschwergewicht Novartis. Negativ auf die Stimmung hatten sich aber auch die steigenden Anleiherenditen ausgewirkt. Höhere Renditen signalisieren Inflationsängste und bedeuten Gegenwind für den Aktienmarkt. Die Anleger befürchteten, dass die Zentralbanken bei steigender Inflation den Geldhahn früher als erwartet zudrehen würden, sagte ein Händler. Ein anderer Grund für die Zurückhaltung war aber auch die am heutigen Abend anstehend Rede von US-Notenbank-Chef Jerome Powell.

Diese ist seine letzte Chance, sich zur Entwicklung an den Anleihemärkte zu äussern, bevor eine zweiwöchige Stillhalteperiode vor dem nächsten Treffen des Offenmarktausschusses beginnt. Anleger erhoffen sich dabei Hinweise darauf, ob das Fed angesichts der steigenden Zinsen aktiv werden könnte. Daneben standen gemischte Wirtschaftsdaten im Blick. So stellten zum einen in der vergangenen Woche etwas mehr Amerikaner einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe als in der vorherigen. Zum anderen ging die Produktivität in der US-Wirtschaft im vierten Quartal 2020 weniger deutlich zurück als erwartet.

Der SMI schloss schliesslich um 0,20 Prozent tiefer bei 10'750,09 Punkten. Der SMIC, in dem Dividenden miteinbezogen sind, legte dagegen um 0,44 Prozent auf 23'678,43 Zähler zu. Dies verdeutlicht, inwiefern der SMI vom Dividendenabgang bei Novartis belastet wurde. Ebenfalls höher war der umfassende SPI, der um 0,18 Prozent auf 13'456,50 Punkte stieg. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der einzelnen Schwergewichte gekappt ist, sank hingegen um 0,38 Prozent auf 1'736,14 Zähler. Von den 30 SLI Titeln schlossen zwei Drittel leichter, ein Drittel fester.

Im Fokus stand das SMI-Schwergewicht Novartis, das ex-Dividende gehandelt wurde. Die Aktie verlor 3,2 Prozent oder 2,58 Franken - etwas weniger als die 3,00 Fr. Dividende pro Aktie. Nur wenig auf den Kurs wirkte sich die Nachricht aus, dass der Konzern mit dem Corona-Impfstoffhersteller Curevac eine Produktionsvereinbarung unterzeichnet hat.

Dagegen profitierten die Genussscheine von Rivale Roche (+1,7%) sowie der Titel des Lebensmittelriesen Nestlé (+1,6%) vom Ruf als Fels in der stürmischen Brandung. Die beiden Papiere fingen auch den negativen Einfluss der Dividendenzahlung bei Novartis auf den SMI auf. Mit Swisscom (+1,0%) reihte sich ein weiterer defensiver Wert bei den Gewinnern ein.

Deutlich höher waren ausserdem Kühne+Nagel (+3,3%). Händler sprachen von Anschlusskäufen nach dem Jahresbericht vom Mittwoch.

Dagegen standen Technologiewerte auf den Verkaufszetteln. So fielen einerseits AMS (-4,4%), andererseits Logitech (-6,2%) stark. Händler verwiesen auf die schlechte Stimmung an der Nasdaq.

Zu tieferen Kursen gehandelt wurden ausserdem Finanzwerte wie Swiss Life (-1,6%). HSBC hatte das das Rating auf "Hold" von "Buy" gesenkt. Die als dividendenstark geltenden Aktien seien nach dem zuletzt starken Lauf "ausgereizt". Die Titel von Swiss Re (+0,5%) und vor allem Zurich (+1,8%) schlugen sich dagegen besser. Vor allem Zurich hätten nach einer verteidigenden Wortmeldung der ZKB von Umschichtungen aus den Swiss-Life-Valoren profitiert, hiess es im Handel.

Bei den Banken fielen CS leicht um 0,3 Prozent und UBS stärker um 1,0 Prozent. Die Anteile von Julius Bär verloren 2,0 Prozent und Partners Group gar um 2,3 Prozent.

Am breiten Markt standen die Aktien der Unternehmen im Fokus, die ihre Ergebnisse veröffentlichten. Dabei fielen Forbo (+1,8%) und vor allem Meier Tobler (+7,6%) positiv auf.

Kardex (-1,9%) Inficon (-4,2%) und VAT Group (-6,9%) büssten nach Zahlenvorlage hingegen Terrain ein. Bei Inficon dürfte neben der allgemeinen Schwäche der Technologiewerte noch die Dividendenkürzung den Anlegern sauer aufgestossen sein.

Auch die Anteile von GAM (-9,5%) fielen stark. Das Fondshaus war in die Turbulenzen um die britisch-australischen Gesellschaft Greensill Capital verwickelt.

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