Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag, dem letzten Handelstag im ersten Halbjahr, auf breiter Front zugelegt. Allerdings hat der Markt zum Schluss noch ein wenig an Dynamik verloren und der SMI hat unter dem Tageshoch geschlossen. Angetrieben wurden die Gewinne vor allem von guten Konjunkturdaten. So stieg der von der US-Notenbank Fed besonders beachtete Preisindex PCE weniger stark als im Vormonat und als erwartet. Zudem fiel der Konsumentenvertrauensindex der Uni Michigan besser als erwartet aus. Und in der Eurozone ging die Inflation erneut zurück. Zusätzlich könnten laut Händlern auch noch die zum Halbjahresultimo üblichen Portfolioanpassungen mitgeholfen haben.

Die positive Halbjahresbilanz lasse weitere Gewinne im zweiten Halbjahr erwarten, sagte ein Händler. Der SMI hat in den vergangenen 6 Monaten gut 5 Prozent hinzugewonnen. Das Geschäft verlief zuletzt aber eher in ruhigen Bahnen. Am Markt war denn auch von der Ruhe vor den Halbjahreszahlen die Rede. Diese werden ab Mitte Juli erwartet. Gedämpft würden die Aktivitäten von der Angst vor weiteren Zinserhöhungen. Zudem sei die Volatilität derzeit so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Dies gelte als Alarmsignal für eine mögliche Korrektur, hiess es bei Raiffeisen. Diese könnte durch die Bilanzsaison ausgelöst werden. Denn nach einer Reihe von Gewinnwarnungen - zuletzt hatte neben Interroll, EMS und VAT auch der Derivatspezialist Leonteq vor einem schwachen Geschäft gewarnt - spekulierten die Marktteilnehmer laut Valiant Bank über eine Reihe weiterer möglicher Gewinnwarnungs-Kandidaten. Am Markt munkle man über Arbonia, Zehnder, Geberit oder Schindler.

Der SMI schloss nach einem Tageshoch von 11'309 Punkten noch um 0,98 Prozent höher auf 11'280,29 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte 1,18 Prozent zu auf 1768,90 und der breite SPI um 1,02 Prozent auf 14'861,77 Zähler. Alle 29 SLI-Titel schlossen höher. Einzig Swisscom (-0,04%) waren eine Spur leichter.

Die beste Halbjahresbilanz mit einem Plus angefangen bei 45 Prozent bis hin zu plus 20 Prozent verbuchten die Technologietitel VAT und Temenos, der Wachstumswert Straumann, der Luxusgüterhersteller Richemont sowie die zyklischen Kühne+Nagel und Schindler. Dies sind Aktien, die im Vorjahr auch 20 und mehr Prozent eingebüsst hatten.

Am unteren Ende der Semestertabelle stehen neben Roche (-6%) die Technologiewerte Logitech (-7,9%) und AMS Osram (-5,3%) Papiere von Unternehmen mit "eigenen Problemen", wie ein Händler sagte. Bei Adecco (-4,9%) belasteten Konjunktursorgen, meinte ein Händler.

Am Berichtstag standen mit Sika (+3,5%), Straumann (+3,0%), Lonza (+2,0%) oder ABB (+2,1%) Aktien weit oben, die im Vorjahr ebenfalls schwach notiert, aber im laufenden Jahr mehrheitlich klare Kursgewinne verbucht hatten.

Bei den Marktschwergewichten lagen Novartis (+1,0%) klar vor Nestlé (+0,6%) und Roche (+0,1%). Der Pharmariese Novartis hat das Augenmittel Xiidra an den US-Konzern Bausch + Lomb für bis zu 2,5 Milliarden Dollar verkauft.

Einziger Verlierer bei den Bluechips waren Swisscom (-0,04%), die allerdings erst in Späthandel ins Minus rutschten. Ebenfalls am unteren Ende der Rangliste standen die Technologietitel Temenos (+0,2%) und der Versicherer Swiss Re (+0,4%). Dagegen schlossen VAT (+1,0%) nach einem über weiten Strecken negativen Kursverlauf klar in der Gewinnzone.

Die UBS-Aktie (+1,2%) legte ebenfalls zu. Mit einem Kursanstieg seit Jahresanfang von 4 Prozent befindet sich der Grossbankwert aber zusammen mit anderen Vertretern aus der Finanzbranche wie Partners Group und Julius Bär am unteren Ende der Rangliste.

Am breiten gaben kleinkapitalisierte Titel wie Arundel (-26%), Molecular Partners (-5,4%) und Spexis (-4,8%) deutlich nach. Dagegen schossen Youngtimers (+18%) und Kinarus (+6,5%) kräftig nach oben.

pre/mk