Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag deutlich zugelegt, allerdings bröckelten die Gewinne am Nachmittag noch etwas ab. Dank zwei starken Handelstagen in Folge resultierte für den Leitindex SMI aber für die Gesamtwoche ein schönes Plus. Die Anleger reagierten weiterhin mit Erleichterung darauf, dass mit der Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Donnerstag ein Unsicherheitsfaktor aus den Märkten genommen wurde.

Die Investoren zeigten sich überzeugt, dass die zehnte EZB-Zinserhöhung in Folge auch die letzte in diesem Zyklus war: Damit falle nun die Frage weg, wie viele Schritte noch folgen würden. Kommende Woche steht allerdings mit dem Entscheid der US-Notenbank Fed bereits der nächste wichtige zinspolitische Termin an. Am Freitagnachmittag publizierte US-Konjunkturdaten fielen durchzogen aus: Investoren befürchteten nun, dass sie das Risiko für eine weitere Fed-Zinserhöhung erhöhen könnten. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte am Donnerstag den Leitzins noch einmal erhöhen.

Der SMI schloss den Handel 0,90 Prozent im Plus bei 11'197,72 Punkten, nachdem der Leitindex am frühen Nachmittag ein Tageshoch von 11'244 erreicht hatte. In der Gesamtwoche resultiert ein Plus von 2,3 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte 0,84 Prozent auf 1761,57 Zähler zu und der breite SPI gewann 0,76 Prozent auf 14'676,94 Punkte. Im SLI schlossen 25 Aktien im Plus und fünf im Minus.

Klare Avancen gab es für die Titel der Luxusgüterhersteller Richemont (+2,9%) und Swatch (+1,6%). Positive Konjunkturdaten aus China deuteten darauf hin, dass sich die zuletzt schwächelnde Wirtschaft in China stabilisiert: Für die Luxusgüterbranche seien das positive Nachrichten, hiess es im Markt.

Deutliche Gewinne gab es auch für die Aktien des Bauchemiekonzerns Sika (+2,1%). Dieser hatte am Freitag den Abgang des langjährigen Verwaltungsratspräsidenten Paul Hälg sowie Änderungen im Top-Management bekannt gegeben. Nachfolger Hälgs soll Thierry Vanlancker werden, der frühere AkzoNobel-CEO. Sika beeindrucke mit einem Pool von erfahrenen Führungspersonen, lobte ein Analyst. Aufwärts ging es aber auch für die volatilen Logitech (+2,1%), die gar ein neues Jahreshoch markierten.

Im Fokus der Investoren standen allerdings Novartis (+1,1%). Die Aktionäre des Pharmakonzerns stimmten am Freitag an einer ausserordentlichen Generalsversammlung dem Spinoff der Generika-Tochter Sandoz mit überwältigender Mehrheit zu. Sandoz soll "am oder um den 4. Oktober" an die Börse kommen, Novartis-Aktionäre erhalten eine Sandoz-Aktie für fünf Novartis-Anteile. Fester schlossen auch die Titel der Basler Konkurrentin Roche (+0,7%), während sich das dritte SMI-Schwergewicht Nestlé (+0,4%) erneut verhaltener entwickelte.

UBS (-0,3%) gingen nach dem Anstieg der vergangenen Tage leicht im Minus aus dem Handel. Nach zahlreichen positiven Analystenstudien gaben sich die Experten von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) am Freitag zurückhaltender und bestätigten ihr Rating "Underperform" für die UBS-Titel: Zwar habe die Grossbank nach der CS-Übernahme ein hohes Potenzial für ein langfristiges Gewinnwachstum, gleichzeitig gebe es weiterhin viele Unbekannte und ein hohes Ausführungsrisiko, so der zuständige Experte.

Bei Temenos (-1,1%) dürfte das Ausscheiden aus dem SLI auf die Bewertung gedrückt haben: Zusammen mit AMS Osram (-0,3%) sind die Titel ab Montag nicht mehr Teil dieses Indexes. Abwärts ging es auch mit den Valoren des Vakuumventilherstellers VAT (-1,9%). Am Markt wurde auf mögliche Verschärfungen der US-Restriktionen gegen die beiden chinesischen Technologiefirmen Huawei und SMIC verwiesen: Diese könnten auch das Tagesgeschäft der VAT Group beeinträchtigen.

Am breiten Markt gingen Bachem (+0,3%) nach Bekanntgabe einer Neuorganisation der Konzernleitung leicht fester aus dem Handel. Die Relief-Aktien (-16,4%) reagierten mit klaren Abgaben auf die am Morgen vorgelegten tiefroten Halbjahreszahlen des Biotechunternehmens.

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