Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch die Aufholjagd fortgesetzt und fester geschlossen. Ein im Verlauf erreichtes Rekordhoch konnte nicht gehalten werden. Erst am Vortag hatte der Leitindex SMI mit etwas Verspätung gegenüber seinen wichtigsten Pendants sein Vor-Corona-Rekordhoch geknackt. Ob er - wie auch die anderen Indizes - diesen Rekordlauf fortsetzen wird, darüber äusserten sich Experten uneins. Es sei schon viel Positives des Nach-Corona-Booms in den Kursen enthalten, mahnten die vorsichtigen Stimmen. Nach wie vor kämpften die "Inflationisten", die höhere Zinsen erwarten, mit den Zentralbanken. Diese hätten die Märkte bisher stets beruhigen können. Konjunkturzahlen würden genau auf inflationäre Tendenzen hin analysiert und die Äusserungen der Währungshüter auf die Goldwaage gelegt.

Der Abbruch der Verhandlungen der Schweiz über ein Rahmenabkommen mit der EU beeinflusste laut Händlern die Kurse kaum. Dies sei so erwartet worden und daher auch in den Kursen eingepreist gewesen. Auch dass die Schweizer Medizintechnik-Branche ab Mittwoch den privilegierten Zugang zum EU-Binnenmarkt verloren hat, zeigte sich bisher noch nicht in den Kursen der Branchenvertreter.

Der SMI schloss um 0,38 Prozent höher bei 11'348,74 Punkten. Im Tagesverlauf markierte der Leitindex bei 11'382 Zählern ein neues Rekordhoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 0,45 Prozent auf 1845,64 und der breite SPI 0,39 Prozent auf 14'619,82 Zählern. Im SLI standen 19 Gewinnern zehn Verlierer gegenüber. Schindler PS waren unverändert.

Mit an der Spitze standen einmal mehr die Aktien von Richemont (+3,0%). Die Titel des Luxusgüterkonzerns haben seit der Zahlenvorlage am Freitag mehr als zehn Prozent hinzugewonnen. Der Konzern hatte sowohl für das gesamte vergangene Geschäftsjahr und vor allem aber für das vierte Quartal mit seinen Zahlen vergangene Woche positiv überrascht.

Konkurrent Swatch (+1,9%) gewann ebenfalls an Wert, folgte aber mit etwas Abstand. Die nächsten Impulse erhalten die beiden Unternehmen am Donnerstag, wenn die Uhrenexporte aus der Schweiz für den Monat April veröffentlicht werden.

Den stärksten Anstieg verbuchte aber der Technologiewert Logitech (+3,2%). Er profitierte von der Erholung an der US-Technologiebörse Nasdaq. Temenos gewannen 1,4 Prozent, was Händler damit erklärten, dass Temenos "Banking Cloud" einführen werde, die Bankdienstleistungen über alle Segmente und alle Regionen umfasse. Laut Bryan Garnier stellt die Nachricht die entscheidende Ankündigung der aktuell stattfindenden Anwenderkonferenz dar.

Stark gesucht waren zudem Kühne+Nagel (+2,3%). SGS rückten 2,1 Prozent vor. Der Inspektionskonzern hält am Donnerstag einen Investorentag ab.

Bei den Medizintechnikern im SLI waren Alcon (+1,1%) und Straumann (+1,2%) im Aufwind, während Sonova (-0,2%) den jüngsten Anstieg konsolidierten.

Auch die wenig konjunktursensiblen Novartis (+0,7%), Givaudan (+0,6%), Lonza (+0,4%), Roche (+0,3%) oder Nestlé (+0,1%) schlossen höher. Bei Lonza dürfte die Mitteilung von Partner Moderna über die Wirksamkeit seines Impfstoffes geholfen haben, hiess es. Zudem soll in der EU die Zulassung für Jugendliche angestrebt werden.

Dagegen wurden die Verlierer von Vertretern der Finanzindustrie angeführt. Allen voran sackten Julius Bär um 2,3 Prozent ab. Dahinter folgten UBS (-1,3%) und Credit Suisse (-0,5%), die beide die Einbussen zum Schluss noch eingrenzen konnten. Bei den Versicherungen waren Swiss Life (-0,3%) und Swiss Re (-0,1%) leichter. Laut Händlern drückten die Vorgaben aus den USA auf die Stimmung. Dort hatten tiefere Renditen am Vortag für eine schwächere Branchenperformance gesorgt.

Am breiten Markt schlossen Ypsomed (+5,6%) nach Jahreszahlen fest. Noch mehr legten Meyer Burger (+6,2%) dank der voranschreitenden Transformation zu. Schwächer schlossen Zur Rose (-3,5%) und Börsenneuling Montana Aerospace (-3,3%).

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