Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag eine kleine Erholung vom schwachen Vortag gezeigt und wieder über der Marke von 12'000 Punkten geschlossen. Der Leitindex SMI stieg im Tagesverlauf gar bis knapp unter die Marke von 12'100 Punkten, fiel am Nachmittag aber mit einer schwächelnden Wall Street wieder deutlich zurück.

Auch überwiegend freundliche Konjunkturdaten aus den USA, darunter ein überraschender Anstieg der US-Detailhandelsumsätze, konnten die Investoren nicht positiver stimmen. Etwas schlechter als erwartet präsentierten sich zudem die wöchentlichen US-Arbeitsmarktzahlen. Im Handel wurde zudem auf die weiterhin zahlreichen Risiken für die Märkte verwiesen, darunter auf die anhaltenden Staatseingriffe in China und die Schieflage des chinesischen Evergrande-Konzerns.

Bei Börsenschluss lag der SMI um 0,28 Prozent im Plus auf 12'028,44 Punkten, nachdem er am frühen Nachmittag bis auf 12'099 Punkte gestiegen war. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 0,59 Prozent auf 1981,48 Zähler und der umfassende SPI stieg um 0,50 Prozent auf 15'577,40 Punkte. Von den 30 SLI-Werten schlossen 20 im Plus und zehn im Minus.

Weiterhin beliebt bei den Investoren waren Medtech-Titel: Im SLI setzten die Titel des Dentalimplantate-Spezialisten Straumann (+3,8%) und des Hörgeräteherstellers Sonova (+3,0%) ihre Anstiege auf immer neue Rekordwerte fort. Dabei erhielten sie auch Unterstützung von Analystenseite. So erhöhten die Vontobel-Analysten das Kursziel für die Straumann-Aktien kräftig, während die Deutsche Bank ihre Anlageempfehlung für Sonova auf "Buy" von "Hold" erhöhte.

Im Plus schlossen aber auch eine Reihe zyklischer Aktien, darunter die im laufenden Jahr stark unter Druck geratenen Adecco (+2,4%) sowie die Titel des Logistikers Kühne+Nagel (+1,4%) und des Bauchemiekonzerns Sika (+1,2%).

Kursgewinne verbuchten zudem die Finanzwerte: Neben den konstant starken Partners Group (+2,0%) legten auch die Grossbankentitel CS (+0,9%) und UBS (+0,7%) zu. Für den UBS-CEO Ralph Hamers gab es gute Nachrichten aus den Niederlanden: Laut Medienberichten stützt ihn die niederländische Bankenkammer wegen der Geldwäscherei-Vorwürfe während seiner Amtszeit als ING-Chef.

Bei den Versicherungstiteln konnten Swiss Life (+1,1%) klar zulegen, während Zurich und Swiss Re (beide +0,3%) moderat im Plus schlossen.

Leicht über dem Marktschnitt legten die SMI-Schwergewichte Nestlé (+0,6%) und Roche (+0,4%) zu. Die Titel des dritten SMI-Schwergewichts Novartis (-0,5%) setzten dagegen ihren seit Wochen anhaltenden Rückwärtsgang fort.

Weiterhin unter Druck standen die Luxusgüteraktien Swatch (-0,2%) sowie Richemont (-1,1%). Die Titel waren bereits in den letzten Tagen wegen der Sorgen um den chinesischen Markt unter die Räder gekommen. Schwach zeigten sich auch die Titel des Bankensoftware-Spezialisten Temenos (-0,4%)

Schlusslicht im SLI bildeten die AMS-Aktien (-1,5%), die weiterhin unter der schwach aufgenommenen Präsentation der neusten iPhone-Generation des Grosskunden Apple litten. Er gehe davon aus, dass die die Umsätze mit Apple bei AMS rasch unter 20 Prozent des Jahresumsatzes fallen könnten, meinte der zuständige Analyst von Oddo BHF.

Am breiten Markt legten die Titel des Immobilienkonzerns Allreal (+1,3%) nach der Übernahme der Immosynergies Holding deutlich zu. Eine stärkere Expansion in die Westschweiz sei schon seit längerem auf der Agenda von Allreal gestanden, hiess es in einem Kommentar von Vontobel. Denn bisher habe sich das Unternehmen vornehmlich auf Zürich konzentriert.

Verluste gab es für die Aktien des Pharmaunternehmens Vifor (-1,8%). Das Ostschweizer Unternehmen hat mit der US-Firma Travere Therapeutics eine Lizenzvereinbarung für die Vermarktung eines Medikaments für Nierenerkrankungen von Travere abgeschlossen. Analysten zeigten sich skeptisch, ob der Deal Wert für die Vifor-Aktionäre schaffe.

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