Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach einem verhaltenen Start zugelegt und kurzzeitig gar ein neues Jahreshoch erreicht. Zwar konnte der Leitindex die Gewinne nicht ganz halten, aber er schloss dennoch fester. Ein Grund dafür war eine grössere Nachfrage nach defensiven Werten, vor allem nach den beiden Marktschwergewichten Novartis und Nestlé. Zudem orteten Händler positive Impulse aus China. Die dortige Zentralbank hatte angesichts der schwachen Konjunktur und anhaltender Probleme am Immobilienmarkt die Zinsen stärker als erwartet gesenkt.

Weil die US-Börsen am Vortag feiertagsbedingt geschlossen gewesen waren, fehlten am Dienstag über weite Strecken die Vorgaben von jenseits des Atlantiks. Dann aber kam es bei den US-Technologiewerten zu Abgaben, was auch hierzulande nicht ohne Folge blieb. Dagegen konnten sich die Blue Chips im Dow Jones gut halten. Mit Spannung warten die Marktteilnehmer bereits auf die Veröffentlichung des Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed am (morgigen) Mittwochabend. Dieses dürfte auf Hinweise für den weiteren geldpolitischen Kurs abgeklopft werden. Zudem legt auch der Chiphersteller Nvidia seine Zahlen am Mittwoch vor. Der Bericht könnte einen Wendepunkt an den Märkten markieren, hiess es am Markt. Denn die Richtung an den Aktienmärkten hänge stark von der Kursentwicklung einiger Tech-Schwergewichte wie Nvidia ab.

Der Leitindex SMI schloss nach einem neuen Jahreshoch bei 11'477 Punkten am frühen Nachmittag am Schluss bei 11'456,96 Punkten (+0,51%). Der die 30 wichtigsten Titel umfassende SLI legte 0,27 Prozent zu auf 1854,24 und der breite SPI 0,32 Prozent auf 14'947,78 Zähler. Im SLI schlossen 17 Titel höher und 13 niedriger.

Getragen wurde der Anstieg des SMI vor allem von den Indexschwergewichten, die schon am Montag den SMI praktisch im Alleingang angeschoben hatten. Novartis (+1,4%) zusammen mit Nestlé (+1,0%) sorgten am Dienstag für starke Unterstützung. Roche GS (+0,1%) hinkten klar hinterher. Der Nahrungsmittelmulti Nestlé wird am kommenden Donnerstag den Jahresbericht veröffentlichen.

Ebenso auch der Versicherer Zurich (+0,8%), dessen Aktien am Dienstag ebenfalls im oberen Drittel des SLI zu finden waren. Auch die Titel der Branchenachbarn Swiss Re (+2,6%) und Swiss Life (+1,3%) rückten klar vor.

Mit Givaudan (+1,1%), Swisscom (+0,8%), Alcon (+0,7%) und Straumann (+0,5%) waren weitere defensive Werte unter den Gewinnern. Mit Schindler (+0,5%), Geberit und SIG (je +0,4%) erfreuten sich zudem auch Aktien zyklischer Firmen mit einem konjunkturstabilen Geschäftsmodell steigender Kurse.

Auf der anderen Seite fielen Sandoz (-3,1%) nach einer Ratingsenkung durch Morgan Stanley negativ auf. Zudem musste der Generikahersteller in der Schweiz sämtliche Hartkapsel-Chargen des Blutgerinnsel-Hemmers Dabigatran aus Vorsichtsmassnahmen zurückrufen.

Unter Druck standen auch Swatch Inhaber (-3,0%) nach den Uhrenexportzahlen für den Monat Januar. Dabei schwächelten vor allem günstige Uhren. Die Titel der auf das oberste Preissegment fokussierten Richemont (-0,1%) hielten sich denn auch klar besser. Bei beiden Aktien war aber im Handel auch von Gewinnmitnahmen die Rede.

Im breiten Markt standen indes Temenos (-5,6%) weiter im Fokus. Der Genfer Bankensoftware-Hersteller leidet seit kurzem unter einem negativen Bericht vom Shortseller Hindenburg Research. Zudem hat Temenos am Vorabend die Zahlen 2023 veröffentlicht und erste Antworten zu den Vorwürfen gegeben. Nach einem Absturz von über 30 Prozent vergangene Woche, hatten sich die Titel am Montag um knapp 9 Prozent erholt, fielen am Dienstag aber wieder zurück.

Technologiewerte wie VAT (-0,6%), AMS Osram (-2,8%), Inficon (-3,0%) und Comet (-2,3%) litten unter einer schwachen Performance von US-Tech-Titeln und gedämpften Zinssenkungserwartungen.

Deutlich tiefer waren Also (-7,8%), CPH (-5,5%) und Siegfried (-7,5%) nach Zahlen.

Oerlikon (+7,3%) dagegen legten ebenfalls nach Zahlen und Restrukturierungsplänen klar zu. Kudelski (+2,5%) schlossen abermals fester. Am Donnerstag berichtet das Unternehmen über das Geschäftsjahr 2023.

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