Zürich (awp) - Zum Wochenschluss ist es am Schweizer Aktienmarkt deutlich aufwärts gegangen. Nach einem bereits freundlichen Auftakt zog der Leitindex SMI im Verlauf weiter an und gewann vor allem nach einer positiven Eröffnung der US-Börsen weiter an Schwung. Der US-Aktienmarkt setzte seine im späten Vortageshandel eingeschlagene Erholung am Freitag fort, weil Börsianer es für denkbar halten, dass die US-Notenbank Fed auf ihrem schnellen Zinserhöhungskurs etwas den Fuss vom Gas nehmen könnte, sollte die Wirtschaft in eine Rezession rutschen und die Inflation sich etwas abkühlen.

Dies dürfe aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stimmung am Markt nach wie vor sehr angespannt sei, betonte ein Händler. Denn nicht nur in den USA, auch in Europa ist das "R-Wort" ein Reizthema. Vor allem die Energiekrise ist auf dem alten Kontinent das grösste Wirtschaftsrisiko. In Deutschland trübte sich der Ifo-Geschäftsklima-Index denn auch etwas stärker als erwartet. Daher fehlt einigen Beobachtern im Hinblick auf die kommenden Handelstage der Glaube, dass das Stimmungstief schon überwunden ist. "Die Angst, auf dem falschen Fuss erwischt zu werden, ist allgegenwärtig", sagte der Händler.

Der SMI gewann schliesslich 3,54 Prozent auf 10'823,12 Punkte. Das Tagesplus entspricht auch in etwa dem Wochenplus, das somit am Freitag eingefahren wurde. Es war erst das zweite Plus der vergangenen zehn Wochen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 3,65 Prozent auf 1665,31 und der breite SPI um 3,37 Prozent auf 13'945,94 Zähler. Alle 30 SLI-Werte legten zu.

Investoren griffen vor allem bei jenen Werten zu, die in diesem Jahr bereits stark Federn lassen mussten, nachdem sie im vergangenen Jahr zu den Favoriten gehört hatten. So verteuerten sich beispielsweise die Papiere des Dentalbedarfherstellers Straumann um 6,5 Prozent. Auch Lonza, Givaudan oder Partners Group gehören zu dieser Kategorie und zogen allesamt zwischen knapp 4 und rund 5 Prozent an.

Zulegen konnten mit kräftiger Unterstützung aus den USA derweil auch die Technologiewerte. Temenos (+4,8%), Logitech (+3,7%) oder VAT (+4,2%) etwa gewannen klar hinzu. Letztere profitierten neben positiven US-Vorgaben von einer verteidigenden Kaufempfehlung durch die UBS.

Auf den Einkaufslisten standen auch Aktien wie Geberit (+4,7%) oder Sika (+3,1%). Rezessionsängste hatten baunahen Werten in den letzten Tagen verstärkt zugesetzt.

Die Schwergewichte Nestlé (+2,9%), Novartis (+3,0%) und Roche (+4,1%) legten etwa im Rahmen des Gesamtmarktes zu. Absicherungstransaktionen wurden geschlossen und zuvor leerverkaufte SMI-Futures zurückerworben, sagte ein Händler.

Stark entwickelten sich auch die Vertreter der Finanzbranche. Julius Bär, Zurich, UBS und CS verteuerten sich allesamt um mehr als 4 Prozent. Die Aktien des Versicherer Zurich profitierten dabei vom Verkauf des Altbestands eines Lebensversicherungsportfolios in Deutschland.

Die US-Töchter der Banken UBS und CS bestanden einerseits den Stresstest der US-Notenbank Fed. Andererseits teilte die CS am späten Freitagnachmittag noch mit, weiteres Geld für die Greensill-Fonds aufgetrieben zu haben.

AMS Osram (+4,1%) hinkten im frühen Handel etwas hinterher, nahmen dann aber ebenfalls Fahrt auf.

Swiss Life und die Swiss Re schlossen mit Aufschlägen von "nur" rund 2,5 Prozent etwas unter dem Gesamtmarkt. Die Titel der Swiss Life hatten bereits am Vortag unter einem negativen Analystenkommentar gelitten. Am Freitag bremsten Aussagen von Goldman Sachs die Papiere des Rückversicherers Swiss Re etwas aus.

Im breiten Markt zogen Bell um 3,1 Prozent an, nachdem der Mehrheitsaktionär Coop eine weitere Aufstockung der Beteiligung angekündigte.

Basilea (+4,6%) waren nach einer Medikamenten-Zulassung in China gesucht. Ausserdem war hier von Deckungskäufen aus dem Lager ausländischer Leerverkäufer zu hören.

Bystronic (-1,8%) wurden hingegen von der Kurszielreduktion durch Kepler Cheuvreux belastet. Und auch einige andere Titel wie Xlife oder Schlatter verloren deutlich.

kw/ra