Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch etwas fester geschlossen. Dabei konnte er die Höchstkurse nicht halten und gab einen guten Teil der zwischenzeitlichen Gewinne im späten Geschäft wieder ab. Händler sprachen von einem Stabilisierungsversuch nach schwachen Vortagen und nicht von einer Erholung. Die Marktteilnehmer seien weiterhin verunsichert und wagten sich nicht aus der Deckung, daher komme es nicht zu der erhofften Gegenbewegung. Ausserdem seien als risikolos geltende US-Staatsobligationen mit einer Rendite von mehr als 5 Prozent nun eben eine echte Alternative zu den risikoreicheren Aktien, meinte ein Händler. Für Unruhe sorgte zudem, dass US-Präsident Joe Biden die US-Zölle für bestimmte Stahl- und Aluminiumimporte aus China verdreifachen will.

Neben dem schwelenden Nahostkonflikt bzw. der Angst vor einer Eskalation stand vor allem die US-Zinsentwicklung im Fokus. Der Markt müsse sich endgültig darauf einstellen, dass es erst nach dem Sommer zu einer ersten Zinssenkung kommen könnte, sagte ein Händler. Fed-Chef Jerome Powell hatte am Vortag gesagt, es werde voraussichtlich länger dauern, bis man mit Blick auf die Inflation wieder Zuversicht an den Tag legen könne. Es sei angemessen, der Geldpolitik mehr Zeit zu geben, damit diese ihre Wirkung entfalte. "Der Juni als Termin für eine Zinssenkung ist wohl abgesagt", so der Händler. Derzeit werden für 2024 noch zwei Zinssenkungen erwartet. "Es waren einmal sechs."

Der SMI schloss nach einem Tageshoch bei 11'287 Punkten um 0,31 Prozent höher auf 11'231,83. Der SLI Index, der die 30 wichtigsten Aktien enthält, legte 0,20 Prozent zu auf 1838,92 und der breite SPI 0,24 Prozent auf 14'897,33 Zähler. Im SLI standen sich 13 Gewinner und 17 Verlierer gegenüber.

Angeführt wurden die Gewinner bei den Bluechips von den Aktien von Richemont (+3,0%). Grund dafür war Konkurrent LVMH, dessen Aktien nach den Quartalszahlen gefragt waren. Die Zahlen seien eher unspektakulär, aber sie zeigten immerhin, dass die Talsohle im Geschäft mit Luxusgütern wohl durchschritten sei, hiess es am Markt. Die Anteile des auf Uhren fokussierten Mitbewerbers Swatch (-1,3%) waren dagegen schwächer.

Gesucht waren zudem die Aktien von Nestlé (+1,6%). An ihnen perlten damit negative Schlagzeilen ab. Der Nahrungsmittelkonzern war am Morgen wegen Zuckerzusatz in Babynahrungsprodukten ins Visier der NGO Public Eye geraten.

Gefragt waren mit Swisscom (+0,8%) und Sandoz (+0,5%) weitere defensive Werte. Zu den Gewinnern zählten auch zyklische Titel wie Schindler PS (+0,8%), ABB (+0,7%) und Kühne und Nagel (+0,7%). ABB und Schindler werden am (morgigen) Donnerstag ihre Quartalszahlen vorlegen.

Die Aktien der Versicherungen, die zunächst im Sog der europäischen Konkurrenten gesucht waren, büssten zum Schluss ihre Gewinne mehrheitlich ein oder rutschten gar ins Minus. So waren Zurich (+0,02%) und Swiss Re (+0,2%) noch gehalten und Swiss Life (-0,2%) im Minus. Dagegen konnte die Banken UBS (+0,5%) und Julius Bär (+0,6%) ihre Gewinne bis nach dem Schlussgong verteidigen.

Die Pharmariesen Novartis (-0,2%) und Roche GS (-0,6%) waren dem Markt trotz positiver Produktnachrichten alles andere als eine Stütze. Andere Gesundheitswerte wie Lonza (-0,7%), Straumann (-0,7%), Alcon (-1,3%) und Sonova (-1,5%) büssten noch mehr an Wert ein.

Sika (-1,0%) setzten am Tag nach Vorlage der Quartalszahlen die Talfahrt fort. Technologietitel wie VAT (-1,0%), Logitech (-1,1%) und AMS Osram (-1,5%) gaben ebenfalls nach. Grund dafür war, dass sich die Nachfrage beim niederländischen Chipausrüster ASML schwächer als erwartet entwickelt hatte.

In der zweiten Reihe sackten Idorsia (-15%) deutlich ab. Die finanzielle Lage der Biotechfirma bleibt schwierig und damit verbunden die Aussicht ungewiss. Laut Händlern gibt es derzeit kaum einen Schimmer Hoffnung, dass sich das Unternehmen die nötige Finanzierung beschaffen kann.

pre/uh