Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt zeigte sich am Donnerstag grösstenteils freundlich. Kurz vor Börsenschluss konnte der Leitindex SMI seine Gewinne gar noch ausbauen. Anleger machten einzig um die defensiven Sektoren einen Bogen, die im laufenden Jahr bisher arg gebeutelten Titel standen dafür im Aufwind. Ihnen half der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed vom Vortag. Diese hob zwar die Leitzinsen um satte 75 Basispunkte an, dämpfte dann aber mit ihren Aussagen die Erwartungen für weitere Zinsschritte. Seither kam es bei den als zinssensitiv geltenden Wachstumswerten - auch hierzulande - zu Kursgewinnen.

Von der Konjunktur gab es im Anschluss am Donnerstag hingegen wenig Gutes: Die US-Wirtschaft ist im Frühling erneut geschrumpft und somit in eine sogenannte "technische Rezession" gefallen. Davon sprechen Ökonomen, wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale hintereinander zurückgeht. "Angesichts der rapiden Verschlechterung der Stimmungsindikatoren könnte das Fed den eingeschlagenen Zinserhöhungskurs jedoch bereits Endes dieses Jahres auslaufen lassen", hiess es weiter. Dies wiederum würde den Marktteilnehmern wohl gefallen. In Deutschland sank derweil die Inflation im Juli leicht. "Der Druck im Inflationskessel bleibt aber hoch", warnte ein Börsianer.

Der SMI schloss schliesslich um 0,66 Prozent höher bei 11'129,33 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der Einzelwerte stärker gekappt ist, legte um 1,02 Prozent zu auf 1712,81 Zähler. Der breite SPI rückte um 0,58 Prozent vor auf 14'395,08 Zähler. Im SLI kamen auf 22 Gewinner acht Verlierer.

Im Fokus standen die schwergewichtigen Nestlé (-0,4%), die schliesslich nur noch leicht im Minus schlossen. Ihr Kursverlauf beeinflusste auch die Richtung des SMI über weite Strecken. Das Halbjahresergebnis übertraf zwar die Erwartungen der Analysten. Doch vermissten die Anleger grössere Überraschungen. Dazu ging der Nahrungsmittelriese als erstes europäisches Konsumgüterunternehmen mit der Senkung des Margenausblicks voraus. So kam es vor allem am Vormittag denn auch wegen der schmäleren Gewinnmargen zu Gewinnmitnahmen bei der Aktie. Zudem standen defensive Titel wie bereits erwähnt nicht in der Gunst der Anlegerschaft.

Daher wurden auch die Pharmatitel Roche (-0,4%), die Anteile der Swisscom (-1,4%) und des Versicherers Swiss Re (-1,4%) und Zurich (-0,7%) verkauft.

Angeführt wurden die Gewinner von den Partners Group (+5,3%), Lonza (+4,6%) sowie den Aktien der Credit Suisse (+3,4%). Die Titel der Grossbank knüpften an den positiven Trend vom Vortag an. Die angeschlagene Grossbank hatte zwar im zweiten Quartal schlechter als erwartet abgeschnitten, aber eine neue Strategie und einen Chefwechsel angekündigt. "Wir werden sehen, ob die neuen Besen wirklich so gut kehren, wie der Markt derzeit vorwegnimmt", sagte ein Händler.

Gesucht waren zudem die Aktien von Sika, Logitech, Julius Bär, VAT, Straumann, Geberit, Holcim oder Kühne+Nagel. Die Titel, die seit vergangenem Herbst zum Teil massiv korrigiert haben, gewannen zwischen 0,8 und 2,9 Prozent.

Deutliche Kursaufschläge gab es nach Zahlen auf den hinteren Rängen. Dabei stachen vor allem GAM (+16%) als grosser Gewinner heraus. Die Nachrichtenagentur Bloomberg schrieb unter Berufung auf Insider, dass die Firma wieder einmal einen Käufer suche.

Auch mit Cosmo (+6,3%) ging es aufwärts. Der Arzneimittelhersteller schrieb im ersten Halbjahr wieder einen Gewinn und schloss zudem für das Akne-Mittel Winlevi eine Lizenzvereinbarung für die Region China ab, was eine Meilensteinzahlung von 6,5 Millionen US-Dollar an Cosmo auslöste.

Die Aktien von Calida gewannen 6,9 Prozent. Der Wäschehersteller schnitt im ersten Halbjahr sehr gut ab. Zudem will Grossaktionärin und Gründerfamilie Kellenberger ihre Anteile im Sinne einer Nachfolgelösung verkaufen.

Auch Meier Tobler (+3,9%), Starrag (+5,5%) und Kardex (+3,4%) waren nach Zahlen gefragt. Dagegen büssten Bucher, Comet, Vontobel und Lem nach Ergebnisvorlage etwas an Wert ein.

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