Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag mit Kursgewinnen eine volatile Woche versöhnlich ausklingen lassen. Auch auf die Gesamtwoche legte der Leitindex SMI zu und dämmte die Verluste für das dritte Quartal zumindest ein. Händler sprachen von einer Gegenbewegung, nachdem in den vergangenen Tagen immer wieder Rezessions- Inflations- und Zinssorgen für Kursrückgänge gesorgt hatten.

Mittlerweise erscheine der Markt auf kurze Sicht überverkauft, hiess es in einem Kommentar. Anleger hätten ihre Aktienpakete immer stärker abgebaut und stattdessen zuletzt Cash gehortet. Die Stimmung am Markt sei so schlecht wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Die Investoren müssten akzeptieren, dass die Zinssätze schneller und höher anstiegen als sie gehofft hätten, so ein weiterer Händler.

Der SMI schloss um 1,39 Prozent im Plus bei 10'267,55 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Plus von 1,2 Prozent, während für das gesamte dritte Quartal noch ein Rückgang um 4,4 Prozent resultierte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg am Freitag um 1,48 Prozent auf 1538,08 Punkte und der breite SPI 1,48 Prozent auf 12'114,36 Stellen. Im SLI schlossen 27 Titel im Plus und drei im Minus.

Die deutlichsten Gewinne entfielen auf den Zahntechnikspezialisten Straumann (+6,8%). Mit den Aktien des Augenheilmittelkonzerns Alcon (+4,9%) und des Hörgeräteherstellers Sonova (+3,9%) zeigen sich zwei weitere Medizinaltechniktitel sehr fest.

Höher notierten auch die Aktien des Bauchemie-Spezialisten Sika (+4,0%). In einem aktuellen Kommentar zeigen sich die Experten von Jefferies nach Gesprächen mit dem ehemaligen MBCC-CEO insgesamt zuversichtlich, dass sich die Übernahme des früheren BASF-Bauchemiegeschäfts für Sika auszahlen wird.

Bei den Finanzwerten schlossen die Titel des Privatmarkt-Spezialisten Partners Group (+3,8%) ebenso wie die Aktien der Privatbank Julius Bär (+2,7%) klar im Plus. Auch die schwer gebeutelten Credit Suisse (+3,9%) legten zu und schlossen mit 3,97 Franken wieder nahe der Marke von 4 Franken.

Moderater zulegen konnten zudem die Versicherer Swiss Life (+2,2%) und Swiss Re (+1,2%). Die Titel des Rückversicherers hatten bereits am Vortag davon profitiert, dass sich der Hurrikan "Ian" kurzzeitig abgeschwächt hatte. Nach grossen Schäden in Florida nahm das Unwetter Kurs auf South Carolina.

Zu den Gewinnern zählten auch ABB (+1,8%). Der Industriekonzern vermeldete am Freitag zum einen den Verkauf der restlichen Beteiligung an Hitachi Energy, zum anderen musste er wegen einem früheren Bestechungsfall in Südafrika hohe Rückstellungen vermelden.

Verhalten höher gingen die Pharmaschwergewicht Novartis (+0,8%) und Roche (+1,0%) aus dem Handel. Die Aktien des Nahrungsmittelriesen Nestlé (+0,5%) stiegen ebenfalls unterdurchschnittlich an.

Zu den schwächeren Titeln gehörten die Aktien der Uhrenkonzerne Swatch (+0,5%), während Richemont (+1,5%) etwas deutlicher zulegten. Die wenigen Verlierer unter den Bluechips umfassten die Aktien des Versicherers Zurich (-0,1%), des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (-0,3%) und des Telekomkonzerns Swisscom (-0,7%).

Am breiten Markt vollführten Polypeptide (+8,7%) einen Kurssprung nach oben. Nachdem die Titel des Peptid-Auftragsherstellers im laufenden Jahr fast 80 Prozent nachgegen haben, sahen die Analysten von Baader Helvea nun einen guten Einstiegspunkt für langfristig orientierte Investoren.

Clariant (+7,1%) konnten ebenfalls von einer positiven Analystenstudie profitieren: Die Credit Suisse-Experten erwarten, dass das Spezialchemieunternehmen mit höhermargigen Produkten von der "grünen Welle" profitieren kann. Die Konsumkreditbank Cembra (+3,0) gab den Kauf eines Anbieters im "Buy now pay later"-Geschäft bekannt und bestätigte gleichzeitig seine Guidance.

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