Zürich (awp) - Die Schweizer Börse hat sich zum Wochenende hin in Rekordlaune gezeigt. Der Leitindex SMI, der vergangenen Dienstag erstmals in der Geschichte die Marke von 11'500 Punkte geknackt hatte, setzte die Rekordjagd am Freitag nach verhaltenem Start fort. Treiber waren unter anderem die Kursgewinne des Pharmakonzerns Roche, der am Asco-Krebskongress mit guten Nachrichten zu überzeugen wusste. Zudem wurden Inflationssorgen nach enttäuschenden Job-Daten aus den USA vorübergehend in den Hintergrund gedrängt.

Der mit Spannung erwartete Bericht zum US-Arbeitsmarkt konnte die hochgesteckten Erwartungen nicht ganz erfüllen. Die Erholung an der Job-Front hat sich im Mai zwar fortgesetzt, dies aber nicht ganz so klar wie von Ökonomen erwartet. In vorliegenden Fall seien schlechte Nachrichten für die Börse allerdings gute Nachrichten, kommentierten Händler. Im Vorfeld der Zahlenvorlage hatten sich die Anleger nämlich vor einer "zu guten" Entwicklung und sich dadurch verstärkenden Inflationssorgen gefürchtet. Angesichts des anhaltenden Aufwärtsdrucks auf die Löhne bleibe die Gefahr vor einer Lohn-Preis-Spirale aber intakt, warnten Ökonomen.

Der SMI schloss die erste Juni-Woche auf dem neuen Allzeithöchststand von 11'570,68 Punkten ab. Damit legte der Index am Freitag um 0,52 Prozent zu und gewann auf Wochensicht 1,3 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückte am Freitag um 0,41 Prozent auf 1889,08 und der breite SPI um 0,56 Prozent auf 14'918,59 Zähler vor. Bei den Schweizer Blue Chips standen sich zu Handelsende 20 Gewinner und 10 Verlierer gegenüber.

Zu den Gewinnern zählten die Pharmaschwergewichte Roche (+1,3%) und Novartis (+0,5%). Insbesondere die Roche-Genussscheine kletterten mit News zur Produktpipeline in die Höhe. So haben die Basler in Studien mit experimentellen Antikörpern und neuen Kombinationsverabreichungen mit dem Medikament Polivy einen verbesserten klinischen Nutzen für Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphom festgestellt.

Das dritte Schwergewicht im Bunde, Nestlé, legte ohne News ebenfalls um kräftige 1,0 Prozent zu. Noch stärker nach oben ging es bei den Blue Chips mit AMS-Osram (+4,4%), die vom geplanten Verkauf von Teilen des US-Geschäfts profitierten. Ausserdem dürfte der Konzern Händlern zufolge auch zu den Profiteuren der US-Sanktionen gegen chinesische Halbleiterhersteller zählen.

Der Bankensoftwarehersteller Temenos konnte die derzeit positive Tendenz (+3,0%) am Freitag fortsetzen, nachdem er eine Partnerschaft mit Huawei angekündigt hatte. Besonders gefragt waren etwa auch die Aktien des Augenheilkundekonzerns Alcon (+1,2%) oder des Dentaltechnikers Straumann (+1,1%).

Grössere Einbussen verzeichneten dagegen Swatch (-1,1%). Die Wettbewerbskommission (Weko) hat gegen die Tochter Nivarox eine Vorabklärung eingeleitet. Nivarox soll gemäss der Weko die dominierende Marktposition als Zulieferer von Komponenten für mechanische Uhrwerke missbraucht haben. Gewinne mitgenommen wurden bei Holcim (-0,9%).

Relativ kräftige Einbussen verbuchten auch Finanzwerte wie jene von Swiss Life, UBS (je -1,1%) oder Swiss Re (-0,4%). Die in der Branche sehnlichst erwartete Zinswende dürfte nach den heutigen Job-Daten noch etwas länger auf sich warten lassen. Der UBS wurde derweil Kreisen zufolge ein Interesse am Asset Management des niederländischen Versicherers NN Group nachgesagt.

Am breiten Markt hat eine Kaufempfehlung der UBS den Papieren von EFG (+2,6%) Auftrieb verliehen. Auch Dottikon ES (+7,9%) wurden nach einer Hochstufung durch die ZKB gekauft. Das Spezialitätenchemieunternehmen habe mit den starken Jahresergebnissen, insbesondere bei der Profitabilität, überrascht, meinte der zuständige Analyst.

Die von Novavest (-3,3%) angekündigte Kapitalerhöhung wurde dagegen mit Verkäufen abgestraft. Bei Santhera (-11%) wurden nach dem Kurssprung zu Wochenbeginn weitere Kursgewinne mitgenommen.

mk/uh