Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Mittwoch nicht vom Fleck gekommen. Ausgebremst wurde der Leitindex SMI von seinen defensiven Schwergewichten Nestlé und Roche. Dafür langten die Investoren bei stärker von der Konjunktur abhängigen Papieren zu. Denn das Geschehen am Markt war von Hoffnungen auf eine Konjunkturerholung geprägt. Laut Händlern setzte sich die Zuversicht durch, dass beim Coronavirus das Schlimmste vorbei ist.

So flache sich die Kurve der Neuansteckungen mit dem Virus ab. Ausserdem hätten Vertreter verschiedener Notenbanken für eine gewisse Beruhigung gesorgt. So sah etwa Fed-Präsident Jerome Powell das Virus nicht als ernsthafte Bedrohung für die US-Wirtschaft. "Es herrscht Optimismus, dass der Einfluss auf die US-Konjunktur minimal bleiben wird", sagte ein Händler. Nicht alle teilten seinen Optimismus. "Was bleibt, ist das Risiko, dass die Epidemie erst richtig los geht, wenn China in Teilen des Landes die Quarantäne-Zonen aufhebt", sagte ein anderer Börsianer.

Der SMI schloss schliesslich mit einem Minus von 0,11 Prozent bei 11'089,24 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, beendete den Handel hingegen mit einem Plus von 0,07 Prozent bei 1'704,36 Punkten, während der umfassende SPI um 0,21 Prozent nachgab auf 13'369,93 Zähler. Im SLI hielten sich Gewinner und Verlier in etwa die Waage.

Für Donnerstagmorgen stehen vier Blue Chips mit Zahlen auf der Agenda. Die Aktien von Nestlé (-1,3%) und Zurich (-0,4%) wurden am Tag vor der Zahlenvorlage eher gemieden. Gerade die Abgaben bei Nestlé stellten zusammen mit den Genussscheinen von Roche (-0,4%) denn auch die grössten Bremsklötze für den Gesamtmarkt dar. Bei Nestlé seien in den letzten Wochen aufgebaute Safe-Haven-Positionen vereinzelt wieder glattgestellt worden, erklärte ein Händler. Er verwies auf "übertrieben" hohe Erwartungen an die morgen anstehenden Jahreszahlen.

Mit Sonova (-0,4%) und Givaudan (-0,9%) zogen sich Investoren zudem noch aus weiteren, eher defensiv eingeschätzten Titeln zurück.

Die Kursverluste bei Schindler (-1,4%) dürften wohl im Zusammenhang mit den jüngsten Drohgebärden des Unternehmens stehen. Verwaltungsratsmitglied Alfred Schindler kritisierte die Übernahmepläne des Konkurrenten Kone scharf. Kone liebäugelt mit der zum Verkauf stehenden Aufzugssparte von Thyssenkrupp.

Eine Achterbahnfahrt erlebten die AMS-Aktien (-1,6%). Nach morgendlichen Gewinnen wurden die Papiere ans Tabellenende durchgereicht. Der Sensorenhersteller hatte über Nacht 3,35 Millionen Aktien zu 44,25 Franken bei institutionellen Investoren platziert.

Wenig verändert schlossen dafür Clariant (-0,2%), die ebenfalls ihre Zahlen präsentieren werden. Bei der Firma kommt es zu einem Wechsel beim Posten des Finanzchefs. Analysten erwarten keine Änderungen in der aktuellen Strategie.

Unter den grössten Gewinnern waren Swatch (+1,6%) und Richemont (+1,5%) zu finden. Die Titel hatten in den letzten Monaten besonders stark unter Themen wie Handelsstreit, Unruhen in Hongkong und zuletzt dem Coronavirus gelitten. Die sinkende Zahl der Neuansteckungen wirkte sich laut Händlern hier nun besonders positiv aus.

Darüber hinaus griffen Investoren bei Bankaktien zu, wie die Kursaufschläge zwischen 0,5 und 1,4 Prozent bei UBS, CS und Julius Bär zeigten. Die CS wird ebenfalls am Donnerstag über den jüngsten Geschäftsverlauf berichten. Es wird der letzte Auftritt von Noch-Konzernchef Tidjane Thiam sein.

Im breiten Markt fielen die Aktien der TX Group mit einem Plus von 5,7 Prozent auf. Händler begründeten die Kursgewinne erneut mit spekulativen Käufen, nachdem ein Investor die Möglichkeit eines Börsenrückzugs genannt hatte.

Straumann (-1,9%) wurden von der Angst vor einem möglicherweise konservativen Ausblick für 2020 belastet. Wie es im hiesigen Handel hiess, könnte der Dentalimplantatehersteller aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs in China im ersten Moment eher tiefstapeln.

kw/tp