Zürich (awp) - Die Schweizer Börse hatte zu Wochenbeginn in einem nervösen Handel ihr kleines Plus der defensiven Ausrichtung des hiesigen Handelsplatzes zu verdanken. Der Schweizer Aktienmarkt hielt sich damit allerdings besser als andere Börsenplätze, die zum Teil deutlich ins Minus rutschten. Verschiedene Faktoren liessen Anleger bei konjunkturresistenten Papieren zugreifen: Etwa die anhaltenden Verhandlungen um eine Anhebung der US-Schuldenobergrenze, die globale Energiekrise und die neuen Entwicklungen um den wankenden chinesischen Immobilien-Konzern Evergrande.

Nicht geholfen hat, dass die Ölfördergruppe Opec+ ihre Tagesproduktion trotz Knappheit am Weltmarkt im November "nur" um die geplanten 400'000 Barrel anheben wird. Damit bleibt die Lage am Ölmarkt angespannt und die Preise dürften weiter steigen. Dazu kommt die Sorge, dass die Zinssätze eher früher als später steigen könnten. Laut Experten steht bei der US-Notenbank ein Tritt auf die Bremse der ultralockeren Geldpolitik wohl unmittelbar bevor. Diese gilt als wichtigster Treiber der Börsenrally der vergangenen Jahre.

Der SMI notierte zum Schlussgong 0,06 Prozent höher bei 11'582,35 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab um 0,43 Prozent auf 1869,86 und der breite SPI um 0,19 Prozent auf 14'933,24 Zähler nach. Im SLI standen 9 Gewinner 21 Verlierern gegenüber.

Angesichts der grossen Verunsicherung griffen die Anleger bei den als sichere Häfen geltenden defensiven Werte aus dem Gesundheitsbereich wie Roche (+1,2%) und Novartis (+0,3%) zu. Auch Vifor Pharma (+0,6%) und Nestlé (+0,3%) wurden in die Depots geholt.

Höhere Kurse gab es auch beim Telekomtitel Swisscom (+1,7%), der als dividendenstark gilt.

Auf der anderen Seite wurden konjunktursensitive Titel verkauft. Allen voran Kühne+Nagel sackten um 5,3 Prozent ab. Die Titel des Logistikers sind in diesem Jahr sehr gut gelaufen - die Jahresperformance liegt immer noch über +50 Prozent. Auch die Medizinaltechniker Straumann (-2,1%), Sonova (-2,4%) und Alcon (-2,5%) weisen in diesem Jahr satte Kurssteigerungen aus.

Verluste erlitten auch Technologiewerte wie AMS (-2,2%), Temenos (-1,0%) und Logitech (-0,5%). Diese seien bei anziehender Inflation und höheren Zinsen als Wachstumswerte eben weniger gefragt, sagte ein Händler.

Finanzwerte tendierten uneinheitlich. Während die Papiere der Vermögensverwalter Partners Group (-2,4%) und Julius Bär (-1,1%) verkauft wurden, sanken die Grossbankenaktien Credit Suisse und UBS "nur" um 0,5, resp. 0,1 Prozent. Die Versicherer Zurich (-0,3%) und Swiss Re (+0,1%) hielten sich ebenfalls vergleichsweise gut.

Am breiten Markt brachen die Aktien von Aryzta um 9,7 Prozent ein. Der Bäckereikonzern ist im vergangenen Geschäftsjahr organisch zwar weiter geschrumpft, aber leicht profitabler geworden. Händler beurteilten das Ergebnis als recht gut. "Aber die Markterwartungen sind eben im Vorfeld der Zahlen massiv gestiegen." Der Kursabschlag sei daher die logische Konsequenz darauf gewesen.

Die Aktien von Cosmo (-5,0%) gaben auch klar nach. Cosmo will die Dermatologie-Tochter Cassiopea (-0,6%) wieder ganz übernehmen und will diese mit eigenen Aktien kaufen.

Etwas höher schlossen Medmix mit plus 0,4 Prozent auf 44,20 Franken. Die Aktie des Börsenneulings verspürte laut Händlern mehr Interesse, nachdem der Börsenstart letzte Woche nicht gerade ein Erfolg gewesen sei. Die Aktie war zu 45 Franken ausgegeben worden und schloss am ersten Tag bei 44 Franken. Doch nun dürfte die Bereinigung wohl abgeschlossen sein, hiess es.

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