Zürich (awp) - Nach einer kurzen Erholung zum Wochenstart hat der Schweizer Aktienmarkt am Dienstag bereits wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Allerdings konnte der Leitindex SMI die Verluste im Verlauf eingrenzen. Auslöser der Abgaben waren laut Händlern wiederum die Befürchtungen, dass die US-Notenbank Fed die geldpolitischen Zügel rascher und stärker als bisher angenommen straffen könnte und dass dies dann auch die Konjunktur schädige. Auch im SMI Volatilitätsindex zeigte sich die gestiegene Nervosität. Das "Angstbarometer" legte um rund 9 Prozent zu.

Zusätzlich angeheizt wurden die Sorgen durch den auf Mehrjahreshoch gestiegenen Ölpreis. Ausserdem ist die Rendite zehnjähriger US-Anleihen so hoch wie seit rund zwei Jahren nicht mehr, was zusätzlich auf den Aktien lastete. Derzeit werden bis zu vier Zinserhöhungen des Fed im laufenden Jahr eingepreist. Zudem könnte das Fed seine aufgeblähte Bilanz bald zurückführen. Dies machte vor allem den US-Technologiewerten zu schaffen, hiess es. Denn für die hoch bewerteten Wachstumswerte verschlechterten höhere Zinsen die Finanzierungsbedingungen. "Kein Wunder lassen vor allem die Werte, die 2021 überdurchschnittlich stark gestiegen sind, nun auch überdurchschnittlich stark Luft ab", sagte ein Händler.

Der SMI schloss 0,82 Prozent tiefer auf 12'529,56 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 1,14 Prozent auf 2002,38 und der breite SPI 0,95 Prozent auf 15'876,69 Zähler ein. Im SLI standen 24 Verlierern vier Gewinner gegenüber. Zwei (Kühne+Nagel und Vifor) waren unverändert.

Der Schweizer Leitindex SMI hatte am ersten Handelstag des neuen Jahres bei 12'997 Punkten noch einen Rekord aufgestellt. Seither hat er in nur zwei Wochen nun rund 470 Punkte eingebüsst.

Die stärksten Verluste verbuchten am Dienstag mit Einbussen zwischen 6,4 und 1,9 Prozent Straumann, Partners Group, Sika, Sonova, Lonza und Givaudan - unterschiedliche Unternehmen, deren Aktien 2021 stark gestiegen waren. Aber auch Holcim (-1,7%), die seit Jahresanfang gut elf Prozent zugelegt haben, oder die 2022 bisher um 6 Prozent höher gehandelten Adecco (-1,5%) litten unter Gewinnmitnahmen.

Unter Druck standen auch Vertreter der Technologiebranche wie Logitech (-1,9%), Temenos (-1,8%) und AMS (-1,2%). Entsprechend gehörten auch am breiten Markt Techtitel wie Inficon, VAT, Comet, Sensirion oder auch U-Blox mit einem Minus zwischen 5,0 und 1,7 Prozent zu den Verlierern. Händler verwiesen zur Begründung auf die Wall Street, wo die seit einiger Zeit schwächelnde Technologiebörse Nasdaq ihren Abwärtstrend fortsetzte.

Tiefer schlossen auch die Aktien der Luxusgüterhersteller Swatch (-0,9%) und Richemont (-1,3%). In einer Branchenstudie senkte Morgan Stanley Rating und Kursziel für Swatch und äusserte sich zurückhaltend zur Branche. Erste Hinweise auf die Entwicklung in der Branche wird am (morgigen) Mittwoch Richemont mit dem Zahlen zum Schlussquartal 2021 liefern.

Gewinner waren die defensiven Swisscom (+0,7%), die Versicherer Swiss Re (+0,9%) und Swiss Life (+0,1%). Bei den Schwergewichten trotzten einzig Nestlé (+0,4%) dem Negativtrend. Roche (-0,7%) und Novartis (-0,4%) schlugen sich aber besser als der Gesamtmarkt.

Im Gegensatz zu den Versicherungen reihten sich die Banken CS (-1,4%), UBS (-1,3%) und Julius Bär (-0,4%) bei den Verlierern ein. Auslöser dafür waren enttäuschende Zahlen der US-Bank Goldman Sachs.

GAM (-17%) sackten ab, nachdem das Unternehmen für 2021 einen weiteren Verlust in Aussicht gestellt hatte. Nach Zahlen schwächer schlossen auch die Lindt&Sprüngli-Namenaktien (-3,0%) und die Partizipationsscheine (-4,1%). Dem standen Kursgewinne von 2,8 Prozent bei Molecular Partners gegenüber.

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